Der Bekannte, Dervis, von Ramazan bringt uns den Schlüssel für die Wohnung in Erdemli und Mines Augentropfen in unser Hotel. Dank an Ramazan, daß er alles so gut organisiert hat. Dervis beklagt, daß wir in Adana, in seiner Stadt, sind und ins Hotel gehen - eine Unmöglichkeit scheint es. Wir hätten bei seiner Familie übernachten sollen. Das Klima in Adana ist wie im Dschungel, warm und feucht. Dervis behauptet allerdings, daß es zur Zeit in Deutschland noch heißer ist und er froh sei, es in Adana etwas kühler zu haben.
Wir denken dennoch, daß uns in dieser Region nur noch das Meer retten kann und planen, bald aufzubrechen nach Erdemli.
Vorher will ich in Adana nochmal nach dem Schmuckladen suchen, in dem wir vor zwei Jahren einen sehr schönen alten Ring gekauft haben. Mit unserer bisherigen Ausbeute an Schmuck auf dieser immerhin langen Reise kann man die Sammlung wirklich nicht voranbringen. Wir stapfen also in der Hitze los. Und wirklich ein paar wunderbare Gelegenheiten zum Kauf in einem Laden (eine große Gürtelschnalle aus Afghanistan, eine runde Metallplatte für den Kopf mit Gehänge dran). Wir kaufen nicht gleich, wollen noch ein bißchen weiter und finden wirklich den Laden von damals. Der Sohn betreibt ihn inzwischen und plötzlich kommt auch der Vater rein, der nur etwas abholen wollte, sonst eigentlich nie da ist. Wir erkennen uns gegenseitig wieder. Er hat uns damals den Ring von der Hand seiner Frau (die einverstanden war, weil sie so viel alten Schmuck von ihrem Mann im Laufe der Jahre bekommen hat) verkauft. Wir unterhalten uns ein bißchen und er sagt, was für ein Zufall es sei, denn er kommt nur, um etwas abzuholen, will eigentlich (mit etlichen Kilo Silberschmuck im Kofferraum) nach Erdemli. Wir doch auch. Gerne nimmt er uns mit. All unsere Schmuckkäufe können also wieder nicht abgeschlossen werden, weil es gleich losgehen soll. Wir kaufen zwei zierliche kleine Ketten, lassen die Brocken, mit denen wir liebäugeln, aber da, weil man sich ja so schnell nicht entscheiden kann. Wir holen unsere Rucksäcke im Hotel und fahren klimatisiert bis vor die Haustür in Erdemli. Super. Er ist ein ganz netter Mann und Mine unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt, seine Familie, den Iran und das Sorgenkind seiner Familie, den Bruder. Er hat sich ganz dissozial entwickelt und lügt und betrügt, wo er geht und steht und macht keine Ausnahmen. Keiner weiß, wie man damit umgehen soll, alle sind entsetzt und fragen sich, wie es so kommen konnte und wie man mit der eigenen Scham darüber in dieser ehrbaren und ehrlichen Familie umgehen soll. Wie persönlich die Leute sind und wie offen und menschlich. Das erstaunt einen wirklich.
Wir schließen die Wohnung auf und sind so wahnsinnig froh, einen so luftigen, großen, privaten Ort zu haben. Die Grünanlanlagen sind schön gemacht alles blüht üppig: Hibiskus, Oleander, Bougainvillea. Die Palmen wiegen ihr Grün in der Brise. Der Pool wird gerade mit frischem Wasser gefüllt. Das Meer leuchtet uns grün und blau vom Balkon entgegen.
Wir gehen Lebensmittel einkaufen und essen in einem kleinen Restaurant unter Zitronenbäumen Salat und Lamacun und trinken Ayran. Danach gehen wir an den Strand und nehmen ein erstes Bad im Meer, was immer herrlich ist. Es folgt Eisessen am Strand, das köstliche Marascheis, zäh und fest und doch cremig. Zu Hause putzen wir ein wenig, machen das Bett und bringen vor allem das Moskitonetz an. Dann wird gekocht: gebratene Aubergine, Kartoffeln, Zwiebeln und Paprika, dazu Portulaksalat mit viel Koblauch und Zitrone und Brot. Dann Tee und Backgammon und Musik. Wir sind ganz glücklich mit dem Meer und dem Tag und der Aussicht, hier ein paar Tage verbringen zu können.
Dienstag, 7. Juli 2009
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