Freitag, 8. Mai 2009
4.5.09 Teheran
Entschließen uns beim Frühstück heute die Metro von Teheran auszuprobieren. Laufen vor zu einer Haltestelle in der Nähe des Hotels. Kaufen Tickets, pro Person für 150 Toman, etwas mehr als 10 Cent. Steigen in den Wagen für “Woman only”, die anderen Wagen können von beiden Geschlechtern benutzt werden. Stehen in der sehr vollen Bahn inmitten der ganzen verschleierten Frauen in blau und schwarz. Die Frauen hier sind (überwiegend) sehr schön. Sie sind interessiert an uns und gucken uns freundlich an. Durch das Gedränge schlängelt sich eine Frau und hält ein Bündel Konturenstift für die Lippen hoch und vor aller Augen, um zu verkaufen. Fahren ohne Probleme zum Golestanpalast, dem Stadtpalast der Qadjaren mit seinen Museen. Es ist eine unglaubliche Pracht, Paläste mit wunderbaren Holzarbeiten, ausgedehnten facettierten Spiegelarbeiten an den Decken und Wänden, Stuck, Fassaden- und Bodenflächen aus handbemalten farbigen Fliesen, bemalten Wandverkleidungen aus Marmor, Parkett, farbigen Fenstern. Wir sind beeindruckt von so schön und aufwendig und geschmackvoll gestalteten Räumen. Dazu ein ethnographisches Museum, Ausstellungen alter Fotos und Gemälde. Essen danach Nüsse im Park auf einer Bank und trinken Wasser. Ein Café gibt es leider wieder nicht. Gehen dann in den nahegelegenen Basar. Endlose Teppichabteilung. Trauen uns in einfachen Imbiß für die Einheimischen. Essen wieder Khoresht: Reis mit Linsen und getrockneten Limetten und Rindfleisch plus Zitrone und rohe Zwiebel, zum anderen Reis und grüne Sauce mit dicken Bohnen und auch Rindfleisch plus Zitrone und rohe Zwiebel. Dazu Ayran (hier glaube ich “duq”). Würzen tun die Iraner nicht besonders, scharf ist nichts. Wir laufen danach endlos im Basar und ausserhalb des Basars, wo viele kleine Läden für Grossabnehmer von Waren, wie Walnüssen, Öl, Tee, Bohnen usw. sind, aber auch von Geräten und Zubehör aller Art, was der Teheraner benötigt oder nicht benötigt. Wir denken kummervoll an die (unbewältigten?) sich daraus ergebenden Müllberge angesichts der vielen Verpackungen. Mülltrennung und gelbe Säcke sind hier kein Thema, Müllvermeidung auch nicht. Trotz Stadtplan im Führer ist die Orientierung schwer, wir laufen endlos bis wir endlich die Metro finden. Sind genervt vom vielen Laufen in diesem endlosen Lärm und Smog. Entschließen uns dennoch zum Azadi Monument zu fahren, dem Wahrzeichen von Teheran. Fahren erst mit der vollen Metro im Feierabendverkehr und laufen dann -nach mehrmaligem Nachfragen- noch eine beträchtliche Strecke an einer acht- oder zehnspurigen Straße enlang. Finden endlich eine Unterführung, die uns heil auf den Platz des Monumentes bringt, das wie eine Insel inmitten tosenden Verkehrs liegt. Wollen hoch auf die Aussichtsplattform. Kaufen Tickets und werden von einem reizenden und engagierten, aber nur Farsi sprechenden Menschen trotz aller Handzeichen, daß wir nur hoch auf die Plattform wollen, durch ein futuristisches Museum geführt, das im Preis inbegriffen ist. In völligem Dunkel geht man durch eine Landschaft mit sich drehenden, beleuchteten Glaskugeln mit Ensembeln von Fischen und Nachbauten von iranischen Sehenswürdigkeiten, wenn wir ihn richtig verstanden haben. Wir sind aber heute zu keinem Spaß mehr aufgelegt. Endlich bringt er uns über mehrere Aufzüge auf die Aussichtsplattform. Er ist rührend bemüht, uns Informationen zu geben über den Architekten und Details des Bauwerkes. Wir verstehen aber kein Farsi, was für ihn unbegreiflich ist, er spricht langsam, er spricht laut, er gestikuliert, er schreibt in die Luft, er buchstabiert. Er ist nicht zu stoppen in seiner Leistungsbereitschaft. Mine versteht mehr als ich, weil einige Farsi-Worte dem Türkischen ähneln. Auf der Plattform sind zwei junge Aufpasser, auch ganz reizende junge Menschen, die uns unbedingt von ihren in Fladen gewickelten Nüssen geben wollen. Wir sind wehrlos und muffelen still vor uns hin. Kommen gegen die Liebenswürdigkeit nicht mehr an, sind schweißgebadet. Von oben sieht man wieder viel Verkehr, die Berge im Norden im Smog, den Flugplatz, den Rundfunkturm und ein Meer von Häusern, wie man es für eine 15 Millionen-Stadt erwartet. Setzen uns wieder unten angekommen hin und verschnaufen. Dann folgt ein weiterer dramaturgischer Höhepunkt des Tages. Mine will unter keinen Umständen den Weg an der großen Ausfallstraße (oder Einfallstraße) zurücklaufen und ein Sammeltaxi ergattern. Wider Erwarten klappt es gut und wir fahren dann mit der Metro weiter nach Hause. Finden ein kleines Café in dem nette klassische iranische Musik gespielt wird (das darf man hier in der Öffentlichkeit hören). Trinken Tee und Kaffee und kommen zu uns.
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