Donnerstag, 6. August 2009
28.7. - 3.8.09 Kızkalesi
Im Rückblick am 3.8.09: Der erste Nachmittag am Strand: mit Befremden saßen wir auf der Kante einer der Sonnenliegen, für die sofort jemand Geld wollte und blickten auf die Menge der Badenden und sich Sonnenden. Eine Traumbucht mit weißem Strand und klarem Wasser vor der Kulisse der alten Burg auf der kleinen Insel im Meer. Dennoch: “Hier kann ich aber nicht lange bleiben.” Verkäufer am Strand, die ihre Ware anpreisen und deren Stimmen einem rasch vertraut werden: Cimitverkäufer mit riesigen hochaufgetürmten Cimits, die sie auf dem Kopf balancieren, Muschelverkäufer, Ayran, Wasser, Limonade, Tee und Kaffee, gekochte Maiskolben. An allem haben wir Teil. Bitten auch den Blinden mit der Sas, der hier sein Brot verdient, ein Lied für uns zu spielen. Schon bald merken wir: unter unserem Schirm fehlt es uns an nichts. Selbst der Sand, der von unseren Füßen fällt, wird ab und zu von der Liege gefegt. Viel ist zu gucken, vor allem die Kinder und die Babys machen Spaß. Mines Hoffnungen diesbezüglich ruhen alle auf Erol und Julie. Mine bittet höflich, um zwei bis drei Enkelkinder beim nächsten Telefonat. Gestern ist es dann auch gelungen, Mine ist zweimal bis zu der gelben Begrenzung rausgeschwommen, die anzeigt, wo die Schwimmzone endet und hinter der auch Boote fahren dürfen. Seit Tagen leiste ich eine erhebliche Motivationsarbeit. Einmal hatte es schon geklappt, aber das Ergebnis war nicht reproduzierbar, so schien es. Und dann gestern doch. Ungeachtet der vielen Hindernisse (Tretboote, Salzwasserspritzer im Auge, Angst vor Wadenkrämpfen und der ab und zu aufkommenden Erkenntnis von der erschütternden Weite und Tiefe des Meeres) kam es dazu, daß Mine so weit herausschwamm. Beim ersten Mal dümpelten wir lange und genußvoll an dem Seil herum. Beim zweiten Mal mußte doch schnell der Rückweg angetreten werden, da es dort “nach unten zog” und sich das Seil zu sehr durch andere Schwimmer bewegte. So schöne Tage hatten wir an diesem Strand und in unserem kleinen Hotel Yaka mit seinem schönen Garten. Während die meisten anderen Hotels, sich nicht den Luxus eines Gartens gönnen und sehr dicht an den Nachbarn heranbauen, hatten wir einen sehr schönen schattigen Garten mit hohen Palmen, Granatapfelbäumen, Orangen- und Zitronen- und Bitterorangenbäumen, rankender Klematis und hochgewachsenen Geranien. Schon zum sonst einfallslosen Frühstück konnte Mine einen Stengel Basilikum pflücken und eine kleine -noch nicht scharfe- Chilischote zum Garnieren. Hier ins Hotel kommen immer wieder Archäologen von ihren benachbarten Grabungen, um hier ein paar ruhige Tage an ihren Laptops zu verbringen. Unzählige Ruinenfelder flankieren hier die Straße, hier ein paar Gräber, da ein Amphitheater, dort Reste einer alten Burg und eines Viaduktes. Da es wireless-Zugang zum Internet im Hotel gibt, tippen auch wir viele Mails und ich gucke erstmals auch in die Stellenanzeigen im Aerzteblatt. Heute morgen dann der letzte Pfirsich auf der Bettkante neben den gepackten Rucksäcken. Auf dem Weg zur Straße, kaufen wir mir noch ein gelbes Strandkleid mit großen bunten Blumen, in dem ich jetzt immer bin. Es gefällt mir sehr. Fahren dann mit dem Bus nach Erdemli in die verlassene Wohnung von Mine und Ramazan. Sehen in der ordentlich hinterlassenen Wohnung noch allerorten die Handschrift von Ramazan. Man bildet sich das nicht ein, die Aura eines Menschen ist noch ein Weilchen da an den Orten.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen