Fahren morgens um acht mit einem Kleinbus nach Persepolis, der alten Palastanlage der Achämeniden (Beginn des Baus um 515 v. Chr. unter Darius dem Großen, Fortführung unter Xerxes und Artaxerxes, 332 v. Chr. von Alexander dem Großen besetzt). Zu sehen sind u.a.: Tor aller Länder, Halle der 100 Säulen, Reste des Schatzhauses, der Apadana-Palast, der Palast von Artaxerxes I und Palast von Xerxes und die alte Tribüne, die der Schah Mohammad Reza Pahlavi errichten ließ anläßlich der Feier zum 2500-jährigen Bestehen der persischen Monarchie 1971. Die Anlage insgesamt ist toll. Man könnte ohne Ende fotografieren. Danach fahren wir noch zu der Nekropolis Naqsh-e Rostam. Man sieht die beeindruckenden Felsgräber des Darius, Xerxes, Artaxerxes, Darius II. und den quadratischen Bau der Kabeh-ye Zartosht, deren Funktion nicht ganz geklärt werden konnte.
Nach einer Mittagspause fahren wir in den Garten Bagh-e Naranjestan und das dazugehörige prächtige Haus Khan-e Zinat Ol-Molk. Dann schlendern wir durch den Basar. Ich kaufe mir eine grüne Kette aus unregelmäßig geschliffenen Steinen, die mir sehr gut gefällt. Endlich finden wir auch das Teehaus Seray-e Mehr, das wir schon einmal ergebnislos im Basar gesucht haben. Wir sehen dort die beiden Franzosen von unserer Persepolistour wieder und die zwei Norweger, die wir schon in Kerman getroffen haben. Es ist erstaunlich, aber man trifft immer wieder bekannte Touristen. Das liegt u.a. daran, daß wir alle mit dem gleichen Führer aus der Lonely planet-Reihe reisen. Das ist irgendwie eine komische Geschichte. Die Reihe ist fantastisch strukturiert, lebensnah und praktisch. Sie lenkt uns alle auf ähnlichen Pfaden durchs Land, führt uns durch eine mehr oder minder große Auswahl von Restaurants, Teehäusern, Hotels, Internetcafes, Museen, Paläste, Moscheen. Die Erwähnung im Lonely Planet ist unter Umständen eine echte Lebensgrundlage für einen Fahrer oder ein abseitiges Gästehaus. In Ländern wie dem Iran, dessen Sprache die wenigsten sprechen, dessen Schrift sie nicht lesen können, ist es schwer, ganz eigene Wege zu finden und zu gehen. Der Guide ist wie ein Rezept, eine Anleitung in der Hand, mit der geht, was sonst sehr schwer wäre. Man meint irgendwann, fast jedes Land bereisen zu können mit solch einer Krücke und ein bißchen Verstand und Unternehmungslust und strammen Waden. Hoffentlich macht der Verlag seine Sache in verschiedener Hinsicht gut und lenkt die Pfade der Neugierigen auch an den ein oder anderen Schönheiten und Unberührtheiten vorbei, damit sie bleiben, was sie sind.
Im Teehaus debattieren Mine und ich im Wind der Klimaanlage bei Tee und Dizze mit Duq, über unsere Reisemotivation und unsere Lust und Unlust, uns weiter anzustrengen und unsere Fähigkeit, noch neugierig zu sein auf ein weiteres Land. Hinter allem steht die Frage, ob wir noch nach Armenien fahren oder uns lieber in die Türkei und in die Ruhe eines zypriotischen Strandes zurückziehen, Wir können beide an diesem und jenem Gefallen finden und besprechen alles ganz ehrlich und kontrovers. Wer zieht wen und wohin? Wie ist es, gezogen zu werden? Was will der eine, was der andere? Was ist schön? Wie gehen wir mit unserem Ermüden an unterschiedlichen Dingen um?
Sonntag, 14. Juni 2009
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