Montag, 31. August 2009
25.8.09 Erdemli
Nehmen früh den Bus nach Tarsus. Gehen erstmal zur Garantibank und fragen wegen Geldanlagen und nach der Möglichkeit einer Kontoeröffnung bei ihnen. Seit einiger Zeit reicht es nicht mehr türkischer Staatsbürger zu sein, um ein Konto in einer türkischen Bank zu eröffnen, nein, man muß einen Wohnsitz angeben können in der Türkei, gemeldet sein. Das macht alles sehr kompliziert. Wir gehen wieder zur Akbank, wo Mine noch ein altes Konto hat. Das Gespräch mit dem Angestellten dauert länger und die anderen Kunden erwägen in unserem Rücken den offenen Tumult. Hinter uns rottet man sich schon zusammen und beginnt zu schimpfen. Als erstes löst sich ein kleiner Mann aus der Gruppe hinter uns, tritt an den Schreibtisch, schmeißt sämtliche Bankkarten auf den Boden und befreit sich laut von seiner ärgsten Wut. Als wir schließlich das Feld räumen, deutet der Wicht an, vor Emine auszuspucken, was die -Gottlob- nicht sieht. Alles inclusive der Anmeldung zu einem Internetbanking scheitert an dem Nichtvorhandensein eines türkischen Wohnsitzes. Logischerweise gehen wir daher zum Einwohnermeldeamt. Mine will sich im Dorf ihrer Mutter oder für die Wohnung in Erdemli anmelden, was angeblich alles in Tarsus möglich ist. Wir kommen kurz vor der Mittagspause im Amt an und müssen erstmal wieder abziehen. Essen in der Pause Torte in unserem Café, das wirklich köstliche Sachen macht, essen süß und herzhaft nacheinander und sind sehr zufrieden. Dann geht es wieder zum Einwohnermeldeamt. Es ist ein unglaubliches Gewusel dort, keine Ahnung wie man so arbeiten kann, die armen Angestellten. Ich setze mich mit meinem Buch auf die Bank, während Mine sich ins Getümmel stürzt. Natürlich kann man sich in Tarsus nur für eine Adresse in Tarsus anmelden. Kurz entschlossen und geistesgegenwärtig meldet Mine sich für die Adresse ihrer zum Verkauf stehenden Wohnung an. Danach gehen wir zu unseren Emlaks. Bei Tee und Sprudel unterhält man sich gut über dies und jenes, über die Sommerfrische Camliayla, unser Hotel dort, meinen Geburtstag, das Buch, daß Emine und Umay zur Zeit zufällig beide lesen etc. Ich habe eingesehen, daß es keine echte Notwendigkeit nd keine echte Möglichkeit gibt, hier irgendjemanden, an den Fokus des Treffens zu erinnern und die Dinge zu beschleunigen. Das Plätschern des Gesprächs ist die Quelle, es mit dem anderen zusammen gut und interessant zu finden und das widerum stärkt die Motivation für die Handlungsebene. Man bringt sich dem anderen als Mensch in Erinnerung und das restliche Geschäft ist dann Ehrensache unter ehrenwerten Leuten. Unser Emlak gibt seinem Mitarbeiter Geld und der holt erstmal für Mine und auch für mich einen großen Kasten Turkish Delight zum Geschenk. Dann gehen wir mit unserem Emlak wegen der Vollmacht über den Verkauf der Wohnung und die Anlage von Mines Geld bei der Bank zum Notar. Alles findet dort in einem Raum statt. Mit der Diskretion eines Briefmarkenkaufs in Deutschland trägt man hier am Tresen dem Angestellten das Anliegen vor. Der setzt auf der anderen Seite des Tresens ein Schriftstück am Computer auf und reicht es dann dem Kunden zum Lesen und Unterschreiben. In der abgelegensten Ecke des Raumes sitzt eine Frau am Schriebtisch, sie ist die Notarin. Sie hat nur ab und zu kurz etwas zu tun, wenn sie eins der fertigen Schriftstücke überfliegt und unterschreibt. In einer halben Stunde ist alles fertig. Neben uns unterschreibt eine Frau durch ihre abgenommenen Fingerabdrücke den Text, den man ihr vorlas und denn sie wahrscheinlich nicht verstanden hat. Das ganze kostet keine 30 Euro. Wir haben mit einem guten Gefühl unseren Emlaks alle Geschäfte übergeben und verabschieden uns herzlich. Bestimmt sieht man sich wieder. Gehen dann wieder zur Akbank und beantragen endlich das Internetbanking mit dem neuen Wohnsitz. Danach raucht insbesondere Mine der Kopf. Bei einem Cimetring motiviere ich zu einem nochmaligen Vorsprechen bei Ali. Ich denke daran, mit mehreren muskulösen und durchsetzungsstarken Freunden zu drohen, was unelegant ist, aber mir das einzig Erfolgversprechende zu sein scheint. Darüber hinaus fallen mir nur Beschimpfungen ein. Wir fahren mit dem Taxi ins Gewerbegebiet und finden Ali am Schraubstock in der Werkstatt. Mine ist ganz ruhig und wirkt auf mich -angesichts meiner eigenen Pläne für diese Situation- ein bißchen zahnlos. Ich traue meinen Augen nicht als sich die beiden angesichts von Alis Beteuerungen mit Handschlag verabschieden. Streite mit Mine auf dem Rückweg, ob man diese schwarze Hand, noch dazu ölverschmiert, nehmen kann. Wenn man sich einmal entschieden hat im Leben, an das Gute in jedem zu glauben, ist es schwer davon loszukommen. Morgen will er das Geld überweisen....Wir fahren mit dem Bus heim, essen unterwegs Lamacun (obwohl wir noch sehr viel von der Linsenköfte haben). Vor dem Haus kaufen wir in der Konditorei noch was Süßes und sehen hier -wo man es nicht erwartet - einen Dolmus aus Adana. Mine spricht den Fahrer an und tatsächlich fährt er auch morgen um neun und kann uns vom Haus abholen und direkt nach Adana bringen. Super. Packen und Räumen und machen die Wohnung klar für die Abreise und das lange menschenferne Brachliegen, das Schicksal aller Ferienwohnungen.
24.8.09 Erdemli
Wir warten auf den Anruf von Umay, Mines Maklerin. Die Frage ist, ob der Käufer der Wohnung rechtzeitig das Geld (Kredit) besorgen kann, so daß Mine es noch vor dem Abflug persönlich in Empfang nehmen kann, um es selber bei der Bank anzulegen. Wir putzen die Wohnung, waschen die letzten Maschinen Wäsche und packen Koffer und Rucksack. Dann reservieren wir telefonisch einen Flug von Adana nach Istanbul am Donnerstag morgen, um noch möglichst viel Zeit für die Abwicklungen mit der Wohnung zu haben. Es gibt noch ein langes Abendbad im Meer und dann die Köfte vom Vortag. Wir entschließen uns, morgen wieder nach Tarsus zu fahren und uns mit Umay zu treffen und ihr alle Geschäfte zu übergeben.
23.8.09 Erdemli
Wir verbringen nochmals schöne Stunden am Strand, essen Gözleme dort und schwimmen in dem warmen, klaren Wasser. Abends machen wir Linsenköfte. Im Zuge des Verbrauchs letzter Lebensmittel verkommen wir im Quantum und verfügen daher über Köftevorräte für mindestens drei Tage.
22.8.09 Erdemli
Unaufgefordert sprechen uns immer mal Leute aus dem Haus an, wir würden so schön zusammenleben, es uns so schön machen miteinander. Das finden wir auch. Dabei machen wir nix besonderes, sind eher zurückgezogen im Haus. Manche finden wir wirken wie Schwestern.
Wenn wir abends und nachts vom hinteren Balkon der Wohnung aus dem vierten Stock schauen, sehen wir oft unten im Dunkeln einen Mann, der Äpfel, Granatäpfel und Zitronen verkauft. Er sitzt dort auf einem Hocker hinter seinen Früchten oder auf der Ladefläche seines Patpat und wartet. Das blaue Patpat steht unter einer Straßenlaterne, auf der Ladefläche schlafen seine Frau und sein blonder Junge eng bei einander. Bis weit nach Mitternacht stehen sie dort, brechen irgendwann nachts auf nach Hause in ihr Dorf. In den späten Abendstunden kommen nicht mehr viele Kunden, der eigentliche Markt beginnt 50m weiter. Wir stehen oft oben auf dem Balkon, meist zähneputzend vor dem Zubettgehen und gucken uns diese stille Szene an, die immer ähnlich ist. Wir fragen uns, was der Mann wohl denkt dort in all den Stunden hinter seinen Äpfeln neben seiner schlafenden Familie? Und wie der nächste Tag wohl ist nach der kurzen Nacht und ob das Fleiß ist, so auszuharren und wie das ist, wenn sich Leben- und Arbeitsstätte so vermischen? Diese Art des Arbeitens ist sehr weit verbreitet in Ländern wie der Türkei, viele Menschen leben auf dem Sofa und dem Hocker neben ihrem Verkaufsstand, ihrem Kiosk, ihrem Pförtnerhäuschen, ihrem Imbiß, ihre endlose Warte-, Präsenzzeit kann sich nicht auszahlen, ist aber scheinbar ohne Alternative.
Wenn wir abends und nachts vom hinteren Balkon der Wohnung aus dem vierten Stock schauen, sehen wir oft unten im Dunkeln einen Mann, der Äpfel, Granatäpfel und Zitronen verkauft. Er sitzt dort auf einem Hocker hinter seinen Früchten oder auf der Ladefläche seines Patpat und wartet. Das blaue Patpat steht unter einer Straßenlaterne, auf der Ladefläche schlafen seine Frau und sein blonder Junge eng bei einander. Bis weit nach Mitternacht stehen sie dort, brechen irgendwann nachts auf nach Hause in ihr Dorf. In den späten Abendstunden kommen nicht mehr viele Kunden, der eigentliche Markt beginnt 50m weiter. Wir stehen oft oben auf dem Balkon, meist zähneputzend vor dem Zubettgehen und gucken uns diese stille Szene an, die immer ähnlich ist. Wir fragen uns, was der Mann wohl denkt dort in all den Stunden hinter seinen Äpfeln neben seiner schlafenden Familie? Und wie der nächste Tag wohl ist nach der kurzen Nacht und ob das Fleiß ist, so auszuharren und wie das ist, wenn sich Leben- und Arbeitsstätte so vermischen? Diese Art des Arbeitens ist sehr weit verbreitet in Ländern wie der Türkei, viele Menschen leben auf dem Sofa und dem Hocker neben ihrem Verkaufsstand, ihrem Kiosk, ihrem Pförtnerhäuschen, ihrem Imbiß, ihre endlose Warte-, Präsenzzeit kann sich nicht auszahlen, ist aber scheinbar ohne Alternative.
Samstag, 22. August 2009
21.8.09 Erdemli
Mine zappelt schon früh rum und schwitzt dabei. Ist ganz aufgeregt wegen der Wohnung. Der Käufer will die Wohnung unbedingt haben. Versucht Kredit zu bekommen, was aber 1 Woche bis 10 Tage dauern kann. Unsere nette Maklerin überlegt, wie man in der Kürze der Zeit alles bewerkstelligen kann. Wir überlegen auch, wie es gehen könnte. Kühlen uns vormittags im Pool und ich tippe danach wieder lange am Blog, während Mine vor dem Ventilator liest und dann einschläft. Wir haben es wirklich sehr gemütlich. Gerade diese Tage werde ich nicht vergessen. Trinken dann Kaffee und dann geht es wieder an den Strand. Das Meer ist herrlich heute, ein bißchen wellig. Wie zwei Seehunde treiben wir in den Wellen und puddeln rum. Lesen unsere spannenden Bücher am Strand.
Auf dem Rückweg abends lange Schlange vor dem Bäcker (wie nie), weil bei Sonnenuntergang ja das Fasten gebrochen wird (Beginn mit einer Olive und einer Dattel) und dann muß alles komplett auf dem Tisch stehen. Alle kaufen die letzten Sachen und bestimmt rührt mindestens einer zu Hause schon lange in den Töpfen und kocht was besonders leckeres, um das Fasten zu entlohnen. In der Konditorei gibt es eine spezielle Süßigkeit, die nur zu Ramazan gemacht wird. Wir probieren und kaufen. Unser Geld, das wir mit am Strand hatten, reicht nicht. Das macht nichts, sagt der Konditor, guten Appetit. Wie nett! Das Schlimmste am Fasten scheint mir, daß man bei diesen Temperaturen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auch nicht Trinken soll, auch nicht Duschen und Baden. Was für eine Quälerei. Der Bäcker macht jetzt morgens schon um fünf auf, damit die Leute vor Sonnenaufgang noch frisches Brot essen können. Unser Pool wird heute auch wegen Ramazan nach acht Uhr aufgemacht, damit sich die Leute erfrischen können. Die Rhythmen des Tages verschieben sich. Das erste mal seit 33 Jahren ist Ramazan wieder im August.
Abends heißt es wieder zocken (Romme) mit Mine bei Knabberzeug und Tee. Sie treibt es heute wieder zu doll, zieht mir das Fell über die Ohren. Ich kriege mildernde Umstände und wir hören schon nach fünf Runden auf. Ich stelle kaum zu beantwortende Sinnfragen angesichts dieser Unterhaltungsform.
Auf dem Rückweg abends lange Schlange vor dem Bäcker (wie nie), weil bei Sonnenuntergang ja das Fasten gebrochen wird (Beginn mit einer Olive und einer Dattel) und dann muß alles komplett auf dem Tisch stehen. Alle kaufen die letzten Sachen und bestimmt rührt mindestens einer zu Hause schon lange in den Töpfen und kocht was besonders leckeres, um das Fasten zu entlohnen. In der Konditorei gibt es eine spezielle Süßigkeit, die nur zu Ramazan gemacht wird. Wir probieren und kaufen. Unser Geld, das wir mit am Strand hatten, reicht nicht. Das macht nichts, sagt der Konditor, guten Appetit. Wie nett! Das Schlimmste am Fasten scheint mir, daß man bei diesen Temperaturen zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang auch nicht Trinken soll, auch nicht Duschen und Baden. Was für eine Quälerei. Der Bäcker macht jetzt morgens schon um fünf auf, damit die Leute vor Sonnenaufgang noch frisches Brot essen können. Unser Pool wird heute auch wegen Ramazan nach acht Uhr aufgemacht, damit sich die Leute erfrischen können. Die Rhythmen des Tages verschieben sich. Das erste mal seit 33 Jahren ist Ramazan wieder im August.
Abends heißt es wieder zocken (Romme) mit Mine bei Knabberzeug und Tee. Sie treibt es heute wieder zu doll, zieht mir das Fell über die Ohren. Ich kriege mildernde Umstände und wir hören schon nach fünf Runden auf. Ich stelle kaum zu beantwortende Sinnfragen angesichts dieser Unterhaltungsform.
20.8.09 Erdemli
Bringen das Auto morgens zurück nach Erdemli. Die Abnahme verläuft ohne Aufdeckung irgendwelcher Mängel. Wir sind froh. Danach telefoniert Mine mit Umay, der Maklerin. Sie versucht alles, um den Kauf rasch abzuwickeln, damit Mine noch ihr Geld bekommt so lange sie in der Türkei ist. Gehen kurz zur Akbank, Kontokontrolle. Ali hat nicht gezahlt. Schwein. Fahren mit dem Bus nach Hause und frühstücken erstmal richtig. Es ist wieder sehr warm und Mines Haut nimmt wieder die Konsistenz eines Lurches an. Die Arme. Ihre Kerntemperatur zwingt zu vielen Stunden mit Dösen auf dem Sofa. Bin sonst immer auf dem zweiten Sofa in gleichem Sinne tätig, will heute aber wieder mal den Blog füttern, das große Loch der vielen Tage stopfen. Nachmittags geht es dann wieder an den Strand. Herrliche Stunden hier in der Nachmittagssonne. Morgen beginnt Ramazan, die Fastenzeit. Im Hause sind schon viele abgereist, der Strand zeigt aber noch keine merkliche Leerung. Die Fastenzeit sieht solche Vergnügungen aber eigentlich nicht vor. Mal sehen wie sich die Sache entwickelt.
Abends kochen wir mein Geburtstagswunschessen. Imam bayildi = “Der Imam fällt in Ohnmacht”. Weil es so köstlich ist natürlich. Bei uns auch.
Abends kochen wir mein Geburtstagswunschessen. Imam bayildi = “Der Imam fällt in Ohnmacht”. Weil es so köstlich ist natürlich. Bei uns auch.
19.8.09 Erdemli
Wieder wunderbares Frühstück draußen. Tragen uns mit warmen Worten in das Gästebuch ein. Schwören auf ein Wiederkommen an diesen Ort. Brechen auf und lernen beim Abschied den Chef des Hotels kennen. Er will auch nach Mersin fahren und wir erkundigen uns wegen des Weges. Der von uns gewählte Weg (laut Karte) sei nur mit einem Trekker zu befahren, er kenne aber eine Alternative, wir sollen ihm folgen. Das tun wir auch und es lohnt sich wirklich. Wir fahren in langen Serpentinen runter in die Höllenschlucht und dann wieder auf der anderen Seite hinauf, dann weiter über Ayvagedigi (gibt es gar nicht in unserer Karte) nach Gözne. Zweimal sind wir bis dahin ganz runter und dann wieder ganz hoch gefahren. Die Landschaft war so so schön und wir haben unsere erhabenste Musik, die wir bei uns haben, dazu gehört und es sehr genossen. Trinken später Tee an einer Quelle bei Gözne und essen Pfirsiche aus der Region. Von da aus sind wir dann schnell an der Küste. Fahren nochmals zu den Quellen bei Erdemli, wo wir schon mit Ramazan Forelle gegessen haben. Schreiben einen kleinen Rückblick zu den letzten fünf Monaten und ein paar Anmerkungen, falls wir wieder mal so eine längere Reise planen. Wollen dann noch weiter gucken, sind aber müde und fahren nach dem Einkauf in Erdemli zurück. Als wir nach den schönen Tagen zurückkommen in die Wohnung ist klar, daß wir von hier nur noch einmal nach Hause aufbrechen werden. Ein Gefühl wie damals als Kind am Ende der großen Ferien kommt auf. Unsere Reise geht zu Ende. Ganz lange wird es so eine Zeit nicht mehr geben. Die Zeit war sehr wertvoll, wir haben viel gelebt und viel erfahren. Ich bin ein bißchen ratloser als Emine, daß wir dieses Kapitel jetzt beschließen sollen. Ich bin ein bißchen wehmütiger als Emine, als müßte ich doch endlich einen Gedanken zu Ende denken, auf die Schnelle, der mir einfach noch nicht fertig werden wollte, mir aber fehlt. Mine verspürt eine kindliche Vorfreude auf zu Hause. Dagegen ist mein Bedenken ein Fliegenschiß und sieht das auch ein. Wir sind gelockt und kommen zurück.
18.8.09 Camlıyayla
Königlich fühstücken wir fürsorglich bedient unter den riesigen Kischbäumen und bewundern großzügig und ergriffen dabei die Berge. Mine will den Ort nicht wie geplant verlassen. Ich stimme gerne zu und wir verlängern das Auto um einen Tag. Danach - es gibt natürlich weder eine Karte noch eine Skizze der Umgebung, geschweige denn überhaupt Wanderwege in der Region - fahren wir einfach los, finden bald einen breiten Waldweg, dem wir bergauf in den Wald folgen. Irgendwann stellen wir das Fahrzeug rechts an einem etwas breiteren Teil des Weges ab. Hier dürfte es nicht stören. Wir gehen los. Treffen schon bald einen großen Lkw, der mit Holz beladen wird. Wir unterhalten uns mit den Männern und gucken zu, wie sie die Stämme ohne Kran nur mit Muskelkraft und ihren Holzhaken auf den schon hoch bepackten Lkw buggsieren. Wir sagen, daß weiter unten auf dem Weg unser Wagen steht, denken aber, daß sie vorbeikommen werden. Sie scherzen, daß sie ihn sonst zur Seite heben. Wir vereinbaren dennoch als sie losfahren, daß sie hupen sollen, falls sie nicht vorbeipassen, wir würden dann sofort runter kommen. Gleichzeitig kommt dann von unten ein großer Geländewagen von der Forstbehörde, die Beamten signalisieren, daß alles ok ist, genug Platz. Wir maschieren daraufhin los. Wir wandern durch den schönen Hochwald mit alten knorrigen Wacholderbäumen, riesigen Fichten und Lärchen. Wir rasten und sehen dabei, daß Mines Immobilienmakler eine Sms geschrieben haben, sie soll bitte ihre Mail lesen. Mine schreibt zurück, daß wir das am Nachmittag machen werden, wenn wir wieder im Hotel sind. Kleinere Hoffnungen nähren wir schon mal, ohne genaueres zu wissen. Wir laufen weiter, nehmen einen Abzweig unseres ursprünglichen Weges, der dann aber nach wenigen Kilometern endet. Wir klettern einen Hang hoch in der Hoffnung uns besser orientieren zu können, treffen oben wieder auf einen Weg, wissen aber nicht, ob es der ist, an dem auch unser Auto steht. Ein kleiner Lkw kommt von unten hoch mit drei jungen Männern drin alle so 18 - 19 Jahre, den wir anhalten. Ja, sie sind an unserem Corsa vorbeigekommen. Super, wohin sie denn wollen? Hoch zu einem Aussichtspunkt. Oh ja, da möchten wir gerne mitfahren. Wir klettern auf die Ladefläche, halten uns an dem Aufbau fest und schauen über das Führerhaus hinweg stehend in die Landschaft. Wir sind begeistert. Es geht hoch und höher in die Berge und wir genießen die erhobene Position mit der wir zwischen den immer größer werdenen und immer lichter werdenen Bäumen wie auf einem großen Pferd durch die Landschaft reiten. Grandios. Wir kommen an einem kleinen Beobachtungsposten (Bastepe) weit, weit oben in den Bergen an, dort ist immer ein Mann der Ausschau wegen Waldbränden hält. Der Ausblick ist bestechend schön. Wir treffen auf eine türkische Familie, die dort den Wachhabenden in seinem Häuschen besucht und werden wieder einmal beschämend schnell und freundlich und selbstverständlich aufgenommen in deren Schoß. Schon etwas benommen von der vielen Sonne, bekommt jeder einen großen Teller Melone und ob wir Hunger hätten und dann gibt es noch Tee und ein paar Fotos von allen. Unsere drei Jungs trinken unten Cola und essen Sonnenblumenkerne und genießen auch den Ausflug. Wir gehen gestärkt los und vereinbaren, daß die Jungs uns mitnehmen, wenn sie wieder an uns vorbeifahren. Wir sehen zwei Männer, die ohne Sicherung und Hilfsmittel bis in die Spitzen der uralten Lärchen (Göknar) klettern (bestimmt 15m), um dort zur Samengewinnung im Auftrag des Forstamtes die frischen Zapfen zu ernten, die groß sind wie kleine Straußeneier. Unterwegs haben wir auch ein Schild gesehen, die das Gebiet als Gen-Waldschutzgebiet auswies. Wir wollen von dem Weg eine kleine Abkürzung nehmen und beginnen uns zu verlaufen. In der Ferne hören wir unsere Jungs mit dem Lkw an uns vorbeifahren. Gratulation. Auf einem kleinen Pfad laufen wir lange durch die Magerwiesen unterhalb der Baumgrenze zwischen entfernt stehenden uralten Bäumen. Es ist toll, aber wir können es nicht ganz genießen, denn gerne wüßten wir wieder, wo wir sind. Der Moment kommt aber und wir treffen wieder auf unseren Weg. Kurz darauf ein Anruf auf Mines Handy. Unser Autovermieter. Er wurde von der Jandarmerie angerufen. Folgendes verstehen wir durch einiges Nachfragen bei ihm und den Waldarbeitern, denen wir noch begegenen: Die große Schälmaschiene hat drei Stunden an unserem Corsa ausgeharrt und kam nicht vorbei. Dann wurden die Jandarmen informiert. Am Auto fand man eine Servicenummer, die auf die Werkstatt hinwies, die das Auto wartet. Über die konnte unser Autovermieter ermittelt werden. Das Auto muß da weg, woraufhin der Autovermieter nun uns anrief. Irgendwie ist die Schälmaschiene dann aber doch durch das Nadelör geschlüpft. Wir gehen besorgt zum Auto zurück, gehen lange drum herum. Ich bin sicher, daß sie es umgesetzt oder -gerückt haben und suche nach Spuren. Es sieht aber unversehrt aus. Gott sei Dank. Fahren zum Hotel zurück. Gucken zuerst nach den Mails. Tatsächlich gibt es einen Käufer für die Wohnung von Mine. Der Preis ist noch akzeptabel. Mine ruft Umay, die Maklerin, an und stimmt dem Verkauf zu diesem Preis zu. Wir freuen uns sehr. Dann gibt es Kaffee unter den Kirschbäumen und dann schreiten wir gleich weiter auf die Terrasse zum Abendessen, was wieder sehr gut ist. Danach passiert fast nix mehr. Die viele frische Luft....
17.8.09 Camlıyayla
Heute in mein Geburtstag. Ein bißchen anders als sonst ist er und fühlt sich auch anders an. Ich habe mir für heute gewünscht, ein Auto zu mieten und wieder über Land und in die Berge zu fahren. Wir frühstücken kurz vor der schönen Hibiskusblüte von Emine und fahren dann los nach Erdemli. Wir kriegen einen kleinen Opel Corsa. Mine holt ein Geschenk für mich und wir fahren zurück in die Wohnung. Trinken noch eine Tasse Kaffee und ich öffne dabei mein Geschenk, ein Paar wunderbare Ohrringe. Seit Monaten trage ich keine mehr, weil mein einer Perlenohrring erst wieder geklebt werden muß. Geschmückt geht es los, erst bis Tarsus an der Küste entlang und dann durch die Berge nach Camliyayla auf etwa 1250m. Langsam wird es kühler, je höher man steigt und ein leichter Wind weht. Wir fahren zunächst entlang vieler Weinberge, Pfirsiche und anderer Obstbäume durch eine hügelige Landschaft. Camliyayla selber liegt vor der Kulisse der Bolkarbergkette mit dem höchsten Berg, dem Mededsiz Tepe, mit über 3500m. Camliyala liegt als kleiner Ort am Fuße einer alten (armenischen) Burg, aber in weitem Umkreis um das Dorf sieht man großzügige bis herrschaftliche Häuser mit tollem Panoramablick in die wunderbare Berglandschaft, die sich in alle Richtungen um den Ort erstreckt. Die Häuser ducken sich in üppiges Grün. Sicher haben viele Wohlhabende aus Mersin, Tarsus und Adana hier ihre Sommerfrische. Man sieht viel alten Baumbestand, überwiegend Nadelwald. Das Klima ist beneidenswert. Zu unserer Überrschung gibt es am Ort ein Hotel (Namrun Dag Otel), noch dazu ein wunderbares und fantastisch unterhalb der Burg gelegenes. Keiner unserer drei dicken Führer erwähnt den Ort auch nur, so daß wir nix darüber wußten bevor wir losfuhren. Was für ein schönes Geschenk zu meinem Geburtstag. Wir entschließen uns gleich zu bleiben und es folgt ein erster Kaffee unter alten Kirschbäumen mit Bergblick vom Feinsten. Freuen uns wahnsinnig darüber. Danach gehen wir los, um den Burgfelsen und dann hinauf zu den Resten der Burg (Namrun Kalesi). Keinen Menschen trifft man und hat natürlich eine gute Aussicht. Immer steht oben auf den Burgen schon Atatürk, er ist einem immer eine Nasenlänge voraus in diesem Land. Wir machen schöne Bilder mit ihm in der Abendsonne. Oben ist auch ein Wunschbaum, an den jeder einen Fetzen bindet, den er irgendwo an sich findet und der dort an dem Baum seine Wirkung tut und sich und andere und Gott erinnert an das Wünschen und Erfüllen. Wer will sich diese Gelegenheit schon entgehen lassen. Wir binden unseren Schnippel auch an den alten Wacholder und wünschen uns etwas Bedeutsames. Geheimnis! Gehen langsam durch den Ort, finden einen Teegarten mit einer bequemen “Hollywood”schaukel und trinken schaukelnd Tee und knabbern Kerne. Meine Schwester ruft an und wir haben ein sehr schönes Telefonat. Danach laufen wir hoch zu unserem Hotel, duschen und schreiten auf den Balkon des Restaurants zum Geburtstagsessen. Vor den im Dunkeln brennenden Lichtern des Ortes und den Bergen essen wir äußerst lecker. Das Glas Rotwein, das erste seit fünf Monaten, in Kombination mit der frischen Luft, rafft Mine noch schneller dahin als mich und unter meinen Klagen über ihre frühe Müdigkeit schlafen wir beide in unserem schönen Zimmer ein.
16.8.09 Erdemli
Sind lange am Meer, essen Gözleme am Strand. Gehen später noch in den Pool und essen dann sehr lecker Söbiyet und Burma Tatlise mit Eis. Später Kohlwickel. Leben ausgezeichnet.
15.8.09 Erdemli
Noch mehr Herpes. Morgenbad im Meer. Dann Frühstück. Gehen am frühen Nachmittag in das Café mit WLAN-Verbindung in Flamingo 4. Erkundigen uns via Internet wegen einer Zugverbindung von Adana nach Istanbul und buchen online einen Flug von Istanbul nach Hannover. Schwimmen danach im Pool. Haben noch viele nachdenkliche und auch traurige Gedanken wegen unserer Besucher. Machen abens gefüllte Weißkohlwickel.
14.8.09 Erdemli
Es gibt ein gemeinsames Frühstück. Schon im Bett rieche ich, das Sherife Kartoffeln in Öl bäckt zum Frühstück, was ich so gerne esse. Friedlich geht es zu beim Essen. Wir malen ein letztes Bild mit Sude, die das so schön macht, wenn man es ein bißchen begleitet, was sonst aber nie jemand tut. Hängen zwei ihrer Bilder an die Wand, was sie stolz macht. Sie erklärt ihrer Oma, was man auf den Bildern sehen kann. Die Menschen sind alle noch Kopffüßler, aber sie halten sich schon an den Händen und haben dafür Arme unter den Ohren. Die Mischpoke reist schließlich ab. Wir winken. Sie wollen den Sohn des Dorfvorstehers in Mersin treffen und mit ihm und seinem Lkw fahren Sherife, die Frau des Dorfvorstehers und Sude heim. Der Mann bleibt noch in Mersin. Er sagte: “Wir haben sie hier gestört, entschuldigen sie. So etwas wird mir nicht wieder passieren.” Mine hat einen dicken Herpes bekommen. Wir waschen etliche Maschinen Wäsche und putzen die Wohnung. Dann erfrischen wir uns am Pool. Viele Überlegungen zu den letzten Tagen suchen uns heim, ganz wohl ist uns nicht, erleichtert sind wir aber auch. Wie das so verunglücken konnte, fragen wir uns immer wieder, was überhaupt verunglückte, wie wir sind, wie die anderen sind, was wir brauchen, was sie brauchen? Machen abends Cigköfte.
13.8.09 Erdemli
Wir stehen früh auf, um unsere Tour zu beginnen. Wollen mit dem Dolmus die Küste entlang fahren und uns Unterkünfte angucken und was geeignetes suchen, dann das Gepäck nachholen. Vorher wollen wir ganz offen fragen, wie die Pläne unserer Gäste sind, wie lange sie bleiben werden. Die Antwort überrascht uns, sie wollen morgen abreisen. Damit erübrigt sich unsere schweißtreibende Suche. Von sich aus hätten sie wahrscheinlich aber nichts zu uns gesagt. In den Worten von Sherife ist überhaupt kein Vorwurf an uns. Wir fragen uns, was Ramazan zu ihr gesagt hat in dem Telefonat. Während die Gäste ans Meer gehen, legen wir uns an den Pool, gehen dann wie am ersten Tag in Erdemli Lamacun essen, dann auf den Markt. Machen unter weiterer Umgehung unserer Wohnung dann einen Spaziergang am Meer, streiten uns, vertragen uns, gehen dann doch Heim. Unsere Leute laden uns ein, mit ihnen Tee auf dem Balkon zu trinken, machen wir dann auch. Gehen dann mit Sude in den Pool. Abends essen wir gemeinsam an einem Tisch, was eine Wohltat ist. Besonders lecker ist die türkische Variante des Kartoffelbreis (Knoblauch in Butter andünsten, mit Paprikapaste würzen und dann die zerdrückten gekochten Kartoffeln unterheben), dazu Potulaksalat und unsere Bohnen. Danach trinken wir Tee, laufen wieder nicht auseinander, plaudern ein bißchen. Es ist angenehm, daß es noch zu so einem Abschied gereicht hat. Wir werden beide ins Dorf von Sherife und dem Dorfvorsteher eingeladen. Ich überlege mir die Haare zu raufen. Es klingt ganz ehrlich. Was soll schon dabei sein. Alle lieben ihr Dorf und Besuch ist kein Problem. Scheiße.
12.8.09 Erdemli
Wir verlassen das Haus, nachdem sich die unerfreuliche Atmosphäre nochmals in einigen kleinen Episoden destilliert hat und auf alle herabgetropft ist. Wir gehen, um das Auto abzugeben und geraten kaum außer Haus in eine heftige Meinungsverschiedenheit, wie mit der Situation zu verfahren ist. Nachdem das Auto abgegeben ist, gehen wir zu Vodafon, lassen unsere Sim Karte dort in ein Handy einlegen und versuchen, unser Konto leer zu telefonieren. Während unsere Sim-Karte dort aktiviert ist, kommt keine Nachricht über einen Anruf in Abwesenheit, den wir versäumt hätten. Versuchen Ramazan zu erreichen, der aber nicht abhebt, da er wahrscheinlich auf der Arbeit ist.
Mich irritiert so sehr, daß die Ankömmlinge nicht signalisieren, daß es ein verhandlungswürdiges Problem gibt, sie gehen davon aus, daß man den Status hinnehmen muß, wie er sich ergeben hat. Der Mann scheint der Einzige, der die Form des Einmarsches bedauert und das wortkarge Miteinander ebenfalls belastend findet. Wenn ich bloß wüßte, wie lange diese Menschen zu bleiben gedenken, aber das kann man ja scheinbar nicht fragen. Das macht es so schwer für uns zu planen, ob wir bleiben oder gehen.
Wir gehen in einem Café frühstücken. Zu Hause haben wir nur eine Tasse Kaffee getrunken und Jogurt gegessen neben der schlafenden Sherife und Sude und nun kommt der richtige Hunger. Währenddessen beginnen wir, uns etwas besser zu fühlen und können uns substantieller austauschen über die Situation und was uns daran bedrückt.
Mine beklagt, jeder wolle es sich in ihrer Umgebung nur wohlergehen lassen und sie hätte die Nase voll, das für die verschiedenen Parteien zu gewährleisten. Das genau ist aber auch das, was ich nicht mitansehen will.
Mines wesentliche Botschaft an mich ist, “Mäßige Dich, die Menschen verstehen nicht, warum Du Dich so aufregst und warum Du Dich da einmischst. Die sehen dich als Gast. Ich mache das schon”.
Ich antworte: “Ich kann mit diesen Menschen leider nicht selber sprechen, ich habe nur wenige Möglichkeiten zu signalisieren, daß die Situation so für mich nicht akzeptabel ist und ich mich übergangen fühle. Ich kann dabei nicht berücksichtigen, ob sie das angemessen finden oder nachvollziehbar. Ich fürchte, du arbeitest auf eine Koexistenz mit ihnen hin und das mißfällt mir.
Ich verstehe nicht, warum Du bei diesen Leuten in diesem Fall einen guten Eindruck hinterlassen willst?”
Letztlich geht es für uns beide darum, uns übergangen und unangemessen fremdbestimmt zu fühlen. Immerhin ist das auch Mines Wohnung und mit Recht möchte sie hier die Zügel in der Hand behalten (Sherife ist anfangs ganz fordernd und bestimmend und sagt, das sei die Wohnung ihres Bruders und der habe sie hierhin eingeladen und deshalb sind sie jetzt hier!). Dazu kommt, daß Mine von Sherife (der Schwester von Ramazan) und dem Ehepaar immer wieder auf die Trennung von Ramazan angesprochen wird mit dem Ziel, sie zu einem neuen Versuch mit ihm zu bewegen. Das ist sehr unangenehm für sie.
Wir waren einmal ein bißchen verdutzt, als man uns in einem Hotel, ein Zimmer zeigen wollte. Als der Mann aufschloß, sah man deutlich, daß es belegt ist. Wir traten deshalb nicht ein, obwohl der Bewohner nicht da war. Der Angestellte ging hinein, zog die Vorhänge zurück und sagte auch wir sollten doch reinkommen und gucken, denn ein identisches Zimmer könnten wir haben. Wir haben das Hotel nicht genommen u.a. wegen dieser Distanzlosigkeit. Aber genau die ist tief verwurzelt in diesem Land. An einem Beratungsschalter der Bank stellen sich die anderen im Halbkreis um den, der gerade beraten wird. Leute mieten hier am Meer eine Wohnung und nach und nach kommen 40 Leute, die zusammen Ferien machen wollen. Die Grenze des einzelnen kann sich hier bei den Menschen oft nicht richtig ausbilden und ist nichts Wahrnehmbares, Offensichtliches oder auch nur Annehmbares.
Ich schäme mich ja auch, weil ich so häufig schon gastfreundlich behandelt worden bin und Spontanität erfahren habe hier in der Türkei. Nie habe ich erlebt, daß ich irgendwo überraschend hinkam und jemand sagte, ich muß dieses oder jenes jetzt aber erst zu Ende machen oder ich muß nachher noch das machen oder gar, es paßt gerade ganz schlecht. Bitter wird mir klar, was das heißt, daß Gastfreundschaft eine Pflicht ist, an der es für die Betreffenden kein Vorbei gibt, keine Ausnahme. Alles wird sofort fallen gelassen für den Gast. Gleichzeitig kommt man scheinbar immer in Situationen, die nie gefüllt sind mit etwas anderem, Unaufschiebbarem, Wichtigem. Es ist als hätten die Menschen nur einen ganz schwachen eigenen Handlungsstrang, den sie mit ihrem Willen verfolgen.
Als ich ein Buch lese, fragt die Kleine warum ich heute lese, es sei doch nicht Samstag oder Sonntag. Nun ja.
Bei dieser Gastfreundschaft kann man nur schwer mithalten. Und nun fühlt man sich natürlich kleinlich, aber die Großzügigkeit wäre nicht ehrlich in diesem Fall. Natürlich ist das ein großer innerlicher Spagat und man weiß, egal wie die Sache ausgeht, man wird sich schlecht fühlen, wenn man abreist (weil man sich hat vertreiben lassen aus immerhin auch Mines Wohnung), wenn die anderen gehen und wenn beide bleiben knirscht man auch mit den Zähnen.
Sherife, die mich ja vom letzten Aufenthalt hier kennt, versteht gar nicht, was ich habe, ich sei so anders, was ist passiert? Die Menschen sprechen hier miteinader kaum über ihre Sorgen, ihren Kummer, ihr Fühlen und sie fragen auch einen anderen nicht danach. Und so spricht auch jetzt in der Wohnung keiner richtig mit dem anderen trotz der fühlbaren Mißstimmung, als sei das Sprechen darüber der eigentliche Grenzübertritt, die eigentliche Distanzlosigkeit, die eigentliche Einmischung. Für mich und Mine wäre aber nur das Miteinadersprechen eine Lösung. Man stelle sich das vor: man kann den Gast nicht fragen, wie lange er bleibt. Das tut man nicht. Er bleibt solange er bleibt. Basta.
Bei vielen Gedanken dieses Tages handelt es sich wahrscheinlich um echte Fehleinsprossungen, Antworten auf ungünstige Verknüpfungen von Realem und Geglaubtem die mit selbstgeschneiderten Plänen kollidieren.
Weder für Mine noch für mich geht die Situation und wir beschließen abzureisen. Wir kaufen noch am Vormittag einen Koffer (zwei neue kleine Teppiche!) und sind ein bißchen entlastet, weil wir eine Entscheidung getroffen haben. Sitzen später lange am Strand und überlegen wohin wir gehen können. Beschließen, am nächsten Morgen ohne Gepäck mit dem Dolmus loszufahren und in den größeren Buchten nach einer geeigneten Unterkunft zu gucken.
Zu Hause schleichen alle umeinander rum. Gehen die anderen zum Strand trinken wir Tee, kommen sie wieder, gehen wir, grillen sie, gehen wir spazieren. Wir essen nicht zusammen und kochen nicht zusammen, kaufen unabhängig von einander ein. Bei dieser Art des Zusammenseins tut sowohl die Normalität der anderen weh wie auch der Ausnahmezustand selber. Die scheinbare Normalität (fröhliches Grillen unserer Gäste auf dem Balkon) der einen, ist die Kränkung des anderen.
Kochen abends Bohnen, bieten davon den anderen an, spielen mit Sude, gehen kurz ins Internetcafe, wo ich dreimal den Code für meine Mails falsch eingebe und dann nicht mehr reinkomme in mein “gmx”. Machen danach einen langen Spaziergang und trinken bis spät Tee im Café und verdauen an den Ereignissen. Ramazan hat während unserer Abwesenheit angerufen bei Sherife und läßt Mine um Rückruf bitten. Nach dem Anruf ist Sherife irgendwie ruhiger.
Mich irritiert so sehr, daß die Ankömmlinge nicht signalisieren, daß es ein verhandlungswürdiges Problem gibt, sie gehen davon aus, daß man den Status hinnehmen muß, wie er sich ergeben hat. Der Mann scheint der Einzige, der die Form des Einmarsches bedauert und das wortkarge Miteinander ebenfalls belastend findet. Wenn ich bloß wüßte, wie lange diese Menschen zu bleiben gedenken, aber das kann man ja scheinbar nicht fragen. Das macht es so schwer für uns zu planen, ob wir bleiben oder gehen.
Wir gehen in einem Café frühstücken. Zu Hause haben wir nur eine Tasse Kaffee getrunken und Jogurt gegessen neben der schlafenden Sherife und Sude und nun kommt der richtige Hunger. Währenddessen beginnen wir, uns etwas besser zu fühlen und können uns substantieller austauschen über die Situation und was uns daran bedrückt.
Mine beklagt, jeder wolle es sich in ihrer Umgebung nur wohlergehen lassen und sie hätte die Nase voll, das für die verschiedenen Parteien zu gewährleisten. Das genau ist aber auch das, was ich nicht mitansehen will.
Mines wesentliche Botschaft an mich ist, “Mäßige Dich, die Menschen verstehen nicht, warum Du Dich so aufregst und warum Du Dich da einmischst. Die sehen dich als Gast. Ich mache das schon”.
Ich antworte: “Ich kann mit diesen Menschen leider nicht selber sprechen, ich habe nur wenige Möglichkeiten zu signalisieren, daß die Situation so für mich nicht akzeptabel ist und ich mich übergangen fühle. Ich kann dabei nicht berücksichtigen, ob sie das angemessen finden oder nachvollziehbar. Ich fürchte, du arbeitest auf eine Koexistenz mit ihnen hin und das mißfällt mir.
Ich verstehe nicht, warum Du bei diesen Leuten in diesem Fall einen guten Eindruck hinterlassen willst?”
Letztlich geht es für uns beide darum, uns übergangen und unangemessen fremdbestimmt zu fühlen. Immerhin ist das auch Mines Wohnung und mit Recht möchte sie hier die Zügel in der Hand behalten (Sherife ist anfangs ganz fordernd und bestimmend und sagt, das sei die Wohnung ihres Bruders und der habe sie hierhin eingeladen und deshalb sind sie jetzt hier!). Dazu kommt, daß Mine von Sherife (der Schwester von Ramazan) und dem Ehepaar immer wieder auf die Trennung von Ramazan angesprochen wird mit dem Ziel, sie zu einem neuen Versuch mit ihm zu bewegen. Das ist sehr unangenehm für sie.
Wir waren einmal ein bißchen verdutzt, als man uns in einem Hotel, ein Zimmer zeigen wollte. Als der Mann aufschloß, sah man deutlich, daß es belegt ist. Wir traten deshalb nicht ein, obwohl der Bewohner nicht da war. Der Angestellte ging hinein, zog die Vorhänge zurück und sagte auch wir sollten doch reinkommen und gucken, denn ein identisches Zimmer könnten wir haben. Wir haben das Hotel nicht genommen u.a. wegen dieser Distanzlosigkeit. Aber genau die ist tief verwurzelt in diesem Land. An einem Beratungsschalter der Bank stellen sich die anderen im Halbkreis um den, der gerade beraten wird. Leute mieten hier am Meer eine Wohnung und nach und nach kommen 40 Leute, die zusammen Ferien machen wollen. Die Grenze des einzelnen kann sich hier bei den Menschen oft nicht richtig ausbilden und ist nichts Wahrnehmbares, Offensichtliches oder auch nur Annehmbares.
Ich schäme mich ja auch, weil ich so häufig schon gastfreundlich behandelt worden bin und Spontanität erfahren habe hier in der Türkei. Nie habe ich erlebt, daß ich irgendwo überraschend hinkam und jemand sagte, ich muß dieses oder jenes jetzt aber erst zu Ende machen oder ich muß nachher noch das machen oder gar, es paßt gerade ganz schlecht. Bitter wird mir klar, was das heißt, daß Gastfreundschaft eine Pflicht ist, an der es für die Betreffenden kein Vorbei gibt, keine Ausnahme. Alles wird sofort fallen gelassen für den Gast. Gleichzeitig kommt man scheinbar immer in Situationen, die nie gefüllt sind mit etwas anderem, Unaufschiebbarem, Wichtigem. Es ist als hätten die Menschen nur einen ganz schwachen eigenen Handlungsstrang, den sie mit ihrem Willen verfolgen.
Als ich ein Buch lese, fragt die Kleine warum ich heute lese, es sei doch nicht Samstag oder Sonntag. Nun ja.
Bei dieser Gastfreundschaft kann man nur schwer mithalten. Und nun fühlt man sich natürlich kleinlich, aber die Großzügigkeit wäre nicht ehrlich in diesem Fall. Natürlich ist das ein großer innerlicher Spagat und man weiß, egal wie die Sache ausgeht, man wird sich schlecht fühlen, wenn man abreist (weil man sich hat vertreiben lassen aus immerhin auch Mines Wohnung), wenn die anderen gehen und wenn beide bleiben knirscht man auch mit den Zähnen.
Sherife, die mich ja vom letzten Aufenthalt hier kennt, versteht gar nicht, was ich habe, ich sei so anders, was ist passiert? Die Menschen sprechen hier miteinader kaum über ihre Sorgen, ihren Kummer, ihr Fühlen und sie fragen auch einen anderen nicht danach. Und so spricht auch jetzt in der Wohnung keiner richtig mit dem anderen trotz der fühlbaren Mißstimmung, als sei das Sprechen darüber der eigentliche Grenzübertritt, die eigentliche Distanzlosigkeit, die eigentliche Einmischung. Für mich und Mine wäre aber nur das Miteinadersprechen eine Lösung. Man stelle sich das vor: man kann den Gast nicht fragen, wie lange er bleibt. Das tut man nicht. Er bleibt solange er bleibt. Basta.
Bei vielen Gedanken dieses Tages handelt es sich wahrscheinlich um echte Fehleinsprossungen, Antworten auf ungünstige Verknüpfungen von Realem und Geglaubtem die mit selbstgeschneiderten Plänen kollidieren.
Weder für Mine noch für mich geht die Situation und wir beschließen abzureisen. Wir kaufen noch am Vormittag einen Koffer (zwei neue kleine Teppiche!) und sind ein bißchen entlastet, weil wir eine Entscheidung getroffen haben. Sitzen später lange am Strand und überlegen wohin wir gehen können. Beschließen, am nächsten Morgen ohne Gepäck mit dem Dolmus loszufahren und in den größeren Buchten nach einer geeigneten Unterkunft zu gucken.
Zu Hause schleichen alle umeinander rum. Gehen die anderen zum Strand trinken wir Tee, kommen sie wieder, gehen wir, grillen sie, gehen wir spazieren. Wir essen nicht zusammen und kochen nicht zusammen, kaufen unabhängig von einander ein. Bei dieser Art des Zusammenseins tut sowohl die Normalität der anderen weh wie auch der Ausnahmezustand selber. Die scheinbare Normalität (fröhliches Grillen unserer Gäste auf dem Balkon) der einen, ist die Kränkung des anderen.
Kochen abends Bohnen, bieten davon den anderen an, spielen mit Sude, gehen kurz ins Internetcafe, wo ich dreimal den Code für meine Mails falsch eingebe und dann nicht mehr reinkomme in mein “gmx”. Machen danach einen langen Spaziergang und trinken bis spät Tee im Café und verdauen an den Ereignissen. Ramazan hat während unserer Abwesenheit angerufen bei Sherife und läßt Mine um Rückruf bitten. Nach dem Anruf ist Sherife irgendwie ruhiger.
11.8.09 Erdemli
Am Morgen fahren wir kurz vor Mut rechts in einen unbeschilderten Weg und finden damit zufällig in die Ebene zwischen den Bergen durch die der Göksu fließt. Zwischen Feldern und Gärten folgen wir dem geschlängelten Flußlauf mit seinen breiten Sandbänken. Wir sehen einen Bauern, der sein Feld bewässert. Mine hält, um mir Auberginen- und Paprikapflanzen zu zeigen. Der Bauer kommt gleich auf uns zu und begrüßt uns. Wir wollen sein Feld angucken. Schnell ist eine Gurke zu unserer Erfrischung geschält. Wir gucken seine ganzen Pflanzen an, Okra, Auberginen und Paprika, machen Fotos. Er gräbt auch eine Pflanze extra für uns auf und zum ersten mal sehe ich Erdnüsse, die ja wirklich in der Erde wachsen und in ihren Schalen an den dünnen Wurzeln hängen. Machen Fotos von mir und Mine mit den Erdnußpflanzen auf dem Feld im Wind. Von allem schenkt er uns und mit vollen Händen fahren wir winkend weiter. Halten, um Feigen zu pflücken und zu essen. Sehen einige riesige alte Bäume, die wir nicht kennen. Fragen jemanden der vorbeikommt. Es handelt sich um Sakiz. Wir müssen das nachschauen. Lange sehen wir kein einziges Haus und nur wenige Menschen. Schließlich kommen wir in ein Dorf kurz hinter einer sehr alten Brücke über den Göksu. In dem von Männern besiedelten Dorfteehaus werden wir freundlich aufgenommen, gleich setzt sich der Muhtar (Dorfvorsteher) zu uns und beantwortet alle Fragen, die wir haben. Hier plätschert es wasserreich überall und auch eine Forellenzucht ist in der Nähe. Die Männer weisen uns auf die weiter oben gelegene Quelle des vielen Wassers hin und wir machen uns auf. Finden einen wunderschönen (von einer Mauer und einem Zaun geschützten) großen Quelltopf mit kristallklarem grün-blauem Wasser, in das wir lange gucken. Jedes Blatt sieht man am Grund. Die Farbe ist berauschend. Queren bei dem Dorf später den Göksu über ein Stauwehr und fahren dann auf der anderen Flußseite bis wir auf die Straße Mut - Ermenek treffen. Fahren darauf zurück nach Mut und nehmen auf der Straße nach Silifke rechts einen Abzweig nach Gülnar. Bergauf und immer weiter bergauf fahren wir durch die Berge. Hinter Gülnar beginnen wir die Suche nach Eßbarem. Wir finden am Weg eine Kasap (Metzgerei/Schlachterei), die Fleisch verkauft und anbietet, daß man es in ihrem Garten grillt. Die meisten Leute bringen den Grill mit, aber wir bekommen auch einen geliehen und grillen am Tisch unter den Bäumen Lamm und essen dazu Salat und Brot. Sind begeistert. In einem Laster warten zwei Ziegen im Schatten. Sie sind Bestandteil eines Adak, wissen das aber vielleicht noch nicht. Man macht ein Adak für den Fall, daß einem ein sehnlicher Wunsch erfüllt wird. Aus Dankbarkeit und Freude löst man dann dieses Versprechen ein und schlachtet ein Tier und verschenkt das Fleisch an weniger wohlhabende Menschen. Schon bald liegen nur noch die leeren Felle auf der Ladefläche des Lkws. Wir fahren weiter Richtung Silifke und treffen kurz vor Silifke nach langer Abwärtsfahrt auf das dort wunderschöne Göksutal. In einer tiefen, steilen, bewaldeten Schlucht schlängelt sich der Fluß, um dann bei Silifke ins Meer zu münden. Dort hat sich im Delta viel Sand angelagert, der in einer weiten geschwungenen Sandbank ins Meer ragt. In dem Delta brüten viele Vögel und Schildkröten vergraben ihre Eier im Sand der Strände. Wir halten an dem Aussichtspunkt auf der Strecke Mut - Silifke, wo ein Gedenkstein an Kaiser Barbarossa erinnert, der an dieser Stelle im Göksu ertrunken ist als er auf dem Weg nach Palästina den Fluß mit seinen Truppen querte. Ich möchte diese Strecke noch ein bißchen zurück Richtung Mut fahren, weil sie so schön ist, aber Mine drängt nach Hause.
Dort erwartet uns noch eine Überraschung, die sich als schwere Überdosis an türkischer Unkompliziertheit erweist. Gastfreundschaft wird in diesem Fall ungefragt von uns erwartet und ich erweise mich in jeder Hinsicht als unwillig und ungelenk in dieser Übung. Ich möchte Gift und Galle sprucken.
Ramazan hat scheinbar versucht, Mine unter ihrer türkischen Handynummer zu erreichen (, was nicht klappte, da es Probleme mit der Sim-Karte gab) um zu erfahren, ob wir wieder in der Wohnung in Erdemli sind. Als er Mine nicht erreichte, ließ er im Haus in Erdemli nachfragen, ob wir da sind. Hier bestätigte man, daß wir wieder gekommen sind, aber sagte, wir seien in den letzten Tagen nicht mehr gesehen worden. Daraufhin motivierte Ramazan seine Schwester Sherife (s.o.), seine kleine Nichte Sude (s.o.), den Dorfvorsteher seines kurdischen Dorfes und dessen Frau zu einem Urlaub in seiner Wohnung. Die waren jetzt 700km mit dem Bus angereist und am Vorabend angekommen während wir in Mut waren. Die Tatsache, daß die Wohnung keineswegs frei war, sondern überall die Spuren unserer Anwesenheit zeigte, irritierte, verhinderte aber nicht den Einzug der Gäste.
Der Hausmeister bereitet uns vage bei der abendlichen Ankunft mit dem Auto vor: “Ihr habt Besuch”. Wer es ist, weiß er nicht: zwei Frauen, ein Mann, ein Kind. Wir wissen es auch nicht. Das Ärgern bereitet sich wenig sorgfältig in uns vor, während wir die Treppe zur Wohnung hochsteigen. Wir waren wahrscheinlich schon aus allen Wolken gefallen, bevor wir die Wohnungstür aufschlossen, merkten aber erst danach richtig unser Trudeln. Die erste Begegnung nach dem Aufschließen der Tür, führe ich mir nur ungern nochmals vor Augen. Ich war fassungslos und wütend und hatte keine Gelegenheit mehr das umzuschminken, da drängte es schon barsch und abweisend heraus. Ich spürte keine Möglichkeit zu einem Handschlag, einem offenen Blick oder gar einem Willkommensgruß. Mine ist auch völlig schockiert, verhalten und reserviert fragt sie: wo kommt ihr denn her? Die drei Erwachsenen stehen lächelnd und ein bißchen ahnungslos da, vor allem aber überhaupt nicht zerknirscht und ohne die Frage auf der Stirn, die mir auf der Stirn geschrieben steht, wie es denn hier weiter gehen soll. Sinngemäß: “Sie sind hier auf Einladung von Ramazan und dem gehört schließlich die Wohnung, zum Glück ist sie ja groß genung und alle haben Platz”, so erklärt Sherife. Sie wollen sich vor der Fastenzeit, die bald beginnt, noch ein bißchen erholen und wir entnehmen daraus, daß sie für ca. 10 Tage gekommen sind. Mine und auch meine zarten persönlichen Grenzen sind durch die Invasion im Argen und wir sehen uns bereits die Rucksäcke packen, gehen und ihnen das Feld überlassen, wozu wir überhaupt keine Lust haben. Mittlerweile sind die Leute auch ein bißchen beleidigt, weil sie nicht willkommen sind, was ich deutlicher zeige als Mine. Deutsche sind eben nicht richtig gastfreundlich, sagen sie. Ich bin unbeeindruckt. Wenn diese Menschen mich nur hätten verstehen können. Leider verstehen sie aber nicht nur meine Sprache nicht, sondern scheinbar auch mein Problem nicht. Gegen die Menschen habe ich natürlich nichts, aber allein die Tatsache in einem Haushalt zu sein, in dem ich mich nur über Mine mit den anderen verständigen kann und wo ich für längere Zeit wieder in dem Pulk an Gemeinsinn aufgehen soll, ist unerträglich. Den Ausklang und Rückblick auf unser halbes freies Jahr habe ich mir anders vorgestellt und Mine auch.
Der Kühlschrank ist voll mit ihren Einkäufen und nichts deutet an, daß man sich bis zum Eintreffen der anderen Bewohner der Wohnung zurückgehalten hat, um dann zu besprechen wie es weitergeht. Das Bad dampft von der letzten ausgiebigen Handwäsche. In den Kleiderschränken wurde kurzerhand Platz geschaffen für die eigenen Sachen. Alles ist besiedelt. Sude haben sie nicht ein einziges Spielzeug mitgebracht, von einem Buch zum Vorlesen ganz zu schweigen, dafür aber Reis, Zucker, Nudeln, Gurken, Tomaten, Augerginen (aus dem eigenen Garten) etc. Die zwei Frauen halten alles immer sauber und ordentlich, fast nichts liegt zusätzlich zu unserem Kram rum, nur zwei kleine Koffer (Handwäsche!) weisen auf vier hinzugekommene Leute hin.
Der Abend ist scheußlich und peinlich und irgendwie grotesk. Für unsere Gäste ist die friedliche Koexistenz das Angestrebte und Normale. Da falle ich zur Zeit mit der Akzeptanz dieser Aussicht leider aus dem Rahmen. Mine fordert mich immer wieder auf, mich zu mäßigen. Ich fürchte, daß Mine sich verpflichtet und aufgerufen fühlen könnte, der mißlungenen Planung ihres Exmannes zum Erfolg zu verhelfen. Bloß, daß sie mir nicht von der Rolle der Hausherrin in die Rolle der Hausfrau rutscht. Argwöhnisch sehe ich, wie sie mit den anderen Kerne auf der Terrasse knabbert und sich unterhält (verstehe ja nicht, was sie sagt). Besorgt sehe ich wie sie Bettwäsche verteilt (alle haben ja schon eine Nacht hier verbracht). Ich bin wie ein Tiger, der belauert, wie sich die Dinge entwickeln und dünste Mißfallen aus. Ab und zu übersetzt Mine mich. Sherife versteht nicht, warum ich hier überhaupt was zu sagen habe. Ramazan und die Seinen haben uns aber schon einmal überrumpelt. Damals haben wir mit einem Kloß im Hals das Beste daraus gemacht und nun sehe ich keine Veranlassung das nochmals zu dulden. Zudem sind wir nicht sicher, ob Ramazan uns das hier aus Versehen eingebrockt hat oder mit Absicht. Zumindest diktiert er zum zweiten Mal unser Setting. Wir erfahren, daß die erste Überrumpelung durchaus beabsichtigt war in dem Versuch, Mine zu treffen und sie mit Sherife zusammen zu einer Neuauflage der Ehe zu motivieren.
Irgendwann male ich mit Sude, die mit dem ganzen Ärger ja nichts zu tun hat, während Mine mit den Neulingen Tee trinkt und sich ihrer Verkupplungsversuche mit Ramazan erwehrt. Der Dorfvorsteher hat schon vier zerstrittene Paare wieder zusammengebracht und Mine und Ramazan sollen vielleicht sein Meisterstück werden. Ich weiß nicht. Was geht diese Menschen das an.
Im Bett liegend, sind wir noch lange wach, überlegen, was wir tun können. Denken traurig an unsere schöne, jetzt okkupierte Oase, die uns so lieb ist. Gerade jetzt am Ende unserer Auszeit, wo man nichts verschieben kann, hätten wir sie so gern behalten als ruhigen Pol. Gegen halb zwei in der Nacht fällt Mine ein, daß Teile unseres Gepäcks noch vor der Haustür stehen. Wir holen sie rein.
Dort erwartet uns noch eine Überraschung, die sich als schwere Überdosis an türkischer Unkompliziertheit erweist. Gastfreundschaft wird in diesem Fall ungefragt von uns erwartet und ich erweise mich in jeder Hinsicht als unwillig und ungelenk in dieser Übung. Ich möchte Gift und Galle sprucken.
Ramazan hat scheinbar versucht, Mine unter ihrer türkischen Handynummer zu erreichen (, was nicht klappte, da es Probleme mit der Sim-Karte gab) um zu erfahren, ob wir wieder in der Wohnung in Erdemli sind. Als er Mine nicht erreichte, ließ er im Haus in Erdemli nachfragen, ob wir da sind. Hier bestätigte man, daß wir wieder gekommen sind, aber sagte, wir seien in den letzten Tagen nicht mehr gesehen worden. Daraufhin motivierte Ramazan seine Schwester Sherife (s.o.), seine kleine Nichte Sude (s.o.), den Dorfvorsteher seines kurdischen Dorfes und dessen Frau zu einem Urlaub in seiner Wohnung. Die waren jetzt 700km mit dem Bus angereist und am Vorabend angekommen während wir in Mut waren. Die Tatsache, daß die Wohnung keineswegs frei war, sondern überall die Spuren unserer Anwesenheit zeigte, irritierte, verhinderte aber nicht den Einzug der Gäste.
Der Hausmeister bereitet uns vage bei der abendlichen Ankunft mit dem Auto vor: “Ihr habt Besuch”. Wer es ist, weiß er nicht: zwei Frauen, ein Mann, ein Kind. Wir wissen es auch nicht. Das Ärgern bereitet sich wenig sorgfältig in uns vor, während wir die Treppe zur Wohnung hochsteigen. Wir waren wahrscheinlich schon aus allen Wolken gefallen, bevor wir die Wohnungstür aufschlossen, merkten aber erst danach richtig unser Trudeln. Die erste Begegnung nach dem Aufschließen der Tür, führe ich mir nur ungern nochmals vor Augen. Ich war fassungslos und wütend und hatte keine Gelegenheit mehr das umzuschminken, da drängte es schon barsch und abweisend heraus. Ich spürte keine Möglichkeit zu einem Handschlag, einem offenen Blick oder gar einem Willkommensgruß. Mine ist auch völlig schockiert, verhalten und reserviert fragt sie: wo kommt ihr denn her? Die drei Erwachsenen stehen lächelnd und ein bißchen ahnungslos da, vor allem aber überhaupt nicht zerknirscht und ohne die Frage auf der Stirn, die mir auf der Stirn geschrieben steht, wie es denn hier weiter gehen soll. Sinngemäß: “Sie sind hier auf Einladung von Ramazan und dem gehört schließlich die Wohnung, zum Glück ist sie ja groß genung und alle haben Platz”, so erklärt Sherife. Sie wollen sich vor der Fastenzeit, die bald beginnt, noch ein bißchen erholen und wir entnehmen daraus, daß sie für ca. 10 Tage gekommen sind. Mine und auch meine zarten persönlichen Grenzen sind durch die Invasion im Argen und wir sehen uns bereits die Rucksäcke packen, gehen und ihnen das Feld überlassen, wozu wir überhaupt keine Lust haben. Mittlerweile sind die Leute auch ein bißchen beleidigt, weil sie nicht willkommen sind, was ich deutlicher zeige als Mine. Deutsche sind eben nicht richtig gastfreundlich, sagen sie. Ich bin unbeeindruckt. Wenn diese Menschen mich nur hätten verstehen können. Leider verstehen sie aber nicht nur meine Sprache nicht, sondern scheinbar auch mein Problem nicht. Gegen die Menschen habe ich natürlich nichts, aber allein die Tatsache in einem Haushalt zu sein, in dem ich mich nur über Mine mit den anderen verständigen kann und wo ich für längere Zeit wieder in dem Pulk an Gemeinsinn aufgehen soll, ist unerträglich. Den Ausklang und Rückblick auf unser halbes freies Jahr habe ich mir anders vorgestellt und Mine auch.
Der Kühlschrank ist voll mit ihren Einkäufen und nichts deutet an, daß man sich bis zum Eintreffen der anderen Bewohner der Wohnung zurückgehalten hat, um dann zu besprechen wie es weitergeht. Das Bad dampft von der letzten ausgiebigen Handwäsche. In den Kleiderschränken wurde kurzerhand Platz geschaffen für die eigenen Sachen. Alles ist besiedelt. Sude haben sie nicht ein einziges Spielzeug mitgebracht, von einem Buch zum Vorlesen ganz zu schweigen, dafür aber Reis, Zucker, Nudeln, Gurken, Tomaten, Augerginen (aus dem eigenen Garten) etc. Die zwei Frauen halten alles immer sauber und ordentlich, fast nichts liegt zusätzlich zu unserem Kram rum, nur zwei kleine Koffer (Handwäsche!) weisen auf vier hinzugekommene Leute hin.
Der Abend ist scheußlich und peinlich und irgendwie grotesk. Für unsere Gäste ist die friedliche Koexistenz das Angestrebte und Normale. Da falle ich zur Zeit mit der Akzeptanz dieser Aussicht leider aus dem Rahmen. Mine fordert mich immer wieder auf, mich zu mäßigen. Ich fürchte, daß Mine sich verpflichtet und aufgerufen fühlen könnte, der mißlungenen Planung ihres Exmannes zum Erfolg zu verhelfen. Bloß, daß sie mir nicht von der Rolle der Hausherrin in die Rolle der Hausfrau rutscht. Argwöhnisch sehe ich, wie sie mit den anderen Kerne auf der Terrasse knabbert und sich unterhält (verstehe ja nicht, was sie sagt). Besorgt sehe ich wie sie Bettwäsche verteilt (alle haben ja schon eine Nacht hier verbracht). Ich bin wie ein Tiger, der belauert, wie sich die Dinge entwickeln und dünste Mißfallen aus. Ab und zu übersetzt Mine mich. Sherife versteht nicht, warum ich hier überhaupt was zu sagen habe. Ramazan und die Seinen haben uns aber schon einmal überrumpelt. Damals haben wir mit einem Kloß im Hals das Beste daraus gemacht und nun sehe ich keine Veranlassung das nochmals zu dulden. Zudem sind wir nicht sicher, ob Ramazan uns das hier aus Versehen eingebrockt hat oder mit Absicht. Zumindest diktiert er zum zweiten Mal unser Setting. Wir erfahren, daß die erste Überrumpelung durchaus beabsichtigt war in dem Versuch, Mine zu treffen und sie mit Sherife zusammen zu einer Neuauflage der Ehe zu motivieren.
Irgendwann male ich mit Sude, die mit dem ganzen Ärger ja nichts zu tun hat, während Mine mit den Neulingen Tee trinkt und sich ihrer Verkupplungsversuche mit Ramazan erwehrt. Der Dorfvorsteher hat schon vier zerstrittene Paare wieder zusammengebracht und Mine und Ramazan sollen vielleicht sein Meisterstück werden. Ich weiß nicht. Was geht diese Menschen das an.
Im Bett liegend, sind wir noch lange wach, überlegen, was wir tun können. Denken traurig an unsere schöne, jetzt okkupierte Oase, die uns so lieb ist. Gerade jetzt am Ende unserer Auszeit, wo man nichts verschieben kann, hätten wir sie so gern behalten als ruhigen Pol. Gegen halb zwei in der Nacht fällt Mine ein, daß Teile unseres Gepäcks noch vor der Haustür stehen. Wir holen sie rein.
10.8.09 Mut
Machen morgens ein paar Erledigungen in Erdemli und fahren dann wieder los, eigentlich die Strecke vom Vortag nach Silifke und dann nach Dermircili, was wir am Vortag übergangen haben. Hier geben wir uns bei großer Hitze viel Mühe mit der Besichtigung der alten römischen, zum Teil zweistöckigen kleinen Grabhäuser, die verstreut sind in der Landschaft. Nehmen von dort einen Abzweig nach Cambazli, wo es Reste einer großen dreischiffigen Kirche aus der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts zu sehen gibt. Cambazli liegt an der antiken Straße zwischen Diocaesarea (Uzuncaburc) und Corycos (Kizkalesi) aus römischer und byzantinischer Zeit. Von dem Ort finden wir einen Abzweig Richtung Uzuncaburc und fahren über Land wieder nach Diocaesarea. Dort hatten wir am Vortag Tee getrunken. Eine Familie hat quasi einen Tisch vor dem Haus für Gäste und bietet Kleinigkeiten zu Essen und Tee und Getränke an, u.a. einen Kaffee aus geröstetem Kenger (eine Pflanze, müssen wir nachgucken). Dabei schaut man dem Treiben an den Säulen des alten Prunktores zu. Es weht ein leichter Wind. Dort machen wir Mittagspause, essen was (Gözleme) und kaufen schließlich einen kleinen Teppich aus gewebtem Ziegenhaar und ein paar Satteltaschen aus dem gleichen Material. Glücklich über diese rare Gelegenheit in diesem gar nicht touristischen Gebiet ziehen wir von dannen. Weiter geht es nach Kirobasi durch die trockene, steinige, felsige Hochebene mit ihren vereinzelten, die Landschaft prägenden Wacholderbäumen, Feldern mit roter Erde, großen Pinien. Wir halten, wo
es uns gefällt, genießen die Landschaft, verschaffen uns einen Ausblick, gehen ein bißchen rum, machen Fotos. Ich finde, daß wir auf den Fotos satt und zufrieden und entspannt und glücklich aussehen und das stimmt wohl. Im Nachmittagslicht fahren wir berghoch und bergrunter, entlang tiefer Schluchten und kleinen Bergdörfern bis wir Mut erreichen. Wir übernachten in dem uns bekannten Neslihan Hotel. Die Nacht ist heiß und mückenreich.
es uns gefällt, genießen die Landschaft, verschaffen uns einen Ausblick, gehen ein bißchen rum, machen Fotos. Ich finde, daß wir auf den Fotos satt und zufrieden und entspannt und glücklich aussehen und das stimmt wohl. Im Nachmittagslicht fahren wir berghoch und bergrunter, entlang tiefer Schluchten und kleinen Bergdörfern bis wir Mut erreichen. Wir übernachten in dem uns bekannten Neslihan Hotel. Die Nacht ist heiß und mückenreich.
9.8.09 Erdemli
Holen unser gemietetes Auto aus Erdemli ab, ein Hyundai Accent. Es fährt mit Gas und wir lassen uns alles erklären, fahren zusammen mit dem Vermieter noch zum Tanken. Man fragt sich, warum sich in Deutschland dieser viel billigere Treibstoff nicht durchgesetzt hat. Es ist gar nicht kompliziert. Da wo das Ersatzrad sonst im Kofferraum liegt, ist jetzt ein Gastank. Man muß auch ein bißchen Bezin tanken, da man nach dem Anlassen erst mit Benzin fährt und sich das Ganze dann automatisch umstellt auf Gas. Haben natürlich eine Klimaanlage und CD-Spieler und fühlen uns wieder wie die kleinen Könige, ob der vor uns liegenden Tage und unserer neuen Freiheit. Fahren nach Silifke und von dort in die Berge. Es geht über Yenibahce Richtung Uzuncaburc. Wollen dort nach Olba und Diocaesarea, zwei antiken Stätten. Bevor wir Uzuncaburc erreichen treffen wir auf das Camlik-Restaurant mitten im Pinienwald. Hier essen wir unter den Pinien und bei dem beeindruckenden, an- und abschwellenden Schreien der Zikaden oder was auch immer es ist eine Kleinigkeit. Die Tiere sind so laut, daß man zur Verständigung die Stimme erheben muß, wenn sie alles geben. Nach der Weiterfahrt erreichen wir zuerst einen 16m hohen Grabtum der Teukriden (Anit Mezari). Von dem Hügel, auf dem man dabei steht, sieht man unten schon die Säulen des Zeustempels von Diocaesarea und den großen mächtigen Fluchtturm. Dann geht es weiter zu dem antiken Olba nahe dem Dorf Ura. Von hier aus wurde das nahe gelegene Heiligtum in Diocaesarea verwaltet, erst von den Teukriden, später von den Römern. Wir finden Reste eines Nymphäums, eines Theaters, alte Gräber und - am tollsten - ein Aquädukt, das ein kleines Tal überbrückt. Wir klettern in der Nähe des Aquäduktes herum, gucken von oben in die Wasserrinne und schauen uns das überbrückte Tal an. Im Dorf selber sieht man viele Säulen und Kapitele und sonstige Steine aus den alten Bauwerken in ihrer neuen Bestimmung als Toreinfahrt eines Hofes oder Brunnen vor einem Dorfteehaus oder wand eines Wohnhauses. Dann fahren wir weiter zum alten Diocaesarea im Dorf Uzuncaburc. Das ist ein ganz schöner Ort, nicht so spektakulär wie andere türkische antike Stätten, aber dennoch sieht man beeindruckende Ruinen in sehr schöner Landschaft, die man wieder fast für sich alleine hat. Dorfleute verkaufen Tee und getrocknete Kräuter aus dem eigenen Garten, Sikma (zum Säuern von Speisen, wird aus den Kerzen des Essigbaums gewonnen), Pekmez (Traubensirup), selbstgestrickte Mützen und Kinderkleider und umhäkelte Kopftücher. Wir schauen uns in Ruhe und im Licht der Nachmittagssonne ein großes Theater an, Überreste eines Nymphäums, den beeindruckenden und heiligen Zeustempel und einen großen und mächtigen, schon von weitem sichtbaren Fluchtturm. Trinken danach Tee bei den Dorffrauen in der Nähe der fünf großen Säulen des alten Prunktores. Überlegen dann, wo man hier übernachten könnte. Das Nachfragen ergibt eine einzige Möglichkeit: ein Zelt bei dem Restaurant, an dem wir auf dem Hinweg gehalten haben. Allerdings ohne Möglichkeit zum Duschen. Wir erwägen in Silifke zu bleiben, fahren dann aber doch zurück nach Erdemli, was von Silifke nicht mehr weit ist. Wunderbarer Tag.
8.8.09 Erdemli
Als wir am Morgen schließlich rübergehen zu unseren Gastgebern, haben diese schon gefrühstückt und überlassen uns den gedeckten Tisch in der Küche. Nach leckerem Frühstück machen wir einen kleinen Spaziergang durch die schöne Landschaft, im Tal liegt ein kleiner Stausee, auf den Hügeln sieht man alte knorrige wilde Wacholderbäume, Wiesen und Gärten. Pfirsiche und Kirschen werden angebaut. Die umliegenden Berge laden zu viel mehr Wanderung ein, aber wir wollen den 14 Uhr Bus nehmen, da wir für morgen schon ein Auto gemietet haben und wieder mehrere tage unterwegs sein werden. Als wir vom Spaziergang zurückkommen sitzen zwei weitere alte Herren auf der Veranda, die beide Deutsch sprechen. Ich unterhalte mich mit einem alten Herren aus dem Dorf. Er erzählt, daß er mit 11 Jahren dieses Dorf verlassen hat und zunächst auf eine Militärschule ging. Dann hat er u.a. in Istanbul und London Raumfahrttechnik studiert hatte und dann Jahrzehnte bei einem Unternehmen der Raumfahrttechnologie in Frankfurt gearbeitet, zuletzt als Laborleiter. Er schreibt zur Zeit an einem Buch über Demokratie. Er hat hier 3000 Zedern selbst gezogen und gepflanzt (sein Lieblingsbaum). Er saß ausgemergelt und deutlich über 80 Jahre alt mit seinem Strohhut und den feinen Händen vor mir und wirkte trotz seiner geistigen Klarheit im Erzählen müde und tief melancholisch. Ich fragte ihn, ob mein Eindruck stimmt, daß er bedrückt sei. Er bestätigte das und erklärte, er spüre wie alles in seinem Körper in seine letzte Phase tritt. Dazu kam, daß die in Deutschland lebenden Kinder nicht (oft genug?) kommen. Jedenfalls so wie er da sitzt hoffe ich auch, daß er die meisten Seiten seines Buches schon geschrieben hat.
Mine hilft der Hausherrin beim Kochen. Wir wollen nur was Einfaches und so gibt es auf meinen Wunsch Bulgur mit Tomate und Kartoffel und Salat. Selahattin bucht für uns zwei Plätze im Dolmus und zahlt ohne unser Wissen auch schon. Machen nach dem Essen noch ein paar Fotos von dem lächelnden und nicht lächelnden Paar auf der Veranda. Wir werden an den Bus gebracht und verabschieden uns herzlich. Was für eine schöne unverhoffte Begegnung, irgendwie rund und richtig und für die Beiden sicher schön, sich über diesen lange zurückliegenden Abschnitt ihres Lebens und ihr drittes Kind G. nochmals auszutauschen. Man lebt ja nicht ewig. Wir fahren wieder in die Hitze von Mersin, runter von den kühlen Bergen. Besorgen in Mersin noch ein Geschenk und schicken es mit dem nächsten Dolmus wieder hoch ins Dorf zu den Beiden.
Mine hilft der Hausherrin beim Kochen. Wir wollen nur was Einfaches und so gibt es auf meinen Wunsch Bulgur mit Tomate und Kartoffel und Salat. Selahattin bucht für uns zwei Plätze im Dolmus und zahlt ohne unser Wissen auch schon. Machen nach dem Essen noch ein paar Fotos von dem lächelnden und nicht lächelnden Paar auf der Veranda. Wir werden an den Bus gebracht und verabschieden uns herzlich. Was für eine schöne unverhoffte Begegnung, irgendwie rund und richtig und für die Beiden sicher schön, sich über diesen lange zurückliegenden Abschnitt ihres Lebens und ihr drittes Kind G. nochmals auszutauschen. Man lebt ja nicht ewig. Wir fahren wieder in die Hitze von Mersin, runter von den kühlen Bergen. Besorgen in Mersin noch ein Geschenk und schicken es mit dem nächsten Dolmus wieder hoch ins Dorf zu den Beiden.
7.8.09 Aslanköy
Mine hatte eine Idee. Und die setzten wir an diesem Tag in die Tat um. Wir wollen ein altes Lehrerehepaar, das im Sommer in den Bergen im Dorf Aslanköy lebt, besuchen. Dieses Ehepaar hat in Mines und dem Leben ihrer Familie eine längere Geschichte. Der Mann war Mines Grundschullehrer in der 2. bis 4. Grundschulklasse in Erdemli. Mines Mutter und ihre fünf Kinder lebten damals in Erdemli. Der Vater fehlte in dieser Konstellation chronisch, war meist auf der Flucht vor seiner Familie und der sich daraus ergebenden Verantwortung. Mines Mutter brachte die Familie mühsam durch, indem sie Wäsche für wohlhabendere Leute mit der Hand gewaschen und für sie geputzt hat. So machte sie auch die Bekanntschaft des Lehrerehepaares, die der jungen, fleißigen, sorgenreichen Frau, Mines Mutter, Gehör schenkten und sie mochten. In dieser Situation bieten die beiden Lehrer, die auch zwei Kinder haben, an, eines der fünf Kinder von Mines Mutter anzunehmen. Sie kommen überein, daß die in der Geschwisterfolge Dritte (G.) abgegeben wird. Das Mädchen war damals vier Jahre und lebte fortan in der anderen Familie mit deren beiden Kindern. Die Leute sind ganz lieb mit dem angenommenen Kind, kümmern sich sehr um sein Fortkommen, fördern es nach Kräften und nehmen es an Kindesstatt an. Neun Jahre lebt das Kind bei ihnen. Inzwischen ist Mines Mutter nach Deutschland gegangen, hat vorher die anderen vier Kinder ins Dorf Darbogaz zu ihrer Mutter gebracht. Nach zwei Jahre kommt sie erstmals wieder in die Türkei, um ihre vier Kinder nach Deutschland nachzuholen. Nun waren die Familie in Deutschland versammelt, aber nicht komplett, denn G. fehlte. Die Kinder fragten hartnäckig nach ihrer Schwester. Daraufhin weist Mines Mutter aus Deutschland ihren in Mersin lebenden Bruder an, das Kind aus der Familie des Lehrerehepaares zu holen. Der steht eines Tages vor der Tür der Lehrer und holt das Kind ab. Die beiden Lehrer sind traurig und völlig konsterniert und überwinden die Fassungslosigkeit über dieses Vorgehen und den Verlust zeitlebens nicht. Zu allem Überfluß dauert es danach unerwarteterweise ein Jahr bis G. tatsäch ausreisen kann, da der Vater für das minderjährige Kind die Unterschrift für die Ausreisepapiere verweigert. Statt das Kind zu den Lehrern zurückzubringen, trudelt es in diesem Jahr durch verschiedene Familien. Dann bringt Mines Vater das Kind endlich nach Deutschland. In all den 40 Jahren seitdem hat Mines Mutter das Ehepaar nie wieder gesehen, nie wieder aufgesucht. G. hat das Ehepaar seitdem zweimal besucht.
Wir nehmen am morgen den Dolmus nach Mersin. Lange warten wir an einer Kreuzung, an der der Dolmus nach Aslanköy vorbeikommen soll. Wir wissen nur nicht wann. Schließlich gehen wir doch zum Busbahnhof, was uns sicherer erscheint. Dort ist der Dolmus nach Aslanköy bereits voll. Alle Dorfleute haben Plätze reserviert, was wir nicht haben, da wir das Prozedere nicht kannten. Wir sollen wieder aussteigen, damit die Platz haben, die reserviert haben. Mine ereifert sich und sagt, wir wären immerhin Gäste und ob sie so mit ihren Gästen umgehen würden, die nicht wissen können, wie der Hase läuft. Wir stehen schon wieder draußen vor dem Bus als sich eine Frau einschaltet. Irgendwie rücken dann alle noch weiter zusammen und es werden so viele Hocker wie möglich neben die Sitze gestellt und pickepackevoll geht es los.
Angekündigt sind wir bei dem Paar nicht, wissen nicht mal, ob sie noch leben. Die Leute im Dolmus erkundigen sich, was wir im Dorf wollen. Mine erzählt, daß sie ihren Lehrer Selahattin und seine Frau Döndü besuchen wolle. Ein Mann erweist sich als ihr Neffe und so erfahren wir, daß die beiden noch leben und am Dorfeingang wohnen. Durch die schönen Berge fahren wir in dem engen Dolmus bei guter Stimmung und Unterhaltung in das Dorf. Der Neffe zeigt uns, wo wir aussteigen müssen und führt uns zu einem hübschen alten Haus in einem Obstgarten. Die Frau ist auf der Veranda. Mine stellt sich als G.s Schwester vor und erzählt, daß ihr Mann ihr Lehrer war. Beide haben keine persönliche Erinnerung an Emine, aber die Einführung reicht und wir sind sehr willkommen. Wir trinken Kaffee auf der Veranda und es wird viel erzählt über die sich überschneidenden Familiengeschichten, über G. damals und heute und das Trauma als ihnen das Kind entrissen wurde. Die beiden sind inzwischen 80 und 83 Jahre alt. Es sind gebildete und differenzierte und liebe Leute. Döndü ist sehr selbstbewußt, ein bißchen dominant. Der Mann geht los und holt Adanakebap und wir machen Salat dazu und essen dann gemütlich auf der Veranda. Danach kriegen wir im Nachbarhaus eine süße Wohnung gezeigt, wo wir bleiben und uns ein bißchen zurückziehen können und über Nacht bleiben können. Das Haus haben sie für die Besuche ihrer Kinder und Enkelkinder gebaut. Wir halten dort einen langen Mittagsschlaf in der angenehmen Kühle der Berge. Trinken danach gemeinsam Tee mit den alten Leuten und erzählen wieder viel. Es folgt ein Spaziergang im Dorf mit Selahattin. Er trägt seine Schirmmütze und ist elegant und Ton in Ton mit dünner grauer Hose, Polohemd und Strickjacke gekleidet. Wir werden an jeder Ecke den Bekannten und Verwandten vorgestellt und er ist stolz auf seinen Besuch. Bei einer jungen Verwandten klopft er und läd er uns zum Kaffee ein. Zum Abendbrot zu Hause gibt es: Zuccinigemüse gedünstet, Omlett mit Tomaten und Käse und Ei, Jogurt und Salat. Wir sitzen in der gemütlichen Küche mit Sofa und Kamin und Küchenbüffee. Danach lassen wir den Abend auf der Veranda ausklingen und lassen den alten Leuten nicht zu spät ihre Ruhe. Drüben in unserer kleinen Wohnung trinken wir noch Tee und dann kommt schon die kalte Nacht.
Wir nehmen am morgen den Dolmus nach Mersin. Lange warten wir an einer Kreuzung, an der der Dolmus nach Aslanköy vorbeikommen soll. Wir wissen nur nicht wann. Schließlich gehen wir doch zum Busbahnhof, was uns sicherer erscheint. Dort ist der Dolmus nach Aslanköy bereits voll. Alle Dorfleute haben Plätze reserviert, was wir nicht haben, da wir das Prozedere nicht kannten. Wir sollen wieder aussteigen, damit die Platz haben, die reserviert haben. Mine ereifert sich und sagt, wir wären immerhin Gäste und ob sie so mit ihren Gästen umgehen würden, die nicht wissen können, wie der Hase läuft. Wir stehen schon wieder draußen vor dem Bus als sich eine Frau einschaltet. Irgendwie rücken dann alle noch weiter zusammen und es werden so viele Hocker wie möglich neben die Sitze gestellt und pickepackevoll geht es los.
Angekündigt sind wir bei dem Paar nicht, wissen nicht mal, ob sie noch leben. Die Leute im Dolmus erkundigen sich, was wir im Dorf wollen. Mine erzählt, daß sie ihren Lehrer Selahattin und seine Frau Döndü besuchen wolle. Ein Mann erweist sich als ihr Neffe und so erfahren wir, daß die beiden noch leben und am Dorfeingang wohnen. Durch die schönen Berge fahren wir in dem engen Dolmus bei guter Stimmung und Unterhaltung in das Dorf. Der Neffe zeigt uns, wo wir aussteigen müssen und führt uns zu einem hübschen alten Haus in einem Obstgarten. Die Frau ist auf der Veranda. Mine stellt sich als G.s Schwester vor und erzählt, daß ihr Mann ihr Lehrer war. Beide haben keine persönliche Erinnerung an Emine, aber die Einführung reicht und wir sind sehr willkommen. Wir trinken Kaffee auf der Veranda und es wird viel erzählt über die sich überschneidenden Familiengeschichten, über G. damals und heute und das Trauma als ihnen das Kind entrissen wurde. Die beiden sind inzwischen 80 und 83 Jahre alt. Es sind gebildete und differenzierte und liebe Leute. Döndü ist sehr selbstbewußt, ein bißchen dominant. Der Mann geht los und holt Adanakebap und wir machen Salat dazu und essen dann gemütlich auf der Veranda. Danach kriegen wir im Nachbarhaus eine süße Wohnung gezeigt, wo wir bleiben und uns ein bißchen zurückziehen können und über Nacht bleiben können. Das Haus haben sie für die Besuche ihrer Kinder und Enkelkinder gebaut. Wir halten dort einen langen Mittagsschlaf in der angenehmen Kühle der Berge. Trinken danach gemeinsam Tee mit den alten Leuten und erzählen wieder viel. Es folgt ein Spaziergang im Dorf mit Selahattin. Er trägt seine Schirmmütze und ist elegant und Ton in Ton mit dünner grauer Hose, Polohemd und Strickjacke gekleidet. Wir werden an jeder Ecke den Bekannten und Verwandten vorgestellt und er ist stolz auf seinen Besuch. Bei einer jungen Verwandten klopft er und läd er uns zum Kaffee ein. Zum Abendbrot zu Hause gibt es: Zuccinigemüse gedünstet, Omlett mit Tomaten und Käse und Ei, Jogurt und Salat. Wir sitzen in der gemütlichen Küche mit Sofa und Kamin und Küchenbüffee. Danach lassen wir den Abend auf der Veranda ausklingen und lassen den alten Leuten nicht zu spät ihre Ruhe. Drüben in unserer kleinen Wohnung trinken wir noch Tee und dann kommt schon die kalte Nacht.
Donnerstag, 6. August 2009
Bıs 6.8.09 Erdemli
Hier hat alles Platz. Wir hören, die CDs aus Syrien, die wir jetzt aus dem Dorf wieder mitgenommen hatten und die aus dem Iran, wir kochen wunderbar, halten Mittagsschlaf, trinken Café auf dem Balkon, Schwimmen schon vor dem Frühstück, sind viel im Meer (und wenig am Strand). Ich habe einen ersten Fühler wegen einer Stelle zu Hause ausgestreckt (via Mail) und merke, in was für unangenehme und tiefgründige Überlegungen mich das stürzt. Es erweist sich, daß unser Treffen mit Atilla nicht klappen wird, da unser ewig umherziehender Freund Erledigungen in Istanbul und Ankara hat. Entscheiden uns auch entgültig, nicht mehr nach Albanien zu fahren, um Nicky zu besuchen, was wir sehr gerne gemacht hätten. Aber es ist eine große Strapaza bei diesen Temperaturen und wir wollen unsere Zerstreuung hier nicht unterbrechen. Fühlen uns hier einfach wohl.
28.7. - 3.8.09 Kızkalesi
Im Rückblick am 3.8.09: Der erste Nachmittag am Strand: mit Befremden saßen wir auf der Kante einer der Sonnenliegen, für die sofort jemand Geld wollte und blickten auf die Menge der Badenden und sich Sonnenden. Eine Traumbucht mit weißem Strand und klarem Wasser vor der Kulisse der alten Burg auf der kleinen Insel im Meer. Dennoch: “Hier kann ich aber nicht lange bleiben.” Verkäufer am Strand, die ihre Ware anpreisen und deren Stimmen einem rasch vertraut werden: Cimitverkäufer mit riesigen hochaufgetürmten Cimits, die sie auf dem Kopf balancieren, Muschelverkäufer, Ayran, Wasser, Limonade, Tee und Kaffee, gekochte Maiskolben. An allem haben wir Teil. Bitten auch den Blinden mit der Sas, der hier sein Brot verdient, ein Lied für uns zu spielen. Schon bald merken wir: unter unserem Schirm fehlt es uns an nichts. Selbst der Sand, der von unseren Füßen fällt, wird ab und zu von der Liege gefegt. Viel ist zu gucken, vor allem die Kinder und die Babys machen Spaß. Mines Hoffnungen diesbezüglich ruhen alle auf Erol und Julie. Mine bittet höflich, um zwei bis drei Enkelkinder beim nächsten Telefonat. Gestern ist es dann auch gelungen, Mine ist zweimal bis zu der gelben Begrenzung rausgeschwommen, die anzeigt, wo die Schwimmzone endet und hinter der auch Boote fahren dürfen. Seit Tagen leiste ich eine erhebliche Motivationsarbeit. Einmal hatte es schon geklappt, aber das Ergebnis war nicht reproduzierbar, so schien es. Und dann gestern doch. Ungeachtet der vielen Hindernisse (Tretboote, Salzwasserspritzer im Auge, Angst vor Wadenkrämpfen und der ab und zu aufkommenden Erkenntnis von der erschütternden Weite und Tiefe des Meeres) kam es dazu, daß Mine so weit herausschwamm. Beim ersten Mal dümpelten wir lange und genußvoll an dem Seil herum. Beim zweiten Mal mußte doch schnell der Rückweg angetreten werden, da es dort “nach unten zog” und sich das Seil zu sehr durch andere Schwimmer bewegte. So schöne Tage hatten wir an diesem Strand und in unserem kleinen Hotel Yaka mit seinem schönen Garten. Während die meisten anderen Hotels, sich nicht den Luxus eines Gartens gönnen und sehr dicht an den Nachbarn heranbauen, hatten wir einen sehr schönen schattigen Garten mit hohen Palmen, Granatapfelbäumen, Orangen- und Zitronen- und Bitterorangenbäumen, rankender Klematis und hochgewachsenen Geranien. Schon zum sonst einfallslosen Frühstück konnte Mine einen Stengel Basilikum pflücken und eine kleine -noch nicht scharfe- Chilischote zum Garnieren. Hier ins Hotel kommen immer wieder Archäologen von ihren benachbarten Grabungen, um hier ein paar ruhige Tage an ihren Laptops zu verbringen. Unzählige Ruinenfelder flankieren hier die Straße, hier ein paar Gräber, da ein Amphitheater, dort Reste einer alten Burg und eines Viaduktes. Da es wireless-Zugang zum Internet im Hotel gibt, tippen auch wir viele Mails und ich gucke erstmals auch in die Stellenanzeigen im Aerzteblatt. Heute morgen dann der letzte Pfirsich auf der Bettkante neben den gepackten Rucksäcken. Auf dem Weg zur Straße, kaufen wir mir noch ein gelbes Strandkleid mit großen bunten Blumen, in dem ich jetzt immer bin. Es gefällt mir sehr. Fahren dann mit dem Bus nach Erdemli in die verlassene Wohnung von Mine und Ramazan. Sehen in der ordentlich hinterlassenen Wohnung noch allerorten die Handschrift von Ramazan. Man bildet sich das nicht ein, die Aura eines Menschen ist noch ein Weilchen da an den Orten.
27.7.09 Mersin
Nehmen um 8 Uhr den Bus vom Dorf nach Tarsus. Gehen dort zunächst zu dem Restaurant von Ibrahim. Er und seine Familie sind am Wochenende tatsächlich aus Mines Wohnung gezogen. Wir bekommen die Schlüssel der Wohnung und besprechen noch ein paar Einzelheiten. Man sollte denken, daß sich so eine Sache in Kürze abwickeln läßt. Weit gefehlt: Tee trinken, Wasser trinken, im Schatten den Schweißausbruch abklingen lassen, Grüße, Dank, Ali etc. Ibrahim weiß ja inzwischen, daß Mine Therapeutin und ich Ärztin bin und er bespricht dann noch mit Mine, die Grüße an seine nette Frau ausrichten ließ, seine Eheprobleme. Er nähme seine Sorgen wegen des Geschäftes oft mit nach Hause und sei dort ungehalten und aggressiv gegen seine Frau. Das passiert einem als Ärztin ja auch oft, daß einem gleich die Krankheiten präsentiert werden. Aber hier in der Türkei (wo es nicht so flächendeckend Psychotherapeuten gibt) bekommt man von völlig unbekannten Menschen rasch von ihren Ängsten und psychischen Problemen berichtet (der Mann, der in Kizkalesi die Liegestühle abfegt und die Sonnenschirme ausrichtet, wollte sich mit gesenkter Stimme erkundigen, was er mit seinem aufbrausenden Chef machen soll) und wollen einen Rat. Gehen danach in der Mittagshitze zu Mines leerer Wohnung und gucken nach dem Rechten. Alles ist erwartungsgemäß. Gönnen uns danach eine Pause, völlig naßgeschwitzt. Fahren dann mit dem Taxi zum Emlak. In dem kleinen Büro sind zweitweise bis zu 12 Leute. Das fällt niemandem besonders auf. Alle sind friedlich, tupfen sich den Schweiß, freuen sich über die Klimaanlage und erledigen, was zu erledigen ist. Irgendjemand hat ein Eimerchen frische Feigen mitgebracht. Das essen wir mit klebrigen Fingern. Dann eine Runde Feuchttücher und dann wieder Tee. Wir haben auch ein paar der berühmten Kirschen aus Mines Dorf mitgebracht, die wir servieren Wir regeln das Vertragliche und stellen die letzten Fragen, übergeben die Wohnungsschlüssel, tauschen E-mail Adressen aus. Danach ist erstmal getan, was zu tun war und wir hoffen auf einen guten Ausgang. Gehen wieder zur Bank wegen Konto und Internetbanking (sehr kompliziert alles, da Mine zwar türkische Staatsbürgerin ist, aber keinen offiziellen Wohnsitz in der Türkei hat). Danach gehen wir wieder zu Ibrahim, essen in seinem Restaurant und müssen ihn noch bitten, die zwei letzten Rechnungen von Strom und Wasser zu begleichen, was er zusagt. Fahren nach Mersin und wollen jetzt wirklich ans Meer und uns ausspannen.
26.7.09 Darboğaz
Wir haben gerade die Nudeln aufgesetzt. Dazu soll es geben: das zarte Grün der Zuckerrüben angedünstet in Zwiebeln und dazu Jogurt-Knoblauch-Sauce. Da ruft der Hoca, daß eine Frau im Dorf verstorben ist. Ungeachtet der Nudeln geht Mines Mutter sofort los zu dem Haus mit dem Trauerfall, um Beileid zu bekunden und zu beten. Normalerweise liegen hier zwischen Tod und Begräbnis nur 3-4 Stunden. Die Angehörigen verabschieden sich und ein grüner Wagon wird vor das Haus der Verstorbenen gebracht. In ihm wird der Leichnam gewaschen, mit Rosenwasser und Amber (und bestimmt einem Spritzer heiligen Wassers aus Mekka). Die Frauen, die das machen und auch diejenigen, die das Grab ausheben, bekommen etwas Geld von den Hinterbliebenen, sind aber keine Profis, sondern einfach Leute aus dem Dorf. Die Leiche wird in Tuch eingewickelt und dann wird der Sarg von den Männern des Dorfes zum Friedhof getragen, sie lösen sich ab, tragen den Sarg auf den Schultern. Bei der Beisetzung selber sind nur Männer auf dem Friedhof, keine Frauen. Die kommen meist am nächsten Tag erst zum Friedhof. Wenn der Tote ein schlechter Mensch war, kann es sein, daß die Erde ihn nicht nehmen will. Der Boden zittert dann und Erde wird wieder aus dem ausgehobenen Grab herausgeworfen. Mines Mutter erzählt, ein Verstorbener hätte dreimal beerdigt werden müssen, jedesmal tiefer, weil die Erde ihn dreimal wieder hergegeben hat, morgens lag er stets wieder neben dem Grab. Der Hoca muß manchmal lange beten, damit die Erde den Toten nimmt. Es kann passieren, daß der Hoca auch mal wegläuft, weil er Angst bekommt vor der noch spürbaren Bosheit des Toten. Gestern haben wir die alte Tante besucht, die wir immer besuchen. Mines Mutter erzählt, ihr Sohn sei früh verstorben an einem Herzinfarkt. Innerhalb weniger Stunden wurde auch er begraben, wie das üblich ist. Seiner Frau ist er in den Nächten darauf immer wieder im Traum erschienen, immer hat er sie gebeten, ihn doch zu befreien aus der Enge des Grabes. Sie ist gleich wegen des Traumes zum Hoca gegangen, aber der wollte den Toten nicht wieder ausgraben lassen. Als man es nach drei Tagen doch tat, hatte er sich im Gesicht und am Körper blutig gekratzt. Er war also wohl nicht tot begraben worden. Gruselig. Mines Mutter berichtet, daß eine Frau, die im Dorf kurze Hosen und ärmellose Tops getragen hatte, nach ihrem Tod von der Erde nicht genommen wurde. Man sah, daß ihre Gliedmaßen verbrannt waren, da wo sie sich nicht bedeckt hatte und sie kam natürlich in die Hölle. All das interessiert mich brennend, halt das, woran die Menschen so glauben und woran ihre innere Ordnung sich ausrichtet. Leider reißt Mine der Geduldfsfaden und sie verweigert weitere Übersetzungen für mich, fürchtet weitere Enthüllungen dieser Färbung und die Vertiefungen ihrer Mutter ins Religiöse.
24./25.7.09 Darboğaz
Wir fahren ohne Ankündigung ins Dorf von Mines Mutter. Wir fliehen zum einen aus der Hitze von Mersin in die Berge, zum anderen wollen wir noch diese Gelegenheit nutzen, Mines Mutter die Rente zu bringen und nach ihr zu sehen. Mit gemischten Gefühlen fahren wir ins Dorf, es ist immer ein bißchen ungewiss, in welcher körperlichen Verfassung man sie antrifft und vor allem in welcher Stimmung. Sie war nicht zu Hause als wir klingelten und wir begannen uns in der Nachbarschaft zu erkundigen, wo sie hingegangen ist, als wir ihre duchdringende Stimme hören, die die Straße hinaufkommt. Der Empfang ist kühl, ein knappes Hos geldiniz ohne mütterliches Beiwerk und dann gleich die Klagen, wie schlecht es ihr geht und keiner ist da für sie. Wir kennen diese Stimmung bei ihr in unterschiedlichen Nuancen, da muß erst etwas rausplatzen, anklagen und sich Luft verschaffen und erst ganz langsam kommen dann noch andere Zwischentöne dazu, die einem lieber sind und Mine etwas mehr das Nachhausekommen fühlen lassen. Auch Mines Mutter hat Probleme damit, daß wir uns diese Freiheit nehmen, so lange nicht arbeiten, unser Erspartes verplempern und das elendige Leben des Herumreisens pflegen. Keine Ahnung, wer von uns beiden wen dazu anstiftet und wozu das ganze? Aber hier die Mutter im Stich zu lassen, das findet sie nicht gut. Und gerade Mine, auf die sie sich (eine halbe Ewigkeit) immer verlassen konnte, ist jetzt auf solchen Abwegen. So oder so ähnlich mag es in ihrem Kopf klingen. Und manchmal geht sie ganz auf in ihrem Mißfallen und Unmut und kann nicht einmal fragen, mein Kind, woher kommst Du, wohin gehst Du, was triffst Du an und wie geht es Dir dabei. Auch mir kommen gelegentlich Zweifel, ob ich faul bin, ob das alles einen Sinn hat und was ich eigentlich suche. Aber zwischendurch fallen mir alle Antworten ein und ich finde es absolut richtig und notwendig, daß ich die Reise mit Mine mache. Mine hat diesbezüglich weniger mit sich zu kämpfen, muß sich deutlich weniger vor sich selber rechtfertigen, was ich beneidenswert finde.
Im Dorf kochen wir erstmal und essen gemeinsam. Mit vollem Magen lockert sich die Atmosphäre langsam. Die beiden kommen ins Erzählen und treffen sich dabei. Ich will das ganze nicht durch mein permanentes Übersetzthabenwollen stören und tippe ein bißchen im PC, froh daß sich alles findet.
Die Tage vergehen rasch mit Zusammensitzen, Essen,Teetrinken, Spazierengehen, Internetcafe, Zugucken bei einer Hochzeit und dem obligatorischen Besuchtwerden von Leuten.
Im Dorf kochen wir erstmal und essen gemeinsam. Mit vollem Magen lockert sich die Atmosphäre langsam. Die beiden kommen ins Erzählen und treffen sich dabei. Ich will das ganze nicht durch mein permanentes Übersetzthabenwollen stören und tippe ein bißchen im PC, froh daß sich alles findet.
Die Tage vergehen rasch mit Zusammensitzen, Essen,Teetrinken, Spazierengehen, Internetcafe, Zugucken bei einer Hochzeit und dem obligatorischen Besuchtwerden von Leuten.
23.7.09 Mersin
Sind um 14 Uhr wieder beim Emlak in Tarsus, um erneut über alles zu sprechen: sind für die Wohnung alle Kosten wie Wasser, Strom, Steuern bestritten oder hat sie noch irgendwelche offenen Lasten? Das Meiste kann durch Telefonieren und via Internet geklärt werden. Ein echter Vorteil wenn sich keiner um Datenschutz schert. Besprechen auch wie so eine Ermächtigung für den Emlak aussieht, sich um den Verkauf der Wohnung zu kümmern und natürlich über den gewünschten Verkaufspreis (muß leider realistisch sein). Gehen nach einer langen Besprechung wieder ins Café auf ein paar Törtchen. Danch noch ein paar Eledigungen und dann gehe ich wieder zum Frisör. Ich werde mit großem Elan und Einsatz bearbeitet als wäre mein Kopf ein Beweisstück der deutsch-türkischen Freundschaft. Es soll besonders schön werden. Es hört nicht auf, immer wieder Korrekturen und ein letzter Schliff hier und da. Ich vergehe unterdessen unter der Nylonjoppe und dem Fönen. Dank ungezählten Sprühstößen des Festigers hält alles trotz Hitze und Schweiß. Die Haare und mich mit ihnen, kenne ich nicht wieder.
Samstag, 1. August 2009
22.7.09 Mersin
Mit Mühe entscheiden wir uns zwischen den beiden Emlaks (Maklern), wählen den alteingesessenen Hasen, der seit 30 Jahren im Geschäft ist und hoffentlich einen Ruf zu verlieren hat, falls er uns übers Ohr haut. Ihn ruft Mine an und vereinbart einen Besichtigungstermin der Wohnung für heute. Dann rufen wir auch Ibrahim, den derzeitigen Mieter, an und kündigen uns an. Er ist freundlich und sagt, daß der Auszug für Sonntag geplant ist. Er hat eine neue Wohnung für seine Familie gefunden. Dann telefoniert Mine mit Ali, weil er das Geld nicht überwiesen hat und die gesetzte Frist ohne Kommentar verstreichen ließ. Er räumt ein, das alle Forderungen von Emine berechtigt sind. Sein Geld sei angelegt, er könne da zur Zeit nicht ran, er warte auf einen Scheck, habe den aber noch nicht... Mine erklärt, daß sie das alles nur interessiert hätte, wenn er von sich aus offen und ehrlich mit ihr gewesen wäre, den Kontakt von sich aus gesucht und gehalten hätte, um sich zu erklären. Jetzt aber, wo er sie so fortgesetzt hintergangen hat, interessieren seine Beteuerungen und Rechtfertigungen nicht mehr, er soll einfach nur bezahlen. Man will sich nochmals sehen.
Fahren Richtung Tarsus. Die Emlaks wollen uns um vier am Bahnhof abholen. Wir stehen an der Ecke und warten, als wir das gelbe Auto von Ibrahim sehen. Der erkennt uns auch und hält sofort. Ob er uns irgendwohin fahren könne? Und er hoffe, daß er bei uns keinen schlechten Eindruck hinterlassen habe. Nein, das hat er wirklich nicht. Wir fahren zur Wohnung, in der schon die gepackten Kisten stehen. Die Frau ist ganz still und traurig und huscht wie ein Schatten durch die Wohnung. Unsere beiden Emlaks wirken versiert, treten sicher auf, sind aber höflich und anständig mit der Frau. Bemerken gleich einen großen Fleck an der Decke, wo mal ein Abflußrohr aus den oberen Wohnungen geleckt hat. Die zentrale Lage in der Stadt finden sie gut, die Wohngegend ist gepflegt, die Wohnung zwar so, daß man ein paar Tausend Lira reinstecken muß, aber nicht schlecht. Eine kleine Terasse könnte man leicht durch einen Mauerdurchbruch ermöglichen. Verabreden uns für den nächsten Tag im Büro zu weiteren Besprechungen.
Gehen danach zur Akbank und fragen wegen Kontoangelegenheiten, Zinsen, Online banking etc, weil Mine ja ein Konto braucht für die Abwicklungen mit dem Verkauf. Danach fahren wir raus zum Otogar und wollen mit Ali sprechen und mal wieder “etwas Druck aufbauen”. Müssen ein bißchen nach der Werkstatt suchen, finden sie aber. Ali (22Jahre) ist da. In der Werkstatt wieder einiges Gewusel aus Mitarbeitern und Kunden. Ali heißt uns willkommen, Hos geldiniz. Gehen in sein Büro, sitzen bald auf krummen Stühlen, die einen nicht ganz freiwillig tragen. Überall ist Kruschel, an der einen Wand ein riesiges Regal mit Zubehörteilen aller Art für Autos. In Alis Büro ist ein unruhiges Kommen und Gehen. Dauernd will einer Geld wechseln, eine Rechnung haben oder was holen oder bringen oder fragen. Der Raum hat einen großen Durchbruch zum Nachbarraum, sodaß man schon deshalb nie ungestört ist. Die Frage nach einem diskreten Vorgehen stellt sich hier nicht. Lange warten wir darauf, daß er fertig wird, aus einem Stapel Automatten irgendeine bestimmte für einen Kunden herauszusuchen. Wir sind geduldig, obwohl sich die Sache mit den Matten für unseren Geschmack etwas zieht. Wir schwitzen. Das Vorspiel dehnt sich weiter, bis Jalousien runtergelassen sind, damit es uns nicht blendet und der Ventilator läuft, um uns zu kühlen. Tee wird nicht angeboten, auf diesen Teil der Zeremonie verzichtet er von sich aus. Endlich die Ouvertüre von Mine, wie er sich das weitere Prozedere vorstelle. Die alte Leier geht wieder los von seinen Problemen, daß er zwar Geld hat, aber zur Zeit nicht daran kommt (erst am 6.8.), Mine es aber bekommt. Mine wirft ihm seine Unehrlichkeit vor und das sie schon im November 08 (Brief) und im März 09 ihre Forderungen geltend gemacht hat ohne eine Reaktion von ihm und das er auch jetzt das Ultimatum hat verstreichen lassen. Ich sehe von meinem Platz aus Mine vor dem wandfüllenden Regal mit Autozubehör und Teilen. Das Nachmittagslicht fällt durch die Jalousette. Alle haben Schweiß auf der Stirn, Mine hat Mathildes (alte Nachbarin aus Bielefeld) rosa umhäkeltes Spitzentaschentuch in der Hand zum Abtupfen und schlägt sich tapfer. Sie hält dagegen: “Ali, du mußt mir das Geld geben, das geht nicht anders. Du mußt Dir das Geld leihen oder mir Gold geben oder sonst was”. Ali: “Ich habe niemanden, der mir etwas geben kann”. In Mines wilde Entschlossenheit fällt ein beträchtliches Loch. Ali beteuert: “Wir sind doch Freunde”. Mine: “Solche Freunde will ich nicht haben. Du mußt in Deinem Leben noch viel lernen über Freundschaft. Du bist ein Ganove. Du hast mich belogen und hintergangen”. Nach und nach wiegt das Gewicht seiner ganzen Naivität und Hilflosigkeit, aber auch Armseeligkeit schwer im Raum. Zwischendurch - ich verstehe ja nur das Nonverbale - informiere ich mich kurz über den Gang der Dinge, der mir noch unbefriedigend scheint. Ich rate, mit der Polizei zu drohen. Er sagt beklommen: “Emine Abla, das kannst du machen.”
Irgendwann sehe ich, wie sich Ali auf den Schreibtisch nahe Emine setzt. Er beugt sich vor zu ihr und man ahnt, daß er sie anfassen wird. Tatsächlich legt er kurz darauf, locker die Hand auf ihren Unterarm, beschwichtigend und gleichzeitig unangemessen weltmännisch und jovial. Sie solle ihr Geld schon bekomme.
Und dann platzt auch mir der Kragen, wir schicken uns an zu gehen, aber ich gehe auf ihn zu, beschimpfe ihn wütend, schubse ihn an beiden Schultern zurück und unsere Nasenspitzen berühren sich unfreundlich. Er zuckt nicht einmal, versteht aber naturgemäß auch nix von meiner Tirade. Als ich mich zum Gehen abwende fragt er Emine “Was hat Sie?”. Das hat natürlich schon wieder etwas Komisches.
Mine und mir ist im Gehen klar, daß wir nicht mehr auf das Geld warten müssen. Dieser Mann ist nicht bei seiner Ehre zu packen, ist nicht zu greifen, der Skupellosere gewinnt. Schweigend und aufgewühlt gehen wir zwischen den aufgeklappten LKWs und den schraubenden Männern über den Hof. Nicht unsere Welt. Aber wir haben uns ganz gut geschlagen.
Dann erzählt mir Mine von der ersten Begegnung von ihrem Bruder Yasar und Ali. Ali war ein pubertierender Junge, mit seinen kurdischen Eltern frisch aus Van gekommen. Er hing herum und war “Boyno bükük” (etwa: trauriger Mensch mit hängendem Kopf). Yasar sprach ihn einfach an und fragte, was er denn für einen Kummer habe. Sie saßen auf der Bank und der Junge erzählte, daß sie gerade aus dem Osten gekommen sind und nichts haben und ganz neu hier sind. Seitdem trafen sich Yasar und der Junge immer mal, wenn Yasar in der Türkei war.
Fahren Richtung Tarsus. Die Emlaks wollen uns um vier am Bahnhof abholen. Wir stehen an der Ecke und warten, als wir das gelbe Auto von Ibrahim sehen. Der erkennt uns auch und hält sofort. Ob er uns irgendwohin fahren könne? Und er hoffe, daß er bei uns keinen schlechten Eindruck hinterlassen habe. Nein, das hat er wirklich nicht. Wir fahren zur Wohnung, in der schon die gepackten Kisten stehen. Die Frau ist ganz still und traurig und huscht wie ein Schatten durch die Wohnung. Unsere beiden Emlaks wirken versiert, treten sicher auf, sind aber höflich und anständig mit der Frau. Bemerken gleich einen großen Fleck an der Decke, wo mal ein Abflußrohr aus den oberen Wohnungen geleckt hat. Die zentrale Lage in der Stadt finden sie gut, die Wohngegend ist gepflegt, die Wohnung zwar so, daß man ein paar Tausend Lira reinstecken muß, aber nicht schlecht. Eine kleine Terasse könnte man leicht durch einen Mauerdurchbruch ermöglichen. Verabreden uns für den nächsten Tag im Büro zu weiteren Besprechungen.
Gehen danach zur Akbank und fragen wegen Kontoangelegenheiten, Zinsen, Online banking etc, weil Mine ja ein Konto braucht für die Abwicklungen mit dem Verkauf. Danach fahren wir raus zum Otogar und wollen mit Ali sprechen und mal wieder “etwas Druck aufbauen”. Müssen ein bißchen nach der Werkstatt suchen, finden sie aber. Ali (22Jahre) ist da. In der Werkstatt wieder einiges Gewusel aus Mitarbeitern und Kunden. Ali heißt uns willkommen, Hos geldiniz. Gehen in sein Büro, sitzen bald auf krummen Stühlen, die einen nicht ganz freiwillig tragen. Überall ist Kruschel, an der einen Wand ein riesiges Regal mit Zubehörteilen aller Art für Autos. In Alis Büro ist ein unruhiges Kommen und Gehen. Dauernd will einer Geld wechseln, eine Rechnung haben oder was holen oder bringen oder fragen. Der Raum hat einen großen Durchbruch zum Nachbarraum, sodaß man schon deshalb nie ungestört ist. Die Frage nach einem diskreten Vorgehen stellt sich hier nicht. Lange warten wir darauf, daß er fertig wird, aus einem Stapel Automatten irgendeine bestimmte für einen Kunden herauszusuchen. Wir sind geduldig, obwohl sich die Sache mit den Matten für unseren Geschmack etwas zieht. Wir schwitzen. Das Vorspiel dehnt sich weiter, bis Jalousien runtergelassen sind, damit es uns nicht blendet und der Ventilator läuft, um uns zu kühlen. Tee wird nicht angeboten, auf diesen Teil der Zeremonie verzichtet er von sich aus. Endlich die Ouvertüre von Mine, wie er sich das weitere Prozedere vorstelle. Die alte Leier geht wieder los von seinen Problemen, daß er zwar Geld hat, aber zur Zeit nicht daran kommt (erst am 6.8.), Mine es aber bekommt. Mine wirft ihm seine Unehrlichkeit vor und das sie schon im November 08 (Brief) und im März 09 ihre Forderungen geltend gemacht hat ohne eine Reaktion von ihm und das er auch jetzt das Ultimatum hat verstreichen lassen. Ich sehe von meinem Platz aus Mine vor dem wandfüllenden Regal mit Autozubehör und Teilen. Das Nachmittagslicht fällt durch die Jalousette. Alle haben Schweiß auf der Stirn, Mine hat Mathildes (alte Nachbarin aus Bielefeld) rosa umhäkeltes Spitzentaschentuch in der Hand zum Abtupfen und schlägt sich tapfer. Sie hält dagegen: “Ali, du mußt mir das Geld geben, das geht nicht anders. Du mußt Dir das Geld leihen oder mir Gold geben oder sonst was”. Ali: “Ich habe niemanden, der mir etwas geben kann”. In Mines wilde Entschlossenheit fällt ein beträchtliches Loch. Ali beteuert: “Wir sind doch Freunde”. Mine: “Solche Freunde will ich nicht haben. Du mußt in Deinem Leben noch viel lernen über Freundschaft. Du bist ein Ganove. Du hast mich belogen und hintergangen”. Nach und nach wiegt das Gewicht seiner ganzen Naivität und Hilflosigkeit, aber auch Armseeligkeit schwer im Raum. Zwischendurch - ich verstehe ja nur das Nonverbale - informiere ich mich kurz über den Gang der Dinge, der mir noch unbefriedigend scheint. Ich rate, mit der Polizei zu drohen. Er sagt beklommen: “Emine Abla, das kannst du machen.”
Irgendwann sehe ich, wie sich Ali auf den Schreibtisch nahe Emine setzt. Er beugt sich vor zu ihr und man ahnt, daß er sie anfassen wird. Tatsächlich legt er kurz darauf, locker die Hand auf ihren Unterarm, beschwichtigend und gleichzeitig unangemessen weltmännisch und jovial. Sie solle ihr Geld schon bekomme.
Und dann platzt auch mir der Kragen, wir schicken uns an zu gehen, aber ich gehe auf ihn zu, beschimpfe ihn wütend, schubse ihn an beiden Schultern zurück und unsere Nasenspitzen berühren sich unfreundlich. Er zuckt nicht einmal, versteht aber naturgemäß auch nix von meiner Tirade. Als ich mich zum Gehen abwende fragt er Emine “Was hat Sie?”. Das hat natürlich schon wieder etwas Komisches.
Mine und mir ist im Gehen klar, daß wir nicht mehr auf das Geld warten müssen. Dieser Mann ist nicht bei seiner Ehre zu packen, ist nicht zu greifen, der Skupellosere gewinnt. Schweigend und aufgewühlt gehen wir zwischen den aufgeklappten LKWs und den schraubenden Männern über den Hof. Nicht unsere Welt. Aber wir haben uns ganz gut geschlagen.
Dann erzählt mir Mine von der ersten Begegnung von ihrem Bruder Yasar und Ali. Ali war ein pubertierender Junge, mit seinen kurdischen Eltern frisch aus Van gekommen. Er hing herum und war “Boyno bükük” (etwa: trauriger Mensch mit hängendem Kopf). Yasar sprach ihn einfach an und fragte, was er denn für einen Kummer habe. Sie saßen auf der Bank und der Junge erzählte, daß sie gerade aus dem Osten gekommen sind und nichts haben und ganz neu hier sind. Seitdem trafen sich Yasar und der Junge immer mal, wenn Yasar in der Türkei war.
21.7.09 Mersin
Telefonieren wieder mit unserem Atilla und beraten uns nochmals. Danach rufe ich meine Eltern an, die 48. Hochzeitstag haben. Sagenhaft. Man kann nur gratulieren zu so viel Geduld miteinander. Besorgen uns eine türkische Handynummer, da das billiger ist und wir gut erreichbar sein müssen hier im Lande. Gehen dann zur Akbank: kein Eingang auf Mines Konto. Geben in Tarsus Päckchen für Ramazan auf.
Gehen dann zu einem der vielen Emlaks, die wir in der Stadt gesehen haben. Irgendwann muß man ja auf die Bühne und sich zeigen. Wir wittern allerdings überall Verrat, Intrige, Seilschaften und Verwandschaftsverhältnisse, Vorteilnahmen und Unterschlagungen. Das Büro ist klein, die Klimaanlage läuft und verbessert die Konzentration aller. Einer der Gründe, daß Mine in all den Jahren, die Sache mit ihrer Wohnung nie richtig in die Hand nahm, sind die lebensfeindlichen Temperaturen in dieser Region im Sommer, die sehr leicht dazu führen, daß einem Mietsünder, finanzielle Verluste und die Machenschaften türkischer Großfamilien sämtlich egal sind und man einfach das Weite sucht. Die Temperaturen führen automatisch zu einem verzerrten Blick auf die Mißgeschicke des Lebens. Sollen sie doch alle machen, denkt man. Wir sitzen also in dem kleinen Büro des Maklers und zeigen die Bilder der Wohnung, beschreiben die Lage, lassen uns das Prozedere so eines Geschäftes schildern. Unsere beiden Emlaks wirken beide seriös. Sie warnen uns zum Ende des Gespräches vor schwarzen Schafen in der Branche, falls wir noch andere Makler konsultieren wollen. Die Warnung ist natürlich sehr freundlich, aber uns fällt fast nichts ein, womit sich die Spreu vom Weizen trennen ließe. Der Makler und sein Kompanion sind beides Kurden, wie unsere Mieter und Ali. Verwandschaft unter ihnen scheint aber unwahrscheinlich, da die Makler aus Diyarbakir und der Klan von Ali aus Van kommt. Was man alles bedenken muß. Wir sind insgesamt sehr angetan von unserem ersten Kontakt und gehen in eine kleine Konditorei (Brombeertörtchen und Obsttorte und Kaffee) zur Stärkung und damit sich die Eindrücke setzen. Dort fragen wir anschließend die Besitzerin, ob sie einen guten Makler kennt. Sie hat ein Haus geerbt und will es verkaufen. Sie will sich damit an einen älteren Makler, der mit seiner Tochter ein Büro betreibt, wenden. Sie gibt uns die Adresse und wir treffen kurz vor fünf dort ein. Wir werden schon erwartet, die Konditorin hat ihn angerufen und berichtet. Klima läuft. Das Büro besteht aus einem einzigen Raum von ca. 12qm. Darin stehen zwei kleine Schreibtische, eine Polstergarnitur, ein Kühlschrank, zwei kleine Schränke. Der Enkel spielt am Computer, was auch bei künftigen Besuchen immer so ist. In den Sesseln und auf dem Sofa sitzt immer jemand, oft ohne daß man erfährt, wer er ist und was er hier macht. Regelmäßig kommt ein Junge mit frischem Tee und man nippt dann am Tee oder trinkt angebotenes Wasser. Wir werden freundlich begrüßt, die Atmosphäre ist redseelig. Unser Emlak scheint ein gebildeter Mann, der sich in erster Linie freut, kultivierte Menschen (Danke!) vor sich zu haben und sich gut unterhalten zu können. Eine seiner Töchter lebt in Deutschland und er würde sie gern besuchen, hat aber furchtbare Flugangst, die ihn hindert. Es wird vom Fliegen, von Deutschland, von der türk. Küste und vielem mehr gesprochen. Ich ermutige Mine, das Thema doch ab und zu auf unsere Wohnung zu bringen. Die Unterhaltung scheint mir etwas weitschweifig angelegt. Wir nehmen den günstigsten Fall an: das mit der Wohnung ist ein kleiner Fisch für unseren Makler und wird mit links erledigt. Doch, doch die Wohnung will er wohl übernehmen und verkaufen könne man sie wohl auch. Fahren zurück nach Mersin und essen dort Leberspieße. Lecker
Gehen dann zu einem der vielen Emlaks, die wir in der Stadt gesehen haben. Irgendwann muß man ja auf die Bühne und sich zeigen. Wir wittern allerdings überall Verrat, Intrige, Seilschaften und Verwandschaftsverhältnisse, Vorteilnahmen und Unterschlagungen. Das Büro ist klein, die Klimaanlage läuft und verbessert die Konzentration aller. Einer der Gründe, daß Mine in all den Jahren, die Sache mit ihrer Wohnung nie richtig in die Hand nahm, sind die lebensfeindlichen Temperaturen in dieser Region im Sommer, die sehr leicht dazu führen, daß einem Mietsünder, finanzielle Verluste und die Machenschaften türkischer Großfamilien sämtlich egal sind und man einfach das Weite sucht. Die Temperaturen führen automatisch zu einem verzerrten Blick auf die Mißgeschicke des Lebens. Sollen sie doch alle machen, denkt man. Wir sitzen also in dem kleinen Büro des Maklers und zeigen die Bilder der Wohnung, beschreiben die Lage, lassen uns das Prozedere so eines Geschäftes schildern. Unsere beiden Emlaks wirken beide seriös. Sie warnen uns zum Ende des Gespräches vor schwarzen Schafen in der Branche, falls wir noch andere Makler konsultieren wollen. Die Warnung ist natürlich sehr freundlich, aber uns fällt fast nichts ein, womit sich die Spreu vom Weizen trennen ließe. Der Makler und sein Kompanion sind beides Kurden, wie unsere Mieter und Ali. Verwandschaft unter ihnen scheint aber unwahrscheinlich, da die Makler aus Diyarbakir und der Klan von Ali aus Van kommt. Was man alles bedenken muß. Wir sind insgesamt sehr angetan von unserem ersten Kontakt und gehen in eine kleine Konditorei (Brombeertörtchen und Obsttorte und Kaffee) zur Stärkung und damit sich die Eindrücke setzen. Dort fragen wir anschließend die Besitzerin, ob sie einen guten Makler kennt. Sie hat ein Haus geerbt und will es verkaufen. Sie will sich damit an einen älteren Makler, der mit seiner Tochter ein Büro betreibt, wenden. Sie gibt uns die Adresse und wir treffen kurz vor fünf dort ein. Wir werden schon erwartet, die Konditorin hat ihn angerufen und berichtet. Klima läuft. Das Büro besteht aus einem einzigen Raum von ca. 12qm. Darin stehen zwei kleine Schreibtische, eine Polstergarnitur, ein Kühlschrank, zwei kleine Schränke. Der Enkel spielt am Computer, was auch bei künftigen Besuchen immer so ist. In den Sesseln und auf dem Sofa sitzt immer jemand, oft ohne daß man erfährt, wer er ist und was er hier macht. Regelmäßig kommt ein Junge mit frischem Tee und man nippt dann am Tee oder trinkt angebotenes Wasser. Wir werden freundlich begrüßt, die Atmosphäre ist redseelig. Unser Emlak scheint ein gebildeter Mann, der sich in erster Linie freut, kultivierte Menschen (Danke!) vor sich zu haben und sich gut unterhalten zu können. Eine seiner Töchter lebt in Deutschland und er würde sie gern besuchen, hat aber furchtbare Flugangst, die ihn hindert. Es wird vom Fliegen, von Deutschland, von der türk. Küste und vielem mehr gesprochen. Ich ermutige Mine, das Thema doch ab und zu auf unsere Wohnung zu bringen. Die Unterhaltung scheint mir etwas weitschweifig angelegt. Wir nehmen den günstigsten Fall an: das mit der Wohnung ist ein kleiner Fisch für unseren Makler und wird mit links erledigt. Doch, doch die Wohnung will er wohl übernehmen und verkaufen könne man sie wohl auch. Fahren zurück nach Mersin und essen dort Leberspieße. Lecker
20.7.09 Mersin
Wir sind in Mersin und damit in geringer Entfernung von Tarsus und wollen den Verkauf der erwähnten Wohnung in die Hand nehmen. Am Vormittag rufen wir unseren Freund Atilla an. Zum einen wollen wir unser Treffen an der lykischen Küste besprechen, zum anderen mal seinen Rat wegen der Wohnung einholen (Wie findet man einen guten Makler? Gibt es in der Türkei beratende Vereine wie “Haus und Grund”?). Wir berichten dazu vom Stand der Dinge und unserem Besuch bei Ali und dem überraschenden Antreffen einer Familie in der leer geglaubten Wohnung. Im Umgang mit Ali, meint Atilla, könne es unter Umständen nicht schaden, ein bißchen “bedrohlich” zu wirken, um die Chancen für das Begleichen seiner Schulden (zwei Jahre lang einbehaltene Miete, die eigentlich Mine zusteht) etwas zu verbessern. Mine fragt orientierend, was sie denn tun müsse, um bedrohlich zu wirken. Atilla lehnt einen telefonischen Crashkurs zum Thema ab. Zu kompliziert? Zu aussichtslos? Wir schätzen, daß er die Spielart selber nicht gut genug beherrscht. Wir wollen uns auch nicht wirklich einarbeiten. Danach Anruf bei Ali. Das Geld sei noch nicht überwiesen, er bemühe sich aber. Er wisse im übrigen nicht, wie er Emine jemals wieder ins Auge gucken soll. Genau, richtig, Ali. Wir brauchen zur weiteren Planung unser Internet und kriegen trotz der letzten Reparatur in Malatya immer noch keine Verbindung hin mit unserem Laptop. Gehen ins nächste Internetcafe und da ist wieder einer dieser blassen, schmalen, haltungsschwachen, auf den ersten Blick unscheinbaren Frickler. Mit wenigen Handgriffen stimmt die Sache und seit Monaten können wir mal wieder wireless mit unserem PC ins Internet. Er will nix haben dafür, der Goldjunge. Setzen uns danach gemütlich ins Hotel und machen unsere Internetrecherche betreff Makler (Emlak) und Immobilienpreisen in Tarsus. Schlürfen dabei Capuccino unter der laufenden Beschneiungsanlage (Klimaanlage) in der Wahnsinnshitze dieser Stadt und finden alles schon gar nicht mehr so schwer.
Dann geht es los. Kaufen auf dem Weg zum Bahnhof ein Geschenk für Ramazan, das wir ihm schicken wollen als Gruß. Fahren dann mit dem Zug nach Tarsus. Laufen zu der Wohnung von Emine und wollen uns in Erinnerung bringen. Inzwischen will irgendein Onkel der Familie die Wohnung kaufen, damit die dort wohnen bleiben kann. Um das zu besprechen hat Ibrahim (der Mieter) bereits Namik angerufen. Soso. Wir machen nochmals klar, daß Mine die Eigentümerin ist, daß die Familie ausziehen muß und die Wohnung an einen Makler übergeben wird. Ohne ihn gibt es keinen Verkauf. Immer fürchten wir natürlich, daß man übers Ohr gehauen wird, daß die eigene kurze Präsenz nicht ausreicht, um etwas Geschäftliches zu Ende zu bringen und daß genau dieses Vakuum einkalkuliert wird. Wir brauchen einen Vertreter vor Ort, der alles abwickelt. Das ist uns ganz klar. Machen Fotos von allen Räumen, dem Eingang, dem Haus etc., um etwas systematischer und entschlossener zu wirken. Wir klingeln danach bei einigen anderen Eigentümern von Wohnungen im Haus, die Mine ja alle nicht kennen, stellen uns vor, schildern die Pläne mit der Wohnung und hinterlassen Adresse und Telefonnummer und die Bitte, Mine zu informieren, wenn etwas Seltsames mit der Wohnung passiert (Illegale Mieter?). Gehen danach schweißnaß essen und sind ganz zufrieden mit unserem Beginn. Fahren mit dem Zug zurück nach Mersin.
Dann geht es los. Kaufen auf dem Weg zum Bahnhof ein Geschenk für Ramazan, das wir ihm schicken wollen als Gruß. Fahren dann mit dem Zug nach Tarsus. Laufen zu der Wohnung von Emine und wollen uns in Erinnerung bringen. Inzwischen will irgendein Onkel der Familie die Wohnung kaufen, damit die dort wohnen bleiben kann. Um das zu besprechen hat Ibrahim (der Mieter) bereits Namik angerufen. Soso. Wir machen nochmals klar, daß Mine die Eigentümerin ist, daß die Familie ausziehen muß und die Wohnung an einen Makler übergeben wird. Ohne ihn gibt es keinen Verkauf. Immer fürchten wir natürlich, daß man übers Ohr gehauen wird, daß die eigene kurze Präsenz nicht ausreicht, um etwas Geschäftliches zu Ende zu bringen und daß genau dieses Vakuum einkalkuliert wird. Wir brauchen einen Vertreter vor Ort, der alles abwickelt. Das ist uns ganz klar. Machen Fotos von allen Räumen, dem Eingang, dem Haus etc., um etwas systematischer und entschlossener zu wirken. Wir klingeln danach bei einigen anderen Eigentümern von Wohnungen im Haus, die Mine ja alle nicht kennen, stellen uns vor, schildern die Pläne mit der Wohnung und hinterlassen Adresse und Telefonnummer und die Bitte, Mine zu informieren, wenn etwas Seltsames mit der Wohnung passiert (Illegale Mieter?). Gehen danach schweißnaß essen und sind ganz zufrieden mit unserem Beginn. Fahren mit dem Zug zurück nach Mersin.
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