Sonntag, 14. Juni 2009

8.6.09 Diyadin

Am nächsten Morgen Frühstück wieder mit Brot, Weißkäse, Oliven, Nutella. Inzwischen leben noch zwei ältere türkische Herren auf dem Platz, die auch lange in Deutschland gelebt haben. Abdulla hat 35 Jahre in Bielefeld Brakwede in der Gießerei bei Tyssen gearbeitet, der andere war eigentlich hier in der Region Hirte in den Bergen und ist mit 20 nach Deutschland gekommen, hat dort immer fleißig gearbeitet und wirkt jetzt recht depressiv. Seine acht Kinder, von denen vier mit Autos handeln, machen in seinen Augen überwiegend Blödsinn und ein 47-jähriger Sohn hat eine schwere Behinderung nach einem Sturz vom Gerüst als Schweißer erlitten. Rauchend versinkt er immer wieder in seine trübsinnigen Betrachtungen. Zwei junge Ingenieure kommen vorbei, sie machen Erkundungen vor Ort zur Planung von Schulbauten. Sie machen einen netten Eindruck und bieten uns an, uns in ihrem Auto mitzunehmen, damit wir ein bißchen rumkommen. Wir sind sicher, daß Bedenken nicht von Nöten sind, aber unsere beiden Alten raten ungefragt ab, weil das Fremde aus der Stadt sind, für die man nicht die Hand ins Feuer legen kann.
Wir gehen alleine los, erkunden die heiße Quelle in der Nähe. Aus der Tiefe quillt unaufhörlich heißes Wasser (knapp über 50°C) und zudem werden immer wieder Schwefeldünstungen ausgestoßen, die alles nach faulen Eiern riechen lassen. Die Quelle ergießt sich in einen Bach, der dampfend durch die Wiesen zieht. Entlang des Bachbettes bilden sich Kalkablagerungen (wie in Pamukkale) und scheinbar wächst und vermehrt sich eine bestimmte Alge unter diesen Bedingungen gut, die in sattem Grün in und auf dem sonst klaren Wasser schwimmt. Wir machen viele Fotos in dieser besonderen Landschaft. Wandern danach auf die andere Seite des Flusses Murat über eine natürliche Brücke und wandern zu einem der kurdischen Dörfer. Eine junge Frau bietet uns Tee an und wir willigen gerne ein. Die junge Frau bringt uns zu ihrem Mann, der in einem kleinen Bruch Steine bricht, um eine Küche an sein Haus anzubauen. Die junge Frau kocht Tee und man bringt Mine und mir zwei Stühle auf die Wiese. Dort trinken wir mit wunderbarer Aussicht in die Ebene Tee, beäugt von den Kindern und Frauen des Dorfes. Machen Fotos, verbrennen langsam in der Sonne und brechen dann benommen von der vielen Sonne wieder auf. Haben auf dem Rückweg wieder einen Gewitterkopf im Rücken. Es blitzt und donnert vor dem Regen. Das wird uns so unheimlich, daß wir ein Auto anhalten, das vorbeikommt. Es sind zwei Veterinäre, die vom Impfen des Viehs kommen. Sie sagen: “Ihr seid doch vorgestern gekommen”, sie haben uns in Diyadin gesehen. Sie fahren uns bis vor unsere Tür. Wir gehen wieder eine Stunde in unser Separee zum Baden. Währenddessen regnet es in Strömen. Danach gehen wir wieder essen in unserem Imbiß, wozu es ja keine Alternative gibt. Vier Deutsche leisten uns Gesellschaft, die es ebenfalls hierhin zum Baden verschlagen hat. Trinken Tee im Bett, weil der Abend wieder kalt ist.

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