Mittwoch 18.3.09
Gestern wollten wir dann trotz des Luxus in unserem schönen Hotel das quirlige Adana verlassen. Vorher wieder einer dieser sinnlosen Versuche das Ethnographische Museum von Adana zu besuchen, vor dem wir auch schon bei Voraufenthalten mehrfach ergebnislos gestanden haben. Diesmal scheiterte es an Renovierungsarbeiten, von denen aber nix zu sehen war. Auch den kleinen Garten um das Museum durften wir nicht angucken, wegen eventuell herabfallender Steine oder umfallender seldschukischer Grabsteine und sonstiger “Sicherheitsgründe” (worauf sonst nicht so viel Wert gelegt wird).
Dann sollte es weitergehen nach Antakya. Der Mann in der Kent-Agentur, mit der wir reisen wollten, hat uns von dem Stühlchen, auf dem wir schon einige Zeit im Schatten auf unseren Einsatz warteten, zu spät zu dem Treffpunkt für den Servicedolmus geschickt, der uns hätte zum Otogar bringen sollen. Trotz Hetzens mit dem ganzen Gepäck entlang vierspuriger staubiger Straßen kamen wir dort zu spät an. Servicedolmus weg. Wir wurden kurzerhand in einen anderen Dolmus buggsiert und nach wenigen Metern wieder rausgeschubbst. Dann in den nächsten Dolmus rein, unter lautem Schimpfen des Fahreres, der wie wir nicht verstand, was wir in seinem Kleinbus wollten, den wir mit unserem Gepäck zudem noch erbarmungslos verstopften. Am Otogar wurden wir von einem Mitarbeiter von Kent in Empfang genommen, der uns zum Reisebus bringen wollte. Ehe ich Näheres verstand, hat sich Mine den Mann erstmal vorgeknöpft, wegen der Unannehmlichkeiten für uns mit dem Geschubbse von Dolmus zu Dolmus. Mines Adern am Hals ganz geschwollen und der Mann händeringend, versuchte sich im Namen der Busgesellschaft zu entschuldigen. Mine war nicht zu besänftigen. Ich hatte prinzipiell nicht verstanden, worum es ging, war wie immer einfach zufrieden, dass wir angekommen waren, wohin wir gewollt hatten. Aber Mine war wie ein Inferno. Ich lächelte dem Mann ermutigend zu: das wird wieder. Er meinte irgendwann besänftigend, ich (der Gast) sollte mich auf die Bank setzen und er würde mit Mine zum Chef gehen, damit sie sich da weiter beschweren könnte. Mine fragte: “Warum soll Sie denn alleine hier auf der Bank sitzen?” Der Mann: “Weil es hier sonnig ist”. Mine entschied, mich nicht allein auf der Bank (zugegeben in der Sonne) zu belassen und bat den Mann, die Beschwerde weiterzugeben, “damit sie wenigstens wissen, warum ihnen die Kunden wegbleiben”. Alle 6 Fahrgäste stiegen mit den zwei Busfahreren in den großen Reisebus, der kommentarlos nach einigem Rangieren 100m weiter in die Werkstatt
fuhr, um kleinere Reparaturen vorzunehmen. Keiner fragte was, keiner sagte was dazu. Da Mine leider schon verausgabt war, konnten wir diesen Mißstand leider nicht vor Ort mit dem Busfahrer aufbereiten. Man kommt halt in die Jahre. Irgendwann ging es weiter.
Wir kamen in Antakya an als es bereits dunkel war. Alleine hätten wir Schwester Barbara und ihre Gästhaus nicht gefunden in der verschachtelten Altstadt, die noch dazu von den in den Gassen auf Augenhöhe endenden Ofenrohren vernebelt und verräuchert war. Es war kalt und die Menschen heizen noch des abends. Eine junge Frau aus dem Bus und zwei kleinen Jungen aus dem Viertel haben uns schließlich an den Ort gebracht, der uns freundlich empfing. Abendessen mit Schwester Barbara, Pater Francoise, Niki (eine Engländerin, die in Albanien lebt und versucht dort zu missionieren), Secil und Melek (die Köchin). Mine und ich gleich mittendrin und es geht über den Tisch in Türkisch und Deutsch und Englisch. Danach Taize-Lieder in der kleinen katholischen Kirche um die Ecke und dann gemeinsames Teetrinken im Gästehaus. Es folgte tiefer Schlaf nach den Eindrücken des Tages.
Heute morgen schönes Frühstück in der Sonne im Innenhof des Gästehauses nach gelungenem Einkauf (Kabak tatlisi (eingelegter süßer Kürbis), gesalzener Jogurt, Baharatli peynir (sehr scharfer kleiner kugelrunder Käse), türkischer Tee aus Rize, arabisches Brot und selbstgemachte “Dorfbutter” aus gekochter Milch, die erst zu Jogurt und dann zu Butter gemacht wird) auf dem Basar durch Mine. Mal sehen, was der Tag noch bringt, wir gehen es ruhig an.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen