Donnerstag, 14. Mai 2009

10.5.09 Abyaneh

Lassen uns vom Taxi abholen, um uns in das 80km entfernte Abyaneh bringen zu lassen. Abyaneh ist ein abgeschiedenes Bergdorf mit 700 Einwohnern und einem Hotel. Es liegt am Fuße des Mt Karkas (3899m) auf einer Höhe von 2235m. Es ist am Hang gebaut, die vorherrschende Farbe ist ein erdiger Rot-Ton, die Häuser haben fast alle einen Lehmputz. Wegen der Abgeschiedenheit spricht man hier zum Teil noch Mittelpersisch. Asch lange nach der Islamisierung waren die Einwohner der Lehre Zarathustras treu geblieben. Das Dorf ist mindestens 1500 Jahre alt. Die Menschen haben eine spezielle, sehr schöne und bunte Tracht mit einem großen Tuch für Kopf und Oberkörper mit Rosen auf weißem Grund, einen schwarzen Rock, der bis kurz über das Knie geht und in sehr sehr viele Falten gelegt ist, darüber kommt ein sehr buntes Kleid, das nicht so lang ist wie der Rock.
Das von unserem Hotel für uns bestellte Taxi in Kashan fuhr uns ohne weitere Umstände zum Busbahnhof. Als dort jemand den Kopf zum Fenster hereinsteckt und fragt “Teheran?”, wird uns klar, daß die Sache nicht so gut gelaufen war. Der Irrtum ließ sich aufklären und wir setzten die Fahrt nun in Richtung Abyaneh fort. Eine Verständigung mit dem jungen Fahrer war kaum möglich, da er kein Wort Englisch sprach. Wir fuhren immer in Richtung der Berge. Sahen ca.30km vor Abyaneh viel Militär, wahrscheinlich da in der Nähe eine nukleare Aufbereitungsanlage liegt. Fahren dann in einem breiten Tal, das sehr grün ist und erreichen irgendwann Abyaneh und sein gleichnamiges Hotel. Der Taxifahrer war mit den 15000 Toman (12 Euro), die wir im probeweise anboten sehr zufrieden. Er hatte zurückhaltend selber keinen Preis genannt. Das Hotel ist schön. Wir trinken Tee und gehen dann ins Dorf, entlang der Gärten und auf einen benachbarten Hügel mit einer alten Befestigungsanlage aus Lehm in Form eines weitläufigen Quadrates mit runden Türmen an jeder Ecke. Im Dorf sieht man einheimische Touristen und wie immer einige Franzosen. An Einheimischen sieht man im wesentlichen alte Menschen in ihrer Tracht, Sie versuchen getrocknete Apfelscheiben und Nüsse und die Tücher ihrer Tracht (Made in Japan) zu verkaufen. Wir gehen nach mehreren Stunden heim und essen im Hotel Suppe und Lamm-Kebap und Jogurt. Das Essen macht wenig Freude. Gehen wieder los, diesmal mit unseren Bergstiefeln und steigen ein bißchen und kommen dann von oben über die Ruine eines alten Castells in das Dorf. Streifen wieder umher und machen Fotos. Eine alte Frau versucht aus einem der Wasserläufe im Dorf einen Eimer mit Wasser zu füllen. Ihre Kniearthrose macht das schwer und sie bedeutet, ob wir das machen können. Es ist nicht so schwer und dafür werden wir in ihr bescheidenes Heim gewinkt, das wir zögernd betreten. In einer Metallschüssel hat sie einen kleiner Berg Asche mit ein wenig Glut. Darin steht ein winziger Aluminiumtopf, in dem schon eine bißchen Gemüse gart. In unserem Beisein schält sie eine einzige Kartoffel und legt sie noch in den Topf , den sie mittlerweile unter einen flachen Tisch gestellt hat, der insgesamt mit ein paar Decken zugedeckt wird, um die Wärme zu halten. Auf der kleinen Spüle liegt eine Lammkeule in einer Plastiktüte. Wir fragen uns im Nachhinein immer mehr, was sie damit macht in diesem winzigen Zimmer. Sie bietet uns eine Dattel an. Das Zimmer, in dem sie wohnt ist äußerst bescheiden. Wir lassen ihr ein bißchen Geld da und sie küsst dafür unsere Hand, was unsere Kniee weich macht, weil es so peinlich ist. Gehen gerüttelt heim. Trinken wieder Tee in der Lobby und gucken die anderen Menschen an. Ein junger Kurde aus dem Hotel klagt sein Leid. Er ist Physiklehrer, hat studiert und zwei Jahre gearbeitet. Er schildert sein Unglück als Kurde im Iran (?), wo er nicht mehr als Lehrer arbeiten kann, wie wir verstehen. Er arbeitet jetzt im Hotel als Mann für alles. Er will am liebsten das Land verlassen, will nach Australien. Im Iran gibt es ja wegen der politischen Verhältnisse, die die private Freiheit einengen und der hohen Arbeitslosigkeit seit langem den sog. Brain Drain von ungeheurem Ausmaß. Die Iraner zählen im Ausland, in das sie auswandern, zu der am besten ausgebildeten Migrantengruppe.

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