Sonntag, 14. Juni 2009

5.6.09 Taebriz

Flug von Teheran nach Täbriz. Vom Flughafen fahren wir gleich zum Busbahnhof, um zu gucken, ob wir noch heute weiterreisen können nach Armenien. Wir finden eine Busgesellschaft (Sairo safer), die nach Jerewan fährt von Täbriz aus (der Bus kommt aber aus Teheran). Gegen 22 Uhr kann man in Täbriz diesem Bus zusteigen (pro Person 45.000 Toman). Angeblich geht die Fahrt über Nakhichevan, was ja zu Aserbaidschan gehört. Wir bräuchten daher ein Visum für Aserbaidschan, was man nicht einfach an der Grenze bekommt, soweit wir wissen. Die Leute vom Busunternehmen meinen, daß es kein Problem sei, aber wir sind nicht sicher (was für türkische Staatsbürger kein Problem ist, könnte aber für deutsche eins sein). Die Busleute sagen auch, der Bus würde warten bis wir an der Grenze zu Armenien unser Visum erworben haben. Unser Führer schreibt aber, daß das Prozedere manchmal länger dauern kann und der Bus, wenn man Pech hat, schon weiterfährt. Auf die nächtliche Busfahrt haben wir auch keine Lust. Wir ziehen uns zurück zur Beratung. Ein Polizist sieht uns sinnieren, will erstmal unseren Paß sehen, behält ihn in der Hand und geht wortlos über den Platz in das Polizeibüro. Wir folgen. Was sollen wir auch machen? Dort fragt man nach unserem Vorhaben, findet unsere Bedenken und Überlegungen berechtigt und steigt in unsere Beratung ein. Wie können wir es am besten machen?. Der Polizist telefoniert für uns überall rum, verschiedene Busgesellschaften und Taxiunternehmen. Er findet raus, daß es aus der Stadt einen Bus morgens gibt (von der Gesellschaft Aram safer), außerdem sollen wir unbedingt noch den berühmten Basar von Täbriz angucken, der wäre einmalig. Wir finden die Idee mit dem morgendlichen Bus gut, fahren mit dem Taxi in die Stadt und zum Hotel Aserbaischan.
Mine kann sich in Täbris fast überall türkisch unterhalten (25% der Bevölkerung des Irans sind Azeritürken und die leben natürlich überwiegend im Norden in den Provinzen Ost-Azarbeijan und West-Azarbeijan). Wir hören hier und da türkische Musik, auf dem Basar sehen wir wieder Berge von losem Tee (und nicht nur Beuteltee), es gibt wieder Bulgur (den wir sonst nirgends gefunden haben). Mine lebt sichtbar auf, wittert die türkische Heimat und die damit verbundene Entkrampfung und Erleichterung
Wir gehen im Hotel essen. Es ist auch diesmal der iranische Klassiker: Hähnchenspieß mit Reis. Kommen beim Essen ins Gespräch mit einem älteren Mann, der uns von den Armeniern und der Reise in ihr Land abrät, da sie die azerbaidschanischen Brüder töten (Berg Karabach) und nicht gut seien. Mmh. Wir haben Einwände.
Dann geht die Suche nach Information und den verschiedenen Busgesellschaften los. Mühsames Geschäft. Die meisten Busgesellschaften haben zu bis zum Spätnachmittag (Hitzefrei) und wir gehen erstmal auf den berühmten Basar, der auch geschlossen hat, weil Freitag ist. Essen zwei fade zuckerlose Melone zum Erfrischen am Wegesrand. Trinken dann Tee in einem ehemaligen Hamam. Gehen dann wieder zur endlich offenen Busgesellschft Aram safer, die entgegen der Info von unserem Polizisten, überhaupt nicht nach Jerewan fährt. Uns reicht es, genervt kehren wir heim in unser einigermaßen schäbiges Hotel und beraten uns müde und wortkarg zum weiteren Prozedere.
Die Einreise nach Armenien scheint schon mal mühsam. Würden wir uns mit einem Taxi an die Grenze fahren lassen, müßten wir uns auf dem Landweg weiter durchwurschteln bis Jerewan. Die Fahrt mit dem Nachtbus wirkt auch irgendwie nervtötend. Die Ausreise aus Armenien geht wegen der geschlossenen Grenze zur Türkei nur über Georgien (wir können nicht mehr in den Iran einreisen, da wir kein Visum für Mehrfacheinreisen haben). Unser Führer über Armenien erweist sich als unpraktisch. Alles klingt mühsam und langwierig.
Ich merke, daß ich keine Freude haben werde an dem Armenienprojekt, wenn ich Mine überrede und dränge und das müßte ich. Mine wird es in Armenien zur Zeit nicht mehr gut finden können und ich vielleicht auch nicht,
Mit unserem Handtuch über dem zweifelhaften Kopfkissen schlafen wir schweren Herzens in unserem knarrenden Bett ein neben einem wahrscheinlich nach dem letzten und vorletzten Erbeben schief verbliebenen Heizkörper.

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