Als wir aufwachen ist uns immer noch wohlig warm. In dieser Nacht war es wieder kalt,aber wir hatten unsere Betten und uns selber gut präpariert (Kopftuch, mehrere Oberteile übereinander im Zwiebelschalenprinzip, lange Unterhose plus Schlafanzughose, Socken, Halstuch). Die Wäsche, die wir gewaschen hatten, ist immer noch genauso feucht wie am Abend und die Fenster sind von innen beschlagen. Wir treten aus unserer Kammer und die Morgensonne scheint einem auf den Rücken und man kann erstmal einfach dastehen und das genießen. Wir packen und frühstücken dann mit dem Dorfbrot und den besorgten Gurken und Tomaten, Aprikosen und unseren Oliven und Schokocreme. Unsere beiden deutschtürkischen Rentner sind auch wieder zum Plaudern aufgelegt und sitzen in der Sonne und gucken, was passiert. Mine läd sie zu einem syrischen Kaffee ein, den wir immer noch aus Aleppo bei uns tragen. Wir zahlen und finden ein Auto, das uns mitnimmt nach Ağrı.
Ağrı ist eine lebendige Kleinstadt, die das Auge nicht verwöhnt. Man findet eine kleine Fußgängerzone, aber keinerlei alte Bauten, kein Museum, keine alte armensiche Kirche (Ağrı ist eine alte armenische Stadt), keine nennenswerte Moschee. Das Umland mit den Bergen ist wunderschön, Man weiß aber nicht, wie man es erreichen kann, wie man dort irgendwo unterkommen kann. Es gibt einfach scheinbar nichts. Wir recherchieren in allen Quellen: beim Kaffee im Hotel, beim Börek im Börekhaus, in der Stadtbücherei. Es scheint keine kleinen Hotels oder Pensionen im Umland zu geben. Trinken Tee mit den zwei Bibliothekaren in der Bücherei. Sie erzählen, daß der örtliche Richter ihnen immer wieder junge Delinquenten schickt. Ihre Strafe ist, dort zu lesen. Die Bibliothekare überwachen das Abbüßen der Strafe, haben einen Ordner, in dem sie alles nachhalten. Das fanden wir eine gute Idee von dem jungen Richter. Ansonsten bietet die Stadt wenig. Wir gehen essen und planen für den morgigen Tag die Abreise.
Sonntag, 14. Juni 2009
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