Freitag, 8. Mai 2009

6.5.09 Kashan

Nehmen ein Taxi zum South Terminal, wo die Busse in südlicher Richtung starten. Alle Beschriftungen sind wieder in Farsi und man kann nichts lesen. Fragen uns durch, kriegen Bus nach Kashan um 9:30 Uhr. Die Fahrt ansich ist ok, es läuft aber eine DVD, ein Film, in dem es im Rahmen seltsamer Metamorphosen (in brutale Monster) und dem logischen Kampf gegen sie, nur kracht, explodiert, zerfällt und grunzt, das alles.in ohrenbetäubender Lautstärke. Wir sind wirklich entnervt und Mine geht irgendwann einfach vor und macht die Sache leiser. Der Busfahrer hebt wenig später diese Erleichterung aber wieder auf, um den vollen Service zu garantieren. Wir fahren auf dem Weg von Teheran nach Qom vorbei am “holy shrine” von Imam Khomeini. Das ganze ist eine gigantomanische Anlage, die laut Führer mehr an einen Flugzeughangar erinnert und seit dem Tod von Khomeini 1989 noch nicht fertiggestellt werden konnte. Auf der Autobahn gibt es unübersehbare Hinweisschilder betreffend der Abfahrt zum “holy shrine”. Ansonsten hat der Himmel wieder eine Farbe und Leuchtkraft wie kurz vor einem Sandsturm, es ist immer diesig und trotz der Wärme sieht man die Sonne nicht. Die Landschaft ist wieder rechts eintönig. Irgendwann wird sie immer wüstenähnlicher, die dunkle Erde trägt aber einen rot und gelb blühenden Teppich aus Blumen. In der Ferne sehen wir auch den Salzsee, über dem die Hitze sichtbar steht. Nach drei Stunden kommen wir in Kashan an. Wir nehmen ein Taxi zum Hotel, das wir uns laut Führer ausgesucht haben, müssen aber mehrfach nachfragen bevor wir in dem stillen Wohnviertel hinter den Gassen bildenden Lehmmauern das unbeschriftete Hotel gefunden haben. Wir sind überglücklich über den schönen Ort, den wir in diesem historischen, gut restaurierten Haus gefunden haben. Wir nehmen einen ersten Tee im Garten nahe dem Wasserbecken im Hof. Der Hunger kommt zwangsläufig mit der Entspannung und wir beginnen die Suche nach einem Restaurant in der menschenleeren Stadt und dem überwiegend geschlossenen Basar. Es ist jetzt um diese Zeit nix zu finden. Ab fünf sahen wir dann wieder überall Menschen und belebte Straßen und offene Geschäfte. So muß der Rhythmus wohl sein, wenn man an einem so warmen Ort lebt. Wir kaufen ein paar Sachen und verpflegen uns selber im Garten unseres Hotels. Dann beginnen wir einen ersten Spaziergang durch die Stadt. Sehen den beeindruckend schönen Komplex der Aqa Bozorg Moschee und Medrese. In einem Wohnviertel fällt uns eine Kuppel nahe am Boden auf, daneben ein Windturm. Anwohner bedeuten uns, daß ein paar Schritte weiter ein in einem 45° Winkel tief in die Erde führender treppenartiger Schacht ist, an dessen Fuße sich offensichtlich eine Quelle befindet, diese Qanate sind eine ganz alte Form der Wasserversorgung, die hier in Kashan immer noch viel verwendet wird. Kommen an eine Bäckerei. Hier wird Brot in einem befeuerten Ofen gebacken. Guckt man in die Öffnung sieht man einen riesigen Berg von Schotter im Ofen, eine richtige Halde. Auf diese heißen Steine wird ein Fladen gelegt und gebacken. Der Teig ist recht weich, legt sich um die Steinchen, die man daher hinterher noch aus dem Fladen puhlen muß, um nicht den ein oder anderen Zahn zu gefährden. Kommen in eine Moschee. Sehen dort die üblichen scharz verhüllten Frauen, die hier aber am Boden an einer langen Tischdecke sitzen und gemeinsam essen und erzählen und sich nebenbei um die Kinder kümmern. Wir fragen eine junge Frau, ob sie etwas feiern. Wir wurden solange gebeten und eingeladen, bis wir uns dazu setzten und mit ihnen Brot und Jogurt und Kräuter aßen. Dabei wurden wir mit den immer vorhandenen Handys fotografiert und so gut wie möglich befragt, nach allem was wichtig schien. Dann begann die Lesung aus dem Koran. Der Mann sang sehr schön. Wir störten niemanden. Als allerdings die ersten Frauen anfingen zu weinen, verließen wir unter Dank und guten Wünschen den Ort des Geschehens.
Sitzen noch ein bißchen auf der Terasse und gehen dann duschen und zu Bett. Nächtlicher Gang zu Toilette (wir haben kein Zimmer mit Bad) nach Anbringen des Kopftuches. Muß sein.

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