Donnerstag, 6. August 2009

24./25.7.09 Darboğaz

Wir fahren ohne Ankündigung ins Dorf von Mines Mutter. Wir fliehen zum einen aus der Hitze von Mersin in die Berge, zum anderen wollen wir noch diese Gelegenheit nutzen, Mines Mutter die Rente zu bringen und nach ihr zu sehen. Mit gemischten Gefühlen fahren wir ins Dorf, es ist immer ein bißchen ungewiss, in welcher körperlichen Verfassung man sie antrifft und vor allem in welcher Stimmung. Sie war nicht zu Hause als wir klingelten und wir begannen uns in der Nachbarschaft zu erkundigen, wo sie hingegangen ist, als wir ihre duchdringende Stimme hören, die die Straße hinaufkommt. Der Empfang ist kühl, ein knappes Hos geldiniz ohne mütterliches Beiwerk und dann gleich die Klagen, wie schlecht es ihr geht und keiner ist da für sie. Wir kennen diese Stimmung bei ihr in unterschiedlichen Nuancen, da muß erst etwas rausplatzen, anklagen und sich Luft verschaffen und erst ganz langsam kommen dann noch andere Zwischentöne dazu, die einem lieber sind und Mine etwas mehr das Nachhausekommen fühlen lassen. Auch Mines Mutter hat Probleme damit, daß wir uns diese Freiheit nehmen, so lange nicht arbeiten, unser Erspartes verplempern und das elendige Leben des Herumreisens pflegen. Keine Ahnung, wer von uns beiden wen dazu anstiftet und wozu das ganze? Aber hier die Mutter im Stich zu lassen, das findet sie nicht gut. Und gerade Mine, auf die sie sich (eine halbe Ewigkeit) immer verlassen konnte, ist jetzt auf solchen Abwegen. So oder so ähnlich mag es in ihrem Kopf klingen. Und manchmal geht sie ganz auf in ihrem Mißfallen und Unmut und kann nicht einmal fragen, mein Kind, woher kommst Du, wohin gehst Du, was triffst Du an und wie geht es Dir dabei. Auch mir kommen gelegentlich Zweifel, ob ich faul bin, ob das alles einen Sinn hat und was ich eigentlich suche. Aber zwischendurch fallen mir alle Antworten ein und ich finde es absolut richtig und notwendig, daß ich die Reise mit Mine mache. Mine hat diesbezüglich weniger mit sich zu kämpfen, muß sich deutlich weniger vor sich selber rechtfertigen, was ich beneidenswert finde.
Im Dorf kochen wir erstmal und essen gemeinsam. Mit vollem Magen lockert sich die Atmosphäre langsam. Die beiden kommen ins Erzählen und treffen sich dabei. Ich will das ganze nicht durch mein permanentes Übersetzthabenwollen stören und tippe ein bißchen im PC, froh daß sich alles findet.
Die Tage vergehen rasch mit Zusammensitzen, Essen,Teetrinken, Spazierengehen, Internetcafe, Zugucken bei einer Hochzeit und dem obligatorischen Besuchtwerden von Leuten.

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