Freitag, 31. Juli 2009

19.7.09 Mersin

Ramazan macht wie immer das Frühstück. Keine weitere Hand findet dabei ihren Platz. Das ist sein Hoheitsgebiet. Wir sprechen davon, ins Dorf zu Mines Mutter zu fahren. Ramazan, der dort ja ein Zwischenstopp eingelegt hat, rät eher ab angesichts der Stimmung, die er antraf und den Kommentaren zu unserer Reise. Das alte Ränkespiel der Eifersüchtigen und Empörten, die sich zurückgesetzt fühlen, ohne mehr spüren zu können, wie wichtig sie sind und wir destruktiv.
Wir packen unsere Monster während Ramazan nachdenklich an der Balkonbrüstung lehnt. Seine Fürsorge siegt und ohne uns zu fragen bestellt er jemanden, der uns die 300m bis hoch zur Hauptstraße fährt, wo wir einen Dolmus nehmen können. Ramazan begleitet uns. Der Abschied ist traurig und herzlich zugleich. Ein Zusammen von Mine und Ramazan ist unmöglich und wenn einer nicht aufhört zu warten, bleibt allen ein Kloß im Hals. So fahren wir beklommen in Richtung von Mines Dorf. Entscheiden auf dem Weg, in Mersin auszusteigen. Schleppen unsere Säcke ins Ögretmen evi (Haus der Lehrer) und sitzen dort lange im Teegarten und denken beeindruckt und aufgewühlt an die Begegnungen der letzten Tage. Sprechen von Ramazan, der Tragik des sich Trennens, dem Warten und Hoffen und der Schwierigkeit der Einsicht. Mine fragt im Ögretmen evi, ob sie Zimmer frei haben. Ich warte im Teegarten. Sie kommt wieder und beschreibt mir das Zimmer als einach, aber sauber und akzeptabel. Ohne selber einen Blick darauf zu werfen, stimme ich zu zu bleiben. Als ich das Zimmer betrete, muß ich zugeben, daß das Bettzeug sauber ist, es neue Fenster gibt (mit Fliegengittern) und eine Klimaanlage, alles andere gehört aber weggesprengt. Nicht auszudenken, wenn ich Mine diese Unterkunft vorgeschlagen hätte. Kategorische Ablehnung. Ich ahne, wie zerüttet Mine von den letzten Tagen ist, angesichts ihrer Zustimmung zu diesem Loch. Sie denkt vielleicht: Lieber mit sich selber im Frieden in dieser Bruchbude als in dem goldenen Käfig in der Wohnung Erdemli. Wir halten eine Mittagsruhe auf unseren Betten, den einzig berührbaren Gegenständen im Zimmer. Gehen dann essen, was uns meist hilft. Schlendern dann runter zur Promenade und zum Hafen, sitzen dort an der Mole. Auf dem Rückweg kommen wir am Hotel Nobel vorbei, Mine schlägt vor, mal reinzugucken. ??? Wunderbar im Vergleich zu unserem Ögretmen evi. Wir sitzen in der Lobby, um nachzudenken. Unaufgefordert bekommen wir Tee und Wasser gebracht, der Kellner merkt an, wir sähen so erschöpft aus. Entscheiden uns zum Umzug ins Hotel Nobel, ungeachtet der Tatsache, daß wir die andere Unterkunft schon bezahlt haben. Holen unsere Rucksäcke und trinken danach Cappucino. Trotz unseres schönen Hotels verbringt Mine einen Teil der Nacht wegen schwerer Mückenverletzungen wieder auf der Bettkante.

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