Sonntag, 31. Mai 2009

26.5.09 Kerman

Unser Fahrer kommt um acht Uhr und wir starten. Er wirkt sehr nett, was sich später bestätigt. Er trägt sechs große Ringe an den Fingern (gleichzeitig), einen Armreifen, Lackschuhe, einen Schnäuzer. Er ist seit 34 Jahren Fahrer von Bussen und Pkws. Zunächst geht es in die kleine Stadt Rayen, ca. 100km entfernt von Kerman, eingerahmt von hohen zum Teil noch schneebedeckten Bergen (Mt. Hezar mit 4420m). Hier steht eine Zitadelle aus Lehmziegeln, die wahrscheinlich 1000 Jahre alt ist. Sie stand immer im Schatten der viel berühmteren Schwester in Bam. Nach dem Erdbeben, das Bam zerstörte, ist Rayen zu neuem Ruhm und Interesse gekommen, wie wir finden zu Recht. Innerhalb einer mächtigen Stadtmauer mit 15 Türmen, stehen die Reste eines Gouverneurssitzes mit Versammlungsplatz, ein Basar, eine Sportstätte (Zurkhaneh), eine Krankenstation, Ställe, Handwerksbetriebe, ein Feuertempel (aus vorislamischer Zeit) und Wohnhäuser (bis zu drei Stockwerke) für ca. 1500 Menschen inclusive Wasserversorgung und Kanalisation. Der ganze Komplex ist beeindruckend. Wir kommen um halb zehn an und sind die einzigen Touristen. Ein Soldat stellt uns Fragen (Wie hierher gekommen? Mit Führer? In welchem Hotel wohnen sie?) und will unseren Paß sehen. Er ist ein bißchen unwirsch. Dann sieht er Mines Paß und ihren Namen, der sie als Türkin outet und seine Miene hellt sich auf. Er kommt aus Ardabil im Norden Irans und spricht Azeritürkisch und die beiden können sich sehr gut verständigen. Sein Herz schmilzt und er führt uns herum und zeigt uns alles und freut sich, Türkisch zu hören. Danach trinken wir Tee auf dem Rasen vor der Zitadelle, den unser Fahrer aus dem Kofferraum zaubert. Wir fahren zurück Richtung Kerman, um dann in der Nähe von Mahan in den berühmten Gärten Baq-e Shahzadeh zu halten. Auf dem Weg fällt Mine ein, daß sie versehentlich ihren Gürtel mit sehr viel Geld (Hose gewaschen und vergessen) im Hotel hat liegen lassen, was wir sonst nie tun. Wir machen uns Sorgen und der ganze Nachmittag ist überschattet. Was, wenn das Geld weg ist? Im Garten: alte Bäume, hauptsächlich Zypressen, stehen zu beiden Seiten eines breiten Wasserlaufs, der sich in mehrern Stufen von Becken zu Becken durch den Garten ergießt. Den Eingang bildet ein wunderbarer Pavillion, am Ende steht ein kleiner Palast, der mittlerweile ein Restaurant ist. Es ist insgesamt ein sehr ästhetischer Ort, der in der Hitze ein wenig Kühlung bietet. Wir trinken zum Abschluß einen kurzen Tee und schlendern dann zurück zu unserem Fahrer. Kaufen noch ein paar Maulbeeren und weiter geht es nach Mahan zum Mausoleum des Sufi-Derwisch Shah Ne’matollah Vali, dem Aramgah-e Shah Ne’matollah Vali. Das ist ein beeindruckender Ort, wunderschön durchgestaltet. Er wurde im frühen 15. Jahrhundert gebaut von einem indischen König, der den Sufimeister verehrte. Es ist ein Komplex aus begrünten Vorhöfen mit Wasserbecken, dem eigentlichen Mausoleum unter einer schönen mit blauen Kacheln verzierten Kuppel, dazugehörigen Vorräumen, einem kleinen, von einem Derwisch weitgehend mit Kalligraphien ausgemalten, kleinen Gebetsraum und schönen Minaretten. Wir dürfen auf das Dach klettern und auch auf das eine Minarett, was mir doch unheimlich ist, weil das Geländer oben baufällig ist. Während ich im Treppenloch sitzen bleibe, versucht Mine ein paar Fotos von der umgebenden Stadt. Finden danach auf dem Gelände noch den schönen Buchladen (wenn man Farsi kann) und kaufen zwei CDs und eine Kassette mit iranischer Musik. Fahren in der Hitze zurück und kommen schweißgebadet im Hotel gegen drei Uhr an. Sind sehr glücklich, weil vom Geld nix fehlt und sehr erleichtert. Nach eine Ruhepause gehen wir los ins Internetcafe, das wir nach einigem Laufen und Nachfragen finden. Die Temperatur ist unglaublich in dem kleinen Raum. Wir geben den Blog auf (endlich mal wieder) und machen das Nötigste und gehen dann Heim. Essen zu abend im Hotel und gehen zeitig zu Bett, da es morgen früh losgehen soll in die Wüste.

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