Um 8:50 Uhr geht unser Flug mit Iran Air von Shiraz nach Teheran. Wir nehmen ein Taxi zu unserem bekannten Hotel, trinken einen kurzen Kaffee und machen uns dann auf ins Ebratmuseum zu einer Führung.
Wir sind die einzigen Ausländer bei der Führung, die um 14 Uhr beginnt, viele Frauen im schwarzen Chador, einige junge Männer und sogar mehrere Paare, die ihre kleinen Kinder mitbringen. Die Führung durch das berüchtigte Gefängnis der Geheimpolizei des Schahs SAVAK und des Anti Sabotage Joint Committee übernimmt ein ehemaliger Insasse des Gefängnisses. In den 70er Jahren wurden hier viele politische Gefangene inhaftiert. Den langen Gang unmittelbar hinter dem Eingang säumen rechts und links des Weges unzählige, an den Backsteinen befestigte, kleine Tafeln mit Namen von Inhaftierten (wir können nix lesen, alles in Farsi). Auf dem Hof stehen zwei riesige Cadillacs mit Überlänge und getönten Scheiben und Ledersitzen sowie iranischem Stander vorne am Wagen. Im Fond sitzen jeweils Militärs, die chauffierten Täter. Zu Beginn der Führung wird ein Film gezeigt. Auch ohne die Worte zu verstehen, erklärt sich der Inhalt: eine weinende Frau in scharzem Chador erzählt von ihrem Schicksal als Inhaftierte oder Angehörige, kurze Szenen gequälter Menschen, Blicke auf das Gefängsnis unterlegt mit der Musik aus Spiel mir das Lied vom Tod, dann Khomeini vor einer aufgehenden Sonne im ersten Tageslicht und mit auffliegenden Tauben (der Retter), Bilder von einem umstürzenden Reiterstandbild des Schahs und einer in Scherben zerspringenden Krone (der/die Täter), irgendwann fällt auch das Wort Abu Ghraib. Beim anschließenden Rundgang werden die Räume gezeigt, in denen die Personalien registriert, die persönlichen Sachen abgegeben und aufbewahrt, die Gefängniskleidung ausgeteilt wurde, auch Toiletten und Duschen der Gefangenen sind zu sehen. Dann gehen wir durch das gespenstische Gebäude (im Zentrum kreisförmiges Gebäude um einen Innenhof und davon sternförmig abgehende “Abteilungen”). In einzelnen Räumen werden die verschiedenen Foltermethoden anschaulich szenarisch dargestellt. Brutale Schergen (kleiner Kopf, breite Schultern, Krawatte) und Inhaftierte sind als Wachsfiguren gezeigt. Über den brutalen Szenen hängen oftmals Bilder der Schahfamilie (die einem die ganze Sache einbrocken konnten). Eine Foltermethode, bei der ein Gefangener auf einem Stuhl festgeschnallt und mit Elektroschocks und Peitsche malträtiert wird und dabei eine Art Helm in Eimerform über den Kopf gestülpt bekommt, heißt ausgerechnet “Apollo.” Die Zellen sind furchtbar eng und dunkel, in ihnen konnten die Menschen teilweise nur in Schichten schlafen wegen der Enge (nicht alle konnten gleichzeitig auf dem Boden nebeneinander liegen) und durften nur einmal täglich zum Toilettengang heraus. Inhaftiert waren hier auch viele berühmte Kleriker wie Khamenei (8 Monate) und Rafsanjani, die auch als Wachsfiguren in den Zellen hocken. Aufgehängt sind viele viele Dokumente und Fotos der Inhaftierten. Rührend ist eine von einer Frau (man sieht ihr Foto) aus Brot geformte kleine Vase mit kleinen aufgesetzten Rosenblüten. Das Bedürfnis nach den Schönheiten des Lebens ist schwer zu zerstören. Nach fast zwei Stunden Führung hat man den Einblick in diese Tragödie verinnerlicht und tritt benommen ans Tageslicht. Alle bekommen einen Saft und ein Stuck Kuchen, um sich ein bißchen zu regenerieren. Wir danken dem Führer, der mit wenigem Englisch dennoch versucht hatte, uns den Weg durch die Ausstellung zu erklären. Wir fragen ihn, wie lange er in diesem Gefängnis war: 3 Monate in diesem und 9 Monate in jenem und 2 Monate in jenem. Wir drücken unser Bedauern aus und er kommt hinter uns her und schenkt uns eine Broschüre über das Gefängnis, die man im Shop des Museums erwerben konnte. Man hat in diesem Museum viel Propaganda der derzeit Herrschenden gegen die vorrevolutionären Machthaber gesehen. Auch gesehen hat man aber einen ernstzunehmenden Versuch, ein Unrecht anschaubar zu machen und den vielen Geschädigten ein Gesicht und einen Ort des Erinnerns zu geben. Bleibt zu hoffen, daß es den politisch Gefangenen des jetzigen Regimes weniger schlimm ergeht.
Danach ist uns nicht nach mehr Museen und wir fahren mit der Metro in den Tehran Garden und Essen in dem schönen Restaurant des “Iranian Artists’ Forum”. Sitzen gepflegt auf einer Veranda im Schatten und schauen in den Park. Gehen danach in mehrere kleine Ausstellungen von zeitgenössischen Künstlern in dem Gebäude, kaufen zwei CDs mit iranischer Musik und einen hübschen Ring für mich. Gehen danach durch den lebendigen Teheran Garden mit seinen schönen Skulpturen.
Sonntag, 14. Juni 2009
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