Dienstag, 7. Juli 2009

29.6.09 Malatya

Wir bringen das Auto vormittags zurück und zahlen dort (Sprit kostet 3,3 NTL pro Liter, das sind etwa 1,60 Euro und das bei einem Monatsgehalt einer Lehrerein von ca.1200 bis 1500 NTL). Wir ziehen Geld, zahlen das Hotel, organisieren die Weiterfahrt nach Malatya. Die Strecke ist zum Teil wieder wunderschön. An dem Stausee bei Malatya dann viele, viele der berühmten Aprikosenbäume. In Malatya ist es sehr warm, so 35°C. Mine geht am Otogar auf Toilette und ich setzte mich im Wartebereich mit dem Gepäck zu einer Oma. Sie hat zwei bunte Kopftücher um den Kopf, eins ist wie ein Turban gewickelt, sie sitzt in Socken. Die Schuhe stehen neben ihr. Sie ist ziemlich alt, dünn, zahnlos, voller Falten, mit Tätowierungen auf den Händen (wie viele Kurdinen das haben, oft auch auf Lippen und Stirn und Nase) , sehr munter, mit wachen Knopfaugen. Sie begrüßt mich freundlich mit einem “Hos geldiniz” (Herzlich willkommen), erkennt mich natürlich gleich als Fremde. Ein junger Mann kommt und will Tee verkaufen. Ich lehne dankend ab. Er ist ein bißchen nachdrücklich, will seinen Tee verkaufen. Die Oma sagt etwas zu ihm und er gibt mir einen Tee in die Hand mit einem Nicken zu der Oma. Ich verstehe, sie habe mich eingeladen. Ich ahne schon Schwierigkeiten. Die Oma nimmt “chok” (viele) Zuckerwürfel in den Tee. Nun will der junge Mann sein Geld. Sie ist erstaunt und kann nicht recht verstehen, damit hatte sie nicht gerechnet, daß sie zahlen soll. Ungläubig schaut sie den jungen Mann an. Nach dem Austausch weiterer Blicke, weniger Worte und mehr Zögern von Seiten der Oma als von Seiten des jungen Mannes, greift sie in ihr Dekollete, unter die vielen Schichten, tastet nach der Börse, zieht sie hervor (“Es ist nicht das ich kein Geld hätte, aber...”). Der Tee fällt vor lauter Hantieren um. Ihre Schuhe werden naß und ihre Socken auch und neben ihr ist eine große Teepfütze. Ich bin schneller und zücke mein Geld und zahle. Die Oma bekommt neuen Tee von dem jungen Mann. Ich versuche ihre Schuhe mit dem Taschentuch zu trocknen und der junge Mann holt einen Aufnehmer, weil die Oma die Pfütze im Rahmen ihres weiteren Hantierens nicht berücksichtigt und überhaupt ohne Sorge ist. Mine kommt endlich und ich erzähle kurz. Und richtig: das mit dem Bezahlen des Tees versteht die Oma nicht, findet es völlig abwegig und respektlos, einen Gast zahlen zu lassen und dann auch noch für Tee, das kann man doch nicht machen. Sie habe immer ein Lamm geschlachtet, wenn ein Gast kam und “wenn ihr zu mir kämt, ihr Süßen, würde ich auch ein Lamm schlachten” Sie lacht. “Aber nun sagt doch mal, wo wollt ihr denn hin?” Wir berichten. “Wenn ihr zu mir ins Dorf gekommen wäret, hättet ihr doch bei mir bleiben können, da hättet ihr doch kein Hotel gebraucht”. Wir wollen aber auch wissen, woher sie kommt und wohin sie will. Nach Ankara will sie und sich beschweren, über den Bürgermeister und die anderen im Dorf, die ihr ihren Garten weggenommen haben. Sie hatte alles Äpfel, Birnen, Weintrauben...alles. Sie will in Ankara zu den Behörden und das beklagen. Wir fragen uns wie sie die Reise und den Rest bewerkstelligen will, aber Proviant hat sie dabei. Wir wünschen ihr alles Gute. Sie ist entzückend und voller guter Ratschläge für uns und drückt uns und küßt uns zum Abschied. Wir sie auch.
Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt und gehen in das empfohlene Zweisterne-Hotel Malatya Büyük Otel. Das Zimmer, das wir uns angucken ist blitzsauber, klein und fällt noch unter die Kategorie “freundlich”. Ich finde es “ok”, das “geht doch”. Mine guckt mich streng an “Reicht uns das denn?”. Naja. Wir gehen wieder an die Rezeption und Mine erklärt dort -wie ich später in der Übersetzung erfahre- wir kämen aus den Bergen und wären deren Weite gewöhnt und könnten es in solch einer Enge (wie dem Zimmer) einfach nicht aushalten. Der Mann versteht das zu meiner Überraschung sofort und gibt uns zwei miteinander verbundene Räume mit vier Betten. Super.
Wir ruhen ein bißchen und gehen dann in die quirlige Stadt. Finden ein schönes Restaurant in einem alten Malatyahaus und essen Hausmannskost: Manti und “Anali kizli” Köfte (“Mutter und Tochter”, große gefüllte Icliköftebällchen und kleine Bulgurkugeln in Soße). Danach ein wunderbarer Nachtisch (“cizciz” oder so ähnlich, frittierte Teigbällchen gefüllt mit Wallnüssen und darüber Sirup). Danach gehen wir noch auf den Basar. Natürlich findet man getrocknete und frische Aprikosen in allen Variationen. Dafür ist Malatya berühmt und sie sind wirklich köstlich.

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