Freitag, 8. Mai 2009

7.5.09 Kashan

Alles in allem ist Kashan wunderbar. Es ist uralt und wurde seinerzeit berühmt für seine Teppiche und Keramik/Kachelkunst. In der Nähe liegt eine ergiebige Quelle, die noch heute die ehemals königlichen Gärten bewässert. Die Stadt liegt am Rande der Wüste Kavir, es ist sehr warm, doch oft weht ein leichtes Lüftchen. Unser Hotel ist in einem alten restaurierten Bürgerhaus (Kahn-e Eshan) untergebracht. Mit dem Geld aus der Vermietung der Zimmern wird scheinbar so etwas wie ein Kunstverein finanziert, so daß hier im Haus auch ein kleines Museum mit dem Nachlaß eines Künstlers untergebracht ist, eine kleine Töpferwerkstatt und eine Minibühne, auf der Lesungen, kleinere Konzerte und Theateraufführungen stattfinden. Wir haben hier die Freiheit auf der Terasse vor unserem Zimmer zu sitzen oder unter den Bäumen im großen Innennhof in der Nähe des stattlichen Wasserbeckens. Wir können auch in der Küche unser Obst waschen und Kaffee kochen, was ein großer Gewinn ist.
Sind nach dem Frühstück los, um die prachtvollen Bürgerhäuser aus dem 19. Jh. anzuschauen für die Kashan mit berühmt ist. Das sind große Gebäudekomplexe, aufgeteilt in einen öffentlichen (“biruni”, das Äußere) und einen privaten (“andaruni”, das Innere) Teil, mit weitläufigen Innenhöfen, in denen immer große Wasserbecken und ein Garten sind, mit luftigen und kühlen Räumen, Windtürmen (zur Kühlung der Gebäude), Kuppeln, Iwanen (faßartige, von einem Gewölbe überspannte Halbräume), die sich in den Innenhof öffnen. Die Architektur folgt klaren Regeln, die Dekoration der Wände und Nischen und Kuppeln und Fenster ist üppig voller Handwerkskunst mit Spiegelmosaiken, viel Stuckarbeiten, bunten Fliesen, farbigen Fenstern und Türen und Wandmalereien. Die Kompositionen sind sehr ästhetisch, eigentlich traumhaft schön. Die Wände und Decken sind meist lehmverputzt (Mischung aus Lehm und Stroh), sodaß der Grundton erdig, warm, ruhig ist. Alle Häuser sind von hohen Lehmmauern umgeben. Durch einen tunnelartigen Eingang kommt man ins Innere der Gebäude. Von der Gasse aus ahnt man nichts von der Pracht hinter den Mauern, die Häuser haben einen Eingang, aber keine richtige Außenfassade, alles ist nach innen gerichtet. Die Häuser heißen Khan-e Tabatabei, Khan-e Abbasian, Khan-e Ameriha, Khan-e Borujerdi. In den Häusern sind zum Teil kleine Läden, die Bücher, CDs, Textilien, Rosenwasser, Apfelessig und kleine Andenken verkaufen. In dem zweiten genannten Haus trinken wir einen wunderbaren Tee mit Ingwer. Überall werden wir besonders von den Frauen angelächelt, aufmerksam und wohlwollend und neugierig wahrgnommen, angesprochen und Willkommen geheißen im Iran. Man ist uns als Fremden gegenüber fast nie gleichgültig, aber auch nicht aufdringlich. Man will wissen woher wie kommen und wie wir den Iran finden und dannn wünscht man uns eine gute Zeit.
In der Mittagshitze schließen die meisten Geschäfte und das öffentliche Leben kommt nahezu zum Erliegen, die Rolläden der Geschäfte werden runtergelassen, der Verkehr beruhigt sich, man sieht kaum Menschen auf der Straße. Wir gehen in unser Hotel und machen auch Pause mit Selbstverpflegung. Wir essen Fladenbrot und Käse und Oliven und eingelegte Gurken und Tomaten, Jogurt, Melone. Trinken dann Kaffee.
Gehen gegen sechs wieder los auf den Bazaar, der sehr schön ist (Gott sei Dank gar nicht touristisch). Wir kaufen auch ein bißchen ein, denn morgen ist Freitag (der iranische Sonntag) und die meisten Geschäfte werden zu haben. Wir kaufen Käse in Salzlake (es scheint nur sehr wenig Sorten Käse zu geben im Lande), Datteln, Knabberzeug, Brot.
Viele Läden verkaufen Rosenwasser, was hier sehr wichtig ist. Im Mai ist Rosenblütenernte im nahegelegenen Qamsar und einigen anderen Orten der Umgebung. Man kann die Betriebe besichtigen, die das Rosenwasser destillieren und das Rosenöl.
Man sieht auch typische kleine Läden, die frische Kräuter verkaufen, die man zum Essen knabbert.
Im Bazaar liegt auch ein großer alter Kuppelbau mit mehretagigen Geschäftsräumen, der Timche-ye Amin al Dowleh, den wir besichtigen. Wir trinken Tee und bekommen angeboten, aufs Dach des Bazaars zu gehen. Das ist wunderbar, dort auf den Lehmdächern und Kuppeln, den Blick über die Stadt und den Bazaar zu genießen, machen viele Fotos in der Abendstimmung.
Sehen in der Nähe von Moscheen zweimal große sänftenartige Gebilde, einmal wie ein hölzerner Käfig, einmal wie ein überdimensionierter rundlicher Sarg umhüllt von Stoff, den die Schiiten offensichtlich während ihrer Bußezeremonien im Rahmen der Ashura-Prozessionen tragen (Ashura = 10. Tag des islamischen Monats Muharram, Todestag Imam Hosseins, des dritten Imams der Schiiten).
Im Hotel ist ein Kulturabend mit Kurzgeschichtenlesung und es sind viele junge Leute da. Gucken uns das Treiben von der Terasse aus an und knabbern und essen Datteln. Mine ist sehr erkältet und ein bißchen krank.

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