Mehrfach haben wir versucht zu erfahren, wann Ramazan (Mines Exmann) plant, nach Erdemli zu kommen. Wir hätten dann zeitnah das Feld geräumt. So war der Plan. Unsere Sms-Anfragen wurden aber in diesem Punkt von ihm nicht beantwortet.
Heute morgen hat er früh gegen sieben versucht, uns zu erreichen. Als wir das wenig später auf dem Display sehen, rufen wir zurück und erfahren, daß er schon bei Mines Mutter im Dorf übernachtet hat und gerade frühstückt und dann losfährt und seine Schwester und einen Freund mitbringt. Uns steht der Mund zunächst offen, obwohl überrumpelt von den Ankündigungen beginnen wir gleich mit Wischen und Putzen und Aufräumen. Noch bevor wir an diesem Morgen einen Happen gegessen haben, klopft es an der Tür. Die Okkupation erfolgt durch Ramazan, seine Schwester Serife, deren fünfjähriges Enkelkind Sude und einen Freund von Ramazan aus dem Dorf. Sie bringen eine ganze Kiste Kirschen von Mines Mutter mit, Unruhe und die Unsicherheit wie sich die Verhältnisse neu ordnen werden. Sude drückt sich schweigend herum, ein süßes, dünnes, braunäugiges, wachsames Kind. Mit Ramazan ziehen in kürzester Zeit ein: verschiedene ultimative Insektenvertilgungsmittel (“keine Fliege oder Mücke oder Ameise mehr für mindestens ein halbes Jahr”), eine große Palette Eier, mehrere Kilo Grillfleisch, Käse, Oliven, Tomaten im Format einer Großfamilie. Der Kühlschrank tut was er kann für die Errungenschaften. Die bisherigen Proportionen verschieben sich rasant. Wer gewohnt ist Maß zu nehmen, ist verwirrt von den eingeholten Mengen. Alles ruht diesbezüglich in Ramazans Händen. Der Freund ist überwiegend wortlos und verfällt kurz nach der Ankunft in den ersten langen Tagschlaf, aus dem man ihn in den kommenden Tagen nur ab und zu erwachen sieht zum Essen und Rauchen. Ansonsten ist er nett. Was hat der Mann? Er ist blaß und matt. Er ist u.a. Fahrer für einen “professionellen” Kartenspieler, nachts bestimmt oft wach, hat aber auch viel Land und verleiht im Dorf Geld. Serife mag ich sehr gern, kenne sie von einem Besuch schon, aber kann mich leider nicht unterhalten wegen der Sprachbarriere. Ich suche mir Sude aus. Sie will nicht in den Pool, weil sie keinen Bikini hat und in Unterhose geht sie nicht. Ich bitte Mine, sie zu fragen, ob sie mit mir losgehen will, um einen Bikini zu kaufen. Sie will. Toll. Wir beide ziehen Hand in Hand los zum nächsten Laden. Ich bin froh, etwas tun zu können. Einem Kind fällt auch nicht so auf, das man nicht die gleiche Sprache spricht (Später habe ich sie mal fragen lassen, ob sie eine Idee hat, warum ich ganz anders spreche als sie. Hatte sie nicht. Aber es war auch keine entstandene Frage für sie.). Wir kaufen einen ganz süßen Bikini mit einer Hose wie ein Röckchen, eine Taucherbrille und einen Schwimmring und sind beide seelig. Danach wird die Planung des Tages einfacher. Wir gehen mit Mine und dem Kind ins Meer. Serife steht am Strand. Sude will nur auf dem Arm ins Wasser, kann ja nicht schwimmen und ist mit dem Medium auch nicht vertraut. Fortan hängt entweder an Mines oder meinem Hals ein Paar dünne Arme , das der mal juchzenden, mal ängstlichen Sude gehört. Wir haben viel Spaß. Danach gehen wir noch in den Pool am Haus, Mine und ich schwimmen im großen Becken und das Kind ist im Nichtschwimmerbecken mit den anderen Kindern. Sie ist glücklich und wir kriegen etwas ab von ihrem Glücklichsein und Unbeschwertsein. Danach wird auf dem Balkon gegrillt, Lammspieß. Dazu Salat und Brot. Es ist sehr lecker. Gegen abend gehen wir nochmals ans Meer mit Sude und Serife und hören danach drei jungen Musikern auf der Promenade in der Abendsonne zu. Sude will unsere Münzen nicht in den Gitarrenkoffer der Musiker werfen, lieber Dondurma (Eis) kaufen dafür. Also dann...
Samstag, 25. Juli 2009
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