Unaufgefordert sprechen uns immer mal Leute aus dem Haus an, wir würden so schön zusammenleben, es uns so schön machen miteinander. Das finden wir auch. Dabei machen wir nix besonderes, sind eher zurückgezogen im Haus. Manche finden wir wirken wie Schwestern.
Wenn wir abends und nachts vom hinteren Balkon der Wohnung aus dem vierten Stock schauen, sehen wir oft unten im Dunkeln einen Mann, der Äpfel, Granatäpfel und Zitronen verkauft. Er sitzt dort auf einem Hocker hinter seinen Früchten oder auf der Ladefläche seines Patpat und wartet. Das blaue Patpat steht unter einer Straßenlaterne, auf der Ladefläche schlafen seine Frau und sein blonder Junge eng bei einander. Bis weit nach Mitternacht stehen sie dort, brechen irgendwann nachts auf nach Hause in ihr Dorf. In den späten Abendstunden kommen nicht mehr viele Kunden, der eigentliche Markt beginnt 50m weiter. Wir stehen oft oben auf dem Balkon, meist zähneputzend vor dem Zubettgehen und gucken uns diese stille Szene an, die immer ähnlich ist. Wir fragen uns, was der Mann wohl denkt dort in all den Stunden hinter seinen Äpfeln neben seiner schlafenden Familie? Und wie der nächste Tag wohl ist nach der kurzen Nacht und ob das Fleiß ist, so auszuharren und wie das ist, wenn sich Leben- und Arbeitsstätte so vermischen? Diese Art des Arbeitens ist sehr weit verbreitet in Ländern wie der Türkei, viele Menschen leben auf dem Sofa und dem Hocker neben ihrem Verkaufsstand, ihrem Kiosk, ihrem Pförtnerhäuschen, ihrem Imbiß, ihre endlose Warte-, Präsenzzeit kann sich nicht auszahlen, ist aber scheinbar ohne Alternative.
Montag, 31. August 2009
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