14.4.09
Am Morgen gehen wir noch in die Konditorei und holen von den Köstlichkeiten. Danach ist es kein großes Problem, einen Bus zur Fahrt nach Antakya zu finden, auch Taxis könnte man jede Menge haben. Wir warten lange im Büro unseres syrischen Busunternehmens, machen dann einen kleinen Spaziergang und kommen zu einer türkischen Konkurenz. Sofort werden wir zum Tee eingeladen und Mine unterhält sich nett mit den Leuten. Bald darauf fährt unser Bus. Dort treffen wir Steff, eine junge Deutsche, die wir schon aus Mar Musa flüchtig kennen. Sie ist Tischlerin und ist als Wandergesellin seit 4 Jahren unterwegs durch die Welt, wir unterhalten uns gut. Wir kamen im Gespräch mit ihr auf eines unserer Erlebnisse aus Aleppo, das wir an dieser Stelle erzählen. Natürlich ist Syrien kein demokratisches Land. In jedem Büro und öffentlichen Gebäude hängen Bilder des regierenden Saatspräsidenten, meist sogar des Dreigestirns aus Bashar al-Asad (Staatspräsident seit 2000), seinem Bruder Basil (verstorben) und seinem Vater Hafiz (war 30 Jahre Staatspräsident bis 2000). Wir kamen aus dem Nationalmuseum als uns ein Mann ansprach. Nachdem geklärt war, woher wir kommen und was wir von Beruf sind, erzählte er uns, daß es 30km von Damaskus entfernt ein Gefängnis mit 3000 politischen Gefangenen gibt, die dort ein mindestens jämmerliches Leben führen (seine genaue Wortwahl wissen wir nicht mehr). Er bat uns, uns in Deutschland unbedingt an Amnesty international zu wenden und das zu berichten. Während des Gespräches schaute er sich immer wieder um, als wolle er sicher gehen, unbeobachtet zu sein. Plötzlich schwenkte das Gespräch um und er erkundigte sich, was man gegen sein gelegentlich auftretendes Hautjucken machen könne. Außerdem gab er an, Münzen zu sammeln und fragt, ob wir Münzen aus unserem Land hätten. Von der Mischung seiner Anliegen sind wir erst mal verwirrt. Er gibt vor, Englischlehrer zu sein, ist einfach gekleidet. Wir verabschieden uns nach einigem hin un her höflich von einander, nachdem er seine erste Bitte nochmals eindringlich wiederholt hat. Wir trennen uns und es vergehen nur wenige Sekunden, bis uns ein gut gekleideter junger Mann anspricht, sich auf das Gespräch mit dem Englischlehrer bezieht und sagt, er kenne den Mann, er sei nicht ganz in Ordnung und wir sollten uns nicht irritieren lassen von dem, was er uns vielleicht erzählt hat. Wir versichern, daß alles in Ordnung ist und gehen weiter. Es scheint keine Frage, daß dieser Staat in großem Maße, seine Bürger observiert und sicher auch ggf. sanktioniert. Das Schreiben einer systemkritischen Internetseite reicht sicher, um in den Maschen des Netzes hängenzubleiben und ins Gefängnis zu wandern oder ähnliches.
An der Grenze, gab es natürlich Komplikationen wegen uns, weil unser Visum nicht verlängert war (!!) und nur 14 Tage galt. Wir mußten nach einigem Erklären, daß das die Information im Immigration office war, zu einem der oberen Beamten (großes Büro, drei goldene Sterne auf jeder Schulter), der sein Gespräch aber für einen Blick auf uns nur für den Bruchteil einer Sekunde unterbrach, ein für uns nicht erkennbares Zeichen gab, so daß wir wieder in der Schlange am Schalter unseren Stempel bekamen und ausreisen konnten. Er hat sicher gesehen, daß wir kleine Fische sind. Dann gab es die Gepäckkontrolle. Alles wurde aus dem Bus gezerrt und geöffnet zum Durchsuchen angeboten. Ein Mann der mich gebeten hatte, für ihn ein Packet Zigaretten anzunehmen und über die Grenze zu bringen (was ich nach Aufschrei von Mine und eigener Überlegung nicht tat) wurde neben mir gefilzt und die Grenzpolizei holte bestimmt 20 Handyakkus aus einem Seitenfach seines Koffers. Die Busfahrer waren da resoluter. Sie stellten eine Flasche Hochprozentiges neben eine junge Frau aus Frankreich und ihren Rucksak mit dem Kommentar, “Die bleibt hier stehen”, was irgendwie keinen Einwand duldete und auch nicht erhielt. Benzin wurde sowieso geschmuggelt. Wurde im Niemansland aus kanistern in den Tank umgefüllt, wie man gut sehen konnte (1l Benzin in Syrien ca. 0,35 Euro, in der Türkei 1,50 Euro). Danach ging es weiter. Die Türkei kam uns vor, wie ein grünes, saftiges, üppiges, reiches Land in dem alles propper ist und wohl geordnet, im Vergleich zu Syrien auch ist. In Antakya bekamen wir gleich eine Weiterfahrt nach Adana in einem der luxuriösen türkischen Busse mit Angebot von Tee und Kaffee und Kaltgetränken und Cologne. Wir fuhren dort mit dem Servicebus in die Stadt und schleppten unser Gepäck dann zu unserem Cukurova Parkhotel, bekamen auch ein Zimmer, merkten aber erst spät, daß das Fenster nur eine Atrappe war und fühlten uns fortan wir gefangen. Konnten erreichen, daß der Lärm aus dem Versorgungsschacht hinter dem Fenster für die Zeit der Nachtruhe abgeschaltet wurde. Nun ja. In dem Hotel arbeiten, wie schon gesagt, viele Leute aus dem Dorf von Emine und wir erfahren gleich, daß Mines Tante (Frau des Bruders von Emines Mutter) am Vortag beerdigt worden ist. Gingen danach essen (dicke Bohnen mit Reis und Okraschoten mit Lamm). Danach haben wir versucht, für morgen die Märkische Bank zu finden, wo Mine was erledigen muß wegen der Rente ihrer Mutter. In unserem Verlies mit bereits tropfender Nase widerwillig eingeschlafen (wegen des fehlenden Fensters, was wirklich sehr irritierend ist).
Samstag, 18. April 2009
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