Die Kleiderordnung nimmt großen Raum ein, insbesondere die Frage, ob und wie das Kopftuch sitzt, muß immer wieder geprüft werden. Das kann passieren durch Hingreifen, in den Spiegel gucken oder sein Gegenüber befragen. Meist ersteres. Wir rücken es also immer wieder zurecht, probieren verschiedene Knotungen gegen Verrutschen und finden dennoch zu keiner stillen und selbstverständlichen Eleganz. Wir sehen ganz verändert aus, finden uns aber ok. Ein stämmiger Iraker bemerkt gleich morgens im Aufzug, daß man bei Mine den Haaransatz noch sieht. Das blieb auch so.
Das Frühstück in unserem Viersternehotel ist mäßig: Tee, Linsensuppe, zwei Sorten Brot, Eier, abgepackte Marmelade und Honig, eine Art Schmand, Tomate und Gurke (keine Olive!), Butter und abgepackter Schmelzkäse. Wir sind dennoch zufrieden.
Nach dem Frühstück geht es los. Man sieht überall Geldautomaten, aber wir können sie mit unseren verschiedenen Karten nicht verwenden. Wir müssen daher Bargeld tauschen wie alle anderen Touristen auch. Wir gehen in eine der zahlreichen Wechselstuben und fragen nach dem Kurs (1 Euro = 13.000 Rial = 1300 Toman). Wir wollen 400 Euro wechseln. Kommentarlos und ohne Beleg legt der Mann am Schalter uns einen erheblichen Stapel Geld auf den Tresen. Wir wissen nicht, wo anfangen. Rechnen mit dem Taschenrechner, was wir bekommen müßten und zählen dann lange nach. Der größte Schein zeigt 50.000 Rial, das sind 5.000 Toman oder knapp 4 Euro. Da kommen schon so einige Scheine zusammen. Das Bündel stimmte. Wir wissen kaum wohin mit ihm, es sprengt jede Börse. Sind angesichts der unübersichtlichen Lage, wenn man so ein Bündel gereicht bekommt, froh nicht an der Straßenecke getauscht zu haben, wo man auch von allen Seiten angesprochen wird.
Wir gehen die berühmte Ferdowsi Straße hinunter. Der Verkehr ist unbeschreiblich, Motorräder, Taxis in verschiedenen Farben, Busse aller Art und Pkw, das alles lückenlos, in einem chaotischen spurlosen Mix, jeden Raum nutzend. Die Versuche, an den Zebrasteifen die drei- bis fünfspurigen Straßen zu überqueren, sind halsbrecherisch. Die Autos halten nicht, sondern fahren nur um einen herum. Man muß sich damit abfinden, daß man nicht selten auf der Straße steht und Fahrzeuge knapp vor und hinter einem herfahren. Es stockt einem der Atem. Mine hilft einer Oma über die Straße, hakt sie unter, wobei ich nicht sicher bin, ob es für die Oma mit uns gefährlicher ist als ohne uns. Hier muß man beim Queren der Straße ganz cool und ausgebufft sein, vor allem berechenbar für die auf einen zuhaltenden Autos, man muß quasi einen Rhythmus haben, den der andere erkennen und umfahren kann. Uns aber steht oftmals auf der Mitte der Straße das Haar zu Berge, ein Bein will vor, das andere zurück, wir stocken, erstarren im ungünstigsten Moment und schnellen dann wieder los. Unser Iranführer spricht von Russischem Roulette beim Überqueren der Straße in Teheran, was stimmt. Nach längerem Fußmarsch erreichen wir das Tor Baq-e Melli mit dem dahinter liegenden großen Platz. Wir orientieren uns und gehen zunächst ins Museum Malek mit Library: Es zeigt Gemälde, Lackarbeiten (Pen boxes), Münzen, Teppiche und Briefmarken und gefällt uns. Danach suchen wir eine Gelegenheit, Tee zu trinken oder Kaffee. Ein fast hoffnungsloses Unterfangen, will man nicht an einem Kiosk mit einem Plastikbecher im Stehen Vorlieb nehmen. Wir versuchen einiges und Mine wird langsam ungeduldig. Solcherlei Zerstreuung wie das Sitzen im Café, ist scheinbar nur in Ausnahmen vorgesehen. Weder in den Museen, noch in den Straßen und auf den Plätzen gibt es gemütliche Cafes, Eisdielen oder Saftbars, wo man an Tischen sitzt, plaudert und die Sonne im Halbschatten genießt. Wir gehen in den Stadtpark (Park-e Shahr), fragen dort andere Touristen und finden ein schönes Restaurant, in dem wir Kaffee trinken. Sind sehr glücklich auf unserem Takht, einem mit Teppich ausgelegten und mit dicken Kissen bestückten Sitzgestell. Gehen mit frischen Kräften in das Nationalmuseum, das ebenfalls sehr schön ist. Schlendern danach wieder in den Park zu unserer Oase, die wir glücklicherweise gefunden haben. Trinken wieder Tee und essen. Ich nehme Abgusht (=Eintopf) aus einem kleinen Tontopf mit Kichererbsen, Fleisch, Kartoffel und Tomate. Dazu bekommt man einen Mörser, um alles zu zerstampfen und ißt es dann mit roher Zwiebel, Zitrone, Kräutern und Brot. Mine bekommt Reis mit einem Khoresht (ähnlich einem Ragout) aus Linsen, Rindfleisch und Kartoffeln. Rauchen dann Wasserpfeife. Gehen in der Dämmerung Heim.
Freitag, 8. Mai 2009
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