Visumverlängerung. Machen wir es kurz. Unser 30-Tage Visum machte unsere Ausreise aus dem Iran morgen eigentlich erforderlich und wir mußten daher das Visum verlängern. Fuhren mit dem Taxi zum entsprechenden Office. Dort spricht uns vor dem Komplex ein netter Soldat an und will uns mitnehmen zum richtigen Eingang. Ich gehe rasch hinter dem jungen Mann her, gucke mich nach Mine um, trete dabei in ein Loch, wozu ich leider neige, und knicke mit dem schon lädierten Fuß wieder um, der gerade auf dem Wege der Besserung war. Der Grad an Kaputtheit meines Fußes ist mir erstmal unklar, ich bin fassungslos über das neuerliche Mißgeschick und ratlos und habe Angst, in absehbarer Zeit nicht mehr unbehindert laufen zu können. Auftreten mit dem Fuß scheint ein Abenteuer zu sein, ich bleibe erstmal hocken. Der Soldat bietet Hilfe an. Mir bricht der kalte Schweiß aus und das Blut versackt sonstwo, mir wird ganz schlecht. Nach einigem Abwarten humpele ich mit Mine in das Gebäude, muß mich aber gleich wieder setzen. Nach einigem Sitzen gehen wir irgendwann hoch in die für uns zuständige Abteilung im dritten Stock und treffen den netten Soldat wieder, der uns sofort auf das schönste und einzige Sofa hier schickt. Da sitzen wir dann beim Chef im Büro und es wird Tee für uns geholt. Ich finde die Situation irgendwie grotesk und bin noch so betroffen, daß ich erstmal weinen muß. Mine aus Gesellschaft gleich mit. Die Beamten warten ab, was mir aus ihrer Sicht als das Beste erscheint. Irgendwann beruhigt sich mein Kreislauf und die gesamte Situation und der freundliche Beamte fragt, nach unserem Anliegen und was eigentlich passiert ist. Wir erzählen kurz. Er ist ganz verständnisvoll. Wahrscheinlich hat noch nie jemand so schnell seine Visumverlängerung bekommen. Die Formulare werden ausgefüllt und in Farsi übertragen. Paßfotos (mit Kopftuch) und eine Paßkopie haben wir dabei. Wir mußten nicht wie üblich nochmals in die Innenstadt zur Bank, um dort die Gebühr einzuzahlen (und dann mit dem Einzahlungsbeleg wieder raus zum Office). Ein Taxifahrer wurde organisiert, für uns die Einzahlung zu machen und zack hatten wir den richtigen Stempel im Paß. Wir konnten alles vom Sofa aus regeln und sind dann unter Bedanken und mit guten Wünschen weggehumpelt.
Fuhren auf dem Rückweg bei der Pars Travel Agency vorbei und buchten für morgen unsere Tour nach Persepolis und ließen uns nach einigen Erkundigungen für den Flug von Teheran nach Jerevan auf die Warteliste setzten (Flug war ausgebucht).
Tranken dann Kaffee im Hotel, guckten den geschwollenen Fuß an. Ich konnte einigermaßen laufen und war unendlich froh darum.
Nach einer Mittagspause fahren wir zum Mausoleum des Shah Cheraq, dem Aramgah-e Shah-e Cheragh (Grab eines der 17 Brüder des 8. Imam Reza). Zum Besuch dieses Heiligengrabes ist das Tragen eines Chador unbedingt erforderlich. Ich habe zu allem Überfluß noch meine Bergstiefel an wegen des Knöchels. Wir mühen uns nach Kräften alles auszubalanzieren: das Kopftuch, den Chador, den Rucksack darunter. Mines langes Gewand bleibt immer wieder an den Klettverschlüssen ihrer Schuhe hängen mit absehbaren Konsequenzen.
Die gesamte Anlage ist riesengroß mit prächtigem Eingangsportal, dem eigentlichen Grabbau mit großer kachelverzierter Kuppel und flankierenden Minaretten und einem riesigen, geschäftigen Innenhof, in dem immer viele Menschen sind. Das Innere der Anlage mit dem Grab ist ungemein prächtig, alles blinkt und glitzert und reflektiert und spiegelt. Wegen der berühmten Spiegelarbeiten wird das Grab auch als “Schah des Lichts” bezeichnet. In der Frauenabteilung geht es fromm und menschlich zu , neben betenden Frauen und den Koran studierenden Frauen und das Grab küssenden Frauen, sieht man schlafende, essende, erzählende, stillende, Schularbeiten machende und Kinder beruhigende Frauen. Wir gucken alles erfürchtig, aber nicht ergriffen an. Schweißnaß und mit immer neu verrutschendem Chador entschließen wir uns zum Rückzug. Nachdem wir draußen ein bißchen getrocknet sind und gesessen haben, wollen wir noch die alte Jameh-ye Atigh Moschee besuchen. Auch in Shiraz kommt das Leben zwischen eins und fünf weitgehend zum Erliegen wegen der Hitze. Gegen Abend öffnen dann die Geschäfte wieder und das Leben brandet los und alles kommen raus auf die Straße, um zu erledigen, zu kaufen, unterhalten zu sein - ein einziges Getümmel. Mine wird im Gedränge zweimal in den Po gekniffen und verliert entgültig die Lust an der schweißtreibenden Suche der Moschee. Wir streiten wegen des weiteren Vorgehens und entschließen uns, das empfohlene Sharzeh Traditional Restaurant aufzusuchen. Durch Unnachgiebigkeit und Findigkeit entdecken wir es endlich (Beschriftung nur in Farsi), mögen es aber nicht besonders. Sitzen danach diskutierend, müde und immer wieder auch schweigend lange vor der Vakil Moschee und überlegen wie wir mit unserer Müdigkeit, dem permanenten Suchen und den Mühen umgehen sollen, trotteln dann ohne Lösung durch das abendliche Shiraz nach Hause.
Donnerstag, 4. Juni 2009
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