Als wir am Morgen schließlich rübergehen zu unseren Gastgebern, haben diese schon gefrühstückt und überlassen uns den gedeckten Tisch in der Küche. Nach leckerem Frühstück machen wir einen kleinen Spaziergang durch die schöne Landschaft, im Tal liegt ein kleiner Stausee, auf den Hügeln sieht man alte knorrige wilde Wacholderbäume, Wiesen und Gärten. Pfirsiche und Kirschen werden angebaut. Die umliegenden Berge laden zu viel mehr Wanderung ein, aber wir wollen den 14 Uhr Bus nehmen, da wir für morgen schon ein Auto gemietet haben und wieder mehrere tage unterwegs sein werden. Als wir vom Spaziergang zurückkommen sitzen zwei weitere alte Herren auf der Veranda, die beide Deutsch sprechen. Ich unterhalte mich mit einem alten Herren aus dem Dorf. Er erzählt, daß er mit 11 Jahren dieses Dorf verlassen hat und zunächst auf eine Militärschule ging. Dann hat er u.a. in Istanbul und London Raumfahrttechnik studiert hatte und dann Jahrzehnte bei einem Unternehmen der Raumfahrttechnologie in Frankfurt gearbeitet, zuletzt als Laborleiter. Er schreibt zur Zeit an einem Buch über Demokratie. Er hat hier 3000 Zedern selbst gezogen und gepflanzt (sein Lieblingsbaum). Er saß ausgemergelt und deutlich über 80 Jahre alt mit seinem Strohhut und den feinen Händen vor mir und wirkte trotz seiner geistigen Klarheit im Erzählen müde und tief melancholisch. Ich fragte ihn, ob mein Eindruck stimmt, daß er bedrückt sei. Er bestätigte das und erklärte, er spüre wie alles in seinem Körper in seine letzte Phase tritt. Dazu kam, daß die in Deutschland lebenden Kinder nicht (oft genug?) kommen. Jedenfalls so wie er da sitzt hoffe ich auch, daß er die meisten Seiten seines Buches schon geschrieben hat.
Mine hilft der Hausherrin beim Kochen. Wir wollen nur was Einfaches und so gibt es auf meinen Wunsch Bulgur mit Tomate und Kartoffel und Salat. Selahattin bucht für uns zwei Plätze im Dolmus und zahlt ohne unser Wissen auch schon. Machen nach dem Essen noch ein paar Fotos von dem lächelnden und nicht lächelnden Paar auf der Veranda. Wir werden an den Bus gebracht und verabschieden uns herzlich. Was für eine schöne unverhoffte Begegnung, irgendwie rund und richtig und für die Beiden sicher schön, sich über diesen lange zurückliegenden Abschnitt ihres Lebens und ihr drittes Kind G. nochmals auszutauschen. Man lebt ja nicht ewig. Wir fahren wieder in die Hitze von Mersin, runter von den kühlen Bergen. Besorgen in Mersin noch ein Geschenk und schicken es mit dem nächsten Dolmus wieder hoch ins Dorf zu den Beiden.
Samstag, 22. August 2009
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