Montag, 7. September 2009

27.8.09 Lemgo

(Gewidmet unserem Freund Hans Jacobs)

Mit dem Taxi geht es zum Flughafen nach Adana. Schon bald finden wir uns in der kleinen Abfertigungshalle dieses Flughafens, von dem aus ich - und öfter noch Mine - schon so häufig aufgebrochen sind nach Hause. Kurz nach sechs Uhr morgens starten wir nach Istanbul. Ich erinnere keine besonderen Vorkommnisse, nur ein Käsesandwich in meiner Hand, das in der Luft genauso schmeckt wie zehn Kilometer weiter unten. Laufen später über den weitläufigen Atatürk-Flughafen in Istanbul, dessen Tücken der Orientierung wir kennen und mit unserer Erfahrung entschärfen. Wie stärken uns mit einem Kaffee im Pappbecher für umgerechnet 5 Euro das Stück. Auch das ist ein übliches Fluhafenritual, das begleitet wird von den immer ähnlichen Kommentaren über den unverschämten Preis. Diese Prozedur ist einer der Bausteine, aus denen sich die Lust auf zu Hause zusammensetzt, denn zu Hause ist der Ort von Hülle und Fülle für Bedürfnisse dieser Art. Ansonsten stellt sich mehr und mehr der Gedanke an zu Hause ein, wie alle aussehen und was es zu erzählen gibt. Um die Mittagszeit landen wir in Hannover, wo wir geübt das Gepäck vom Laufband stemmen. Dann werden wir von meinen Erltern herzlich begrüßt und das war natürlich ganz toll. Mit dem neuen Auto meiner Eltern geht es dann durch die vertraute, wohlgefügte und geordnete, ruhige Landschaft nach Lemgo. Hier erwartet uns ein seeliger, sonniger Nachmittag auf der Terrasse meiner Schwester mit den Kindern, Moni, meinen Eltern und Uwe, der auch schon bald von der Arbeit kommt. Es wird erzählt, alle Geschenke aus dem Koffer und Rucksack gerissen und überreicht, leckere Kohlrollen gibt es dazu und dann Pflaumenkuchen mit Früchten aus dem eigenen Garten. Die Kinder sind zum Abküssen noch unhandlicher geworden. Ansonsten bedarf es nur wenig Zeit bis man Anschluß findet an Wohlbekanntes, gut Erinnertes und Althergebrachtes, das sich vermengt mit den Neuigkeiten und dem sich langsam Wendenen. Alle sind süß und das ist köstlich und man muß das ausnutzen. Wir fragen uns, ob wir in den Augen der anderen, die uns willkommen heißen, verändert erscheinen. Wir vergessen leider, das zu fragen. Das halbe Jahr unserer Reise fühlt sich nicht lang an aus unserer Perspektive, aber wird sehen doch einige Veränderungen an unseren Lieben. Irgendwann gegen Abend bringen meine Eltern uns in den brachliegenden Spiegelberg. Bereits kurz nach dem Absetzen des Gepäcks sind wir überfordert mit dem Wiedergekommensein. Schweigend hocken wir am Tisch und öffnen den Stapel Post. Außer einem stattlichen Knöllchen und den zusätzlichen zwei Punkten in Flensburg (während des Hineilens zur Iranischen Botschaft in Frankfurt) gibt es nichts wirklich Bewegendes. Der Kühlschrank ist noch ganz leer. Wir nöckeln müde und überwältigt rum und einigen uns nach einigem mühsamen hin und her, eine Pizza zu bestellen. Die ist weniger köstlich als gedacht, vervollständigt aber unsere Bettschwere, der wir schon bald nachgeben. Wohlbehalten und geborgen liegen wir in heimischen Betten und freuen uns, daß dieses Gefühl von Wohlbehaltensein und Geborgensein auch auf der Reise immer wieder zu uns gekommen ist. Hoffentlich reicht die Freude darüber weit in unsere kommenden Tage.

Nachsatz:
Mit dieser Ankunft endet unser Blog, der uns als Begleiter fehlen wird. Er ist uns sehr ans Herz gewachsen.

Dienstag, 1. September 2009

26.8.09 Adana

Morgens: letztes Obst essen, die zwei letzten Tassen abwaschen, Sicherungen umlegen, Wasser abdrehen, alles verschließen in der Wohnung. Um neun holt der Dolmus uns ab und fährt uns nach Adana. Zunächst holen wir am Flughafen unser Ticket ab und bezahlen. Danach per Taxi ins Akdeniz Hotel. Danach erster Hunger, wir gehen essen, es sollte nur eine Kleinigkeit werden, wurde aber mehr. Danach sind wir hochmotiviert, unseren Lieben hier ein paar Mitbringsel zu kaufen. Es ist ein wahres Feuerwerk, das wir entfachen. Kaufen Ohrringe für Lina und Sophie, eine Kette für Marc und Erol, einen Ring für meine Mutter, ein Armband und Shirt für Julie, ein T-shirt für Uwe und ein Hemd mit Weste für meinen Vater, dann noch 2,5kg Knabberzeug etc.. Für uns fallen auch ein paar Schönheiten ab, Schmuck natürlich. Endlich wurde dieses Kapitel nicht nur aufgeschlagen, sondern es wurde auch kräftig in ihm gelesen. Wir brauchen natürlich auch Andenken an diesen Lebensabschnitt. Danach haben wir unser Pulver ziemlich verschossen und auch die gängigen Aufputschmittel wie Tee und Kaffee vertreiben die Müdigkeit nicht mehr ganz. Auf der Bettkante im Hotelzimmer ein letztes Bier, geteilt und dazu das letzte Käsebrot vom Morgen in Erdemli. Wir versuchen ein paar weihevolle Gedanken angesichts des letzten Abends dieser Reise, angesichts der Bettkante, auf der wir sitzen und den Päckchen für daheim vor uns. Man möchte etwas Überblickendes sagen und auf etwas Zukünftiges schwören und schon jetzt einmal probeweise an das Erfahrene appellieren. Alles schwer. Von den fremden Fensterbänken, auf die wir zum Um- und Rausgucken gelehnt waren, treten wir zurück. Wir verlassen unsere Rucksäcke, schicken sie wieder in den Schrank. Wir freuen uns auf vieles zu Hause. Wir beschließen diese Zeit der ruhigen Einkehr, des Einrückens, des Ordnens, des Herumdenkens, des neugierigen Umherziehens, der unbestimmten, freien Tage und erwarten und begrüßen eine neue Zeit. Viel haben wir von uns erfahren, mehr noch als von der Welt. Erstaunlich friedlich und gut schlafen wir bis vier Uhr und schultern dann schon bald unser vieles Gepäck.