Montag, 31. August 2009
25.8.09 Erdemli
Nehmen früh den Bus nach Tarsus. Gehen erstmal zur Garantibank und fragen wegen Geldanlagen und nach der Möglichkeit einer Kontoeröffnung bei ihnen. Seit einiger Zeit reicht es nicht mehr türkischer Staatsbürger zu sein, um ein Konto in einer türkischen Bank zu eröffnen, nein, man muß einen Wohnsitz angeben können in der Türkei, gemeldet sein. Das macht alles sehr kompliziert. Wir gehen wieder zur Akbank, wo Mine noch ein altes Konto hat. Das Gespräch mit dem Angestellten dauert länger und die anderen Kunden erwägen in unserem Rücken den offenen Tumult. Hinter uns rottet man sich schon zusammen und beginnt zu schimpfen. Als erstes löst sich ein kleiner Mann aus der Gruppe hinter uns, tritt an den Schreibtisch, schmeißt sämtliche Bankkarten auf den Boden und befreit sich laut von seiner ärgsten Wut. Als wir schließlich das Feld räumen, deutet der Wicht an, vor Emine auszuspucken, was die -Gottlob- nicht sieht. Alles inclusive der Anmeldung zu einem Internetbanking scheitert an dem Nichtvorhandensein eines türkischen Wohnsitzes. Logischerweise gehen wir daher zum Einwohnermeldeamt. Mine will sich im Dorf ihrer Mutter oder für die Wohnung in Erdemli anmelden, was angeblich alles in Tarsus möglich ist. Wir kommen kurz vor der Mittagspause im Amt an und müssen erstmal wieder abziehen. Essen in der Pause Torte in unserem Café, das wirklich köstliche Sachen macht, essen süß und herzhaft nacheinander und sind sehr zufrieden. Dann geht es wieder zum Einwohnermeldeamt. Es ist ein unglaubliches Gewusel dort, keine Ahnung wie man so arbeiten kann, die armen Angestellten. Ich setze mich mit meinem Buch auf die Bank, während Mine sich ins Getümmel stürzt. Natürlich kann man sich in Tarsus nur für eine Adresse in Tarsus anmelden. Kurz entschlossen und geistesgegenwärtig meldet Mine sich für die Adresse ihrer zum Verkauf stehenden Wohnung an. Danach gehen wir zu unseren Emlaks. Bei Tee und Sprudel unterhält man sich gut über dies und jenes, über die Sommerfrische Camliayla, unser Hotel dort, meinen Geburtstag, das Buch, daß Emine und Umay zur Zeit zufällig beide lesen etc. Ich habe eingesehen, daß es keine echte Notwendigkeit nd keine echte Möglichkeit gibt, hier irgendjemanden, an den Fokus des Treffens zu erinnern und die Dinge zu beschleunigen. Das Plätschern des Gesprächs ist die Quelle, es mit dem anderen zusammen gut und interessant zu finden und das widerum stärkt die Motivation für die Handlungsebene. Man bringt sich dem anderen als Mensch in Erinnerung und das restliche Geschäft ist dann Ehrensache unter ehrenwerten Leuten. Unser Emlak gibt seinem Mitarbeiter Geld und der holt erstmal für Mine und auch für mich einen großen Kasten Turkish Delight zum Geschenk. Dann gehen wir mit unserem Emlak wegen der Vollmacht über den Verkauf der Wohnung und die Anlage von Mines Geld bei der Bank zum Notar. Alles findet dort in einem Raum statt. Mit der Diskretion eines Briefmarkenkaufs in Deutschland trägt man hier am Tresen dem Angestellten das Anliegen vor. Der setzt auf der anderen Seite des Tresens ein Schriftstück am Computer auf und reicht es dann dem Kunden zum Lesen und Unterschreiben. In der abgelegensten Ecke des Raumes sitzt eine Frau am Schriebtisch, sie ist die Notarin. Sie hat nur ab und zu kurz etwas zu tun, wenn sie eins der fertigen Schriftstücke überfliegt und unterschreibt. In einer halben Stunde ist alles fertig. Neben uns unterschreibt eine Frau durch ihre abgenommenen Fingerabdrücke den Text, den man ihr vorlas und denn sie wahrscheinlich nicht verstanden hat. Das ganze kostet keine 30 Euro. Wir haben mit einem guten Gefühl unseren Emlaks alle Geschäfte übergeben und verabschieden uns herzlich. Bestimmt sieht man sich wieder. Gehen dann wieder zur Akbank und beantragen endlich das Internetbanking mit dem neuen Wohnsitz. Danach raucht insbesondere Mine der Kopf. Bei einem Cimetring motiviere ich zu einem nochmaligen Vorsprechen bei Ali. Ich denke daran, mit mehreren muskulösen und durchsetzungsstarken Freunden zu drohen, was unelegant ist, aber mir das einzig Erfolgversprechende zu sein scheint. Darüber hinaus fallen mir nur Beschimpfungen ein. Wir fahren mit dem Taxi ins Gewerbegebiet und finden Ali am Schraubstock in der Werkstatt. Mine ist ganz ruhig und wirkt auf mich -angesichts meiner eigenen Pläne für diese Situation- ein bißchen zahnlos. Ich traue meinen Augen nicht als sich die beiden angesichts von Alis Beteuerungen mit Handschlag verabschieden. Streite mit Mine auf dem Rückweg, ob man diese schwarze Hand, noch dazu ölverschmiert, nehmen kann. Wenn man sich einmal entschieden hat im Leben, an das Gute in jedem zu glauben, ist es schwer davon loszukommen. Morgen will er das Geld überweisen....Wir fahren mit dem Bus heim, essen unterwegs Lamacun (obwohl wir noch sehr viel von der Linsenköfte haben). Vor dem Haus kaufen wir in der Konditorei noch was Süßes und sehen hier -wo man es nicht erwartet - einen Dolmus aus Adana. Mine spricht den Fahrer an und tatsächlich fährt er auch morgen um neun und kann uns vom Haus abholen und direkt nach Adana bringen. Super. Packen und Räumen und machen die Wohnung klar für die Abreise und das lange menschenferne Brachliegen, das Schicksal aller Ferienwohnungen.
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