Dienstag, 7. Juli 2009
21.6.09 Solhan
Ein schöner Morgen. Wieder trinken wir Kaffee im Bett und lesen dabei über Elazig, unser nächstes Ziel. Eigentlich wollte Nihals Schwager uns zu einer Sehenswürdigkeit in der Nähe fahren. Heute ist aber plötzlich sein Schwiegervater gestorben und vieles muß erledigt werden und das Haus ist voller Gäste. Das geht natürlich vor. Wir machen stattdessen mit Nihal einen Spaziergang, der unmittelbar hinter ihrer Schule beginnt. Nach kurzer Strecke kommen wir in ein kleines Dorf, sehr schön gelegen zwischen den Feldern auf einem Hügel. Die alten Häuser sind urig. Ein Bauer kommt mit seinem Traktor und darauf seinen Helfern von der Arbeit nach Hause. Er läd uns freudig ein, mit ihm Ayran zu trinken. Wir lehnen dankend ab, wollen noch ein bißchen gehen und schlagen die Richtung über die Wiesen ein. Zwei Männer sensen im Gleichklang, schärfen alle paar Minuten das Blatt der Sense. In der Nähe steht ein Mann, den wir fragen, wo wir wieder auf einen Weg kommen werden. Er hat einen wenige Wochen alten Hund bei sich, den ich erstmal ausgiebig kraule. Er und ich, wir genießen das ungemein. Der Mann schickt seine beiden Jungen mit uns mit, uns den Weg durch die blühenden Wiesen zu zeigen. Der Hund folgt. Wir gehen entlang kleiner Pfade, begleitet von dichten Kricks und Hecken und langen Reihen alter Weiden, die einen Bach säumen, der durch die Wiesenlandschaft läuft und feuchte Senken hinterläßt. Es ist wunderschön hier. Die Jungen begleiten uns, bis wir in einen alten Dorfweg einmünden. Er ist gesäumt von ebenfalls Hecken und Bäumen, hier und da führt ein Gatter in einen Garten. Die Jungen verlassen uns. Zunächst zu unserer Belustigung, später mehr und mehr zu unserer Ratlosigkeit folgt uns der kleine Hund. Die Jungen bedeuten dem Hund den Weg hinter uns her und gehen rasch weg. Der Kleine ist fortan dabei, nichts kann ihn abschütteln. Arglos ist er und das Beste von uns annehmend, den Kraulern und Lächlern, die wir sind. Was machen wir nur? Seine kleine Hundeseele so finster hintergehen? Ihn abhängen und damit quasi aussetzen? Mine spricht eindringlich zu ihm und weist mit dem Finger zurück, beugt sich dabei runter zu ihm, die Hände auf die Knie gestützt und findet ihn auch süß. Ich weiß auch nicht mehr, was ich wünchen soll. Daß einen jemand, z.B. der Hund, vor vollendete Tatsachen stellt und fortan dabei ist? Wir Menschen gehen durch ein Gatter und schließen es hinter uns, er quält sich darunter hindurch. Wir sind ratlos, denn wir sind schon weit entfernt von seinem Heim gemessen an seiner Schrittlänge. Müde wird er auch. Wahnsinnig gern hätte ich Dich, höre ich eine Stimme in mir. Er kann nicht mehr mithalten, der Abstand zwischen ihm und uns vergrößert sich. Ihn einfach zurücklassen? Liderlich. Ich weiß schon nicht mehr ein noch aus, als er auf ein paar Kinder trifft die ihn auch süß finden und sich (hoffentlich) seiner annehmen und nachgiebige Eltern haben könnten. Kommen irgandwann wieder an der Schule heraus und Nihal ist begeistert von ihrer nahen Umgebung, die sie auch nach mehreren Jahren in Solhan nicht kannte. Gehen Eis essen im Ögretmenevi. Lernen dabei zwei ihrer Kollegen kennen. Danach kaufen wir ein fürs Abendbrot und holen Tickets für uns für den Bus morgen nach Elazig. Kochen gemeinsam Auberginensalat mit Knoblauch und Käsepide.
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