Samstag, 1. August 2009

21.7.09 Mersin

Telefonieren wieder mit unserem Atilla und beraten uns nochmals. Danach rufe ich meine Eltern an, die 48. Hochzeitstag haben. Sagenhaft. Man kann nur gratulieren zu so viel Geduld miteinander. Besorgen uns eine türkische Handynummer, da das billiger ist und wir gut erreichbar sein müssen hier im Lande. Gehen dann zur Akbank: kein Eingang auf Mines Konto. Geben in Tarsus Päckchen für Ramazan auf.
Gehen dann zu einem der vielen Emlaks, die wir in der Stadt gesehen haben. Irgendwann muß man ja auf die Bühne und sich zeigen. Wir wittern allerdings überall Verrat, Intrige, Seilschaften und Verwandschaftsverhältnisse, Vorteilnahmen und Unterschlagungen. Das Büro ist klein, die Klimaanlage läuft und verbessert die Konzentration aller. Einer der Gründe, daß Mine in all den Jahren, die Sache mit ihrer Wohnung nie richtig in die Hand nahm, sind die lebensfeindlichen Temperaturen in dieser Region im Sommer, die sehr leicht dazu führen, daß einem Mietsünder, finanzielle Verluste und die Machenschaften türkischer Großfamilien sämtlich egal sind und man einfach das Weite sucht. Die Temperaturen führen automatisch zu einem verzerrten Blick auf die Mißgeschicke des Lebens. Sollen sie doch alle machen, denkt man. Wir sitzen also in dem kleinen Büro des Maklers und zeigen die Bilder der Wohnung, beschreiben die Lage, lassen uns das Prozedere so eines Geschäftes schildern. Unsere beiden Emlaks wirken beide seriös. Sie warnen uns zum Ende des Gespräches vor schwarzen Schafen in der Branche, falls wir noch andere Makler konsultieren wollen. Die Warnung ist natürlich sehr freundlich, aber uns fällt fast nichts ein, womit sich die Spreu vom Weizen trennen ließe. Der Makler und sein Kompanion sind beides Kurden, wie unsere Mieter und Ali. Verwandschaft unter ihnen scheint aber unwahrscheinlich, da die Makler aus Diyarbakir und der Klan von Ali aus Van kommt. Was man alles bedenken muß. Wir sind insgesamt sehr angetan von unserem ersten Kontakt und gehen in eine kleine Konditorei (Brombeertörtchen und Obsttorte und Kaffee) zur Stärkung und damit sich die Eindrücke setzen. Dort fragen wir anschließend die Besitzerin, ob sie einen guten Makler kennt. Sie hat ein Haus geerbt und will es verkaufen. Sie will sich damit an einen älteren Makler, der mit seiner Tochter ein Büro betreibt, wenden. Sie gibt uns die Adresse und wir treffen kurz vor fünf dort ein. Wir werden schon erwartet, die Konditorin hat ihn angerufen und berichtet. Klima läuft. Das Büro besteht aus einem einzigen Raum von ca. 12qm. Darin stehen zwei kleine Schreibtische, eine Polstergarnitur, ein Kühlschrank, zwei kleine Schränke. Der Enkel spielt am Computer, was auch bei künftigen Besuchen immer so ist. In den Sesseln und auf dem Sofa sitzt immer jemand, oft ohne daß man erfährt, wer er ist und was er hier macht. Regelmäßig kommt ein Junge mit frischem Tee und man nippt dann am Tee oder trinkt angebotenes Wasser. Wir werden freundlich begrüßt, die Atmosphäre ist redseelig. Unser Emlak scheint ein gebildeter Mann, der sich in erster Linie freut, kultivierte Menschen (Danke!) vor sich zu haben und sich gut unterhalten zu können. Eine seiner Töchter lebt in Deutschland und er würde sie gern besuchen, hat aber furchtbare Flugangst, die ihn hindert. Es wird vom Fliegen, von Deutschland, von der türk. Küste und vielem mehr gesprochen. Ich ermutige Mine, das Thema doch ab und zu auf unsere Wohnung zu bringen. Die Unterhaltung scheint mir etwas weitschweifig angelegt. Wir nehmen den günstigsten Fall an: das mit der Wohnung ist ein kleiner Fisch für unseren Makler und wird mit links erledigt. Doch, doch die Wohnung will er wohl übernehmen und verkaufen könne man sie wohl auch. Fahren zurück nach Mersin und essen dort Leberspieße. Lecker

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