19.3.09
Heute morgen noch auf dem Weg zum Bäcker Versuch vier und fünf zum Besuch der orthodoxen Kirche. Gestern war ein Politiker zu Besuch, so dass man nicht rein durfte. Heute war auch zu Öffnungszeiten nichts zu erreichen. Kein Kommentar.
Am Nachmittag Besuch der Höhlenkirche St. Pierre kilisesi am Hang, wo sich die ersten Christen Antiochiens trafen. Das ganze unspektakulär und ein wenig trostlos für nur 8 YTL pro Person. Dafür ein paar bettelnde Kinder, die sich als Führer anbieten und ein Blick über die Stadt zwischen den Hügeln in gedämpftem gelb und orange und zahllose umherfliegende Plastiktüten, die den Wind versinnbildlichen, der einem sowieso um die Ohren weht.
Den ganzen Tag kreisten die großen Busse der türkischen Wahlkämpfer unter ohrenbetäubend lauter Musik durch die Straßen, überall Fahnen und eben auch Politiker. Es stehen Kommunalwahlen im Land an. Zur Auswahl stehen die AKP, die MHP und die CHP. Kann man laut Mine alle nicht wählen. Besonders viele Fahnen der nationalistischen MHP, was bedenklich erscheint.
Kommen gerade von der Chorprobe. Schwester Barbara hat uns mitgenommen nach einem wunderbaren Abendessen von Melek (Manti mit Jogurtknoblauchsoße, Grünkern mit Kichererbsen und Bulgur und überbacken mit Käse, Chorba mit Huhn und Gemüse, Reis, Salat, Humus, Jogurt und Brot - köstlich) und einer heute nur kurzen Abendandacht bei bullerndem Ofen (Mines Werk). Der Chor heißt bezeichnenderweise “Medeniyetler korosu”, was sich mit “Zivilisation” übersetzen läßt und ist mittlerweile sehr berühmt und die Stadt Antakya schmückt sich gerne mit ihm. In ihm singen Menschen aus sechs Religionen: Juden, katholische Christen, muslimische Sunniten, muslimische Aleviten, Armenisch-orthodoxe und Griechisch-orthodoxe. Das türkische Fernsehen war da und hat Aufzeichnungen gemacht. Das war eine muntere Gruppe, die sich da traf, um aus Leibeskräften Stücke aus den verschiedenen vertretenen religiösen Traditionen zu singen. Nachdem die vielen Zigaretten ausgedrückt und Tee und Kaffee getrunken war, verebbte das Schnattern und die Probe begann. Die Teilnehmer saßen während sie sangen, was für uns ungewöhnlich ist. Die Chorleiterin wurde heute vertreten durch einen freundlichen und lockeren Mann, der eigentlich Tänzer ist und der in wunderbaren Gebärden den Chor führte, nachdem er uns eingangs herzlich begrüßt hatte. Dieser Chor singt seit zwei Jahren zusammen und sie hatten schon Konzerte in New York, Istanbul, Ankara und demnächst im Libanon. Reihum wird der ganze Chor von den verschiedenen Religionsgemeinschaften eingeladen und dabei bekocht, mal in der Synagoge, mal in einem armenischen Dorf etc. Wem würde das nicht gefallen?
Freitag, 20. März 2009
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