Montag, 6. April 2009

2.4.09 Palmyra

Heute morgen Frühstück um 7:30 mit Alberto unserem Italiener (spricht gut Deutsch, hat lange in Tübingen und Berlin am Max Planck Institut geforscht). Dann ging es mit dem gemieteten Fahrer los zum Qasr al-Hair ash-Sharqi (östliches Wildgehegeschloß), einem umayyadischen Wüstenschloß aus dem 8. Jahrhundert. Es ist die älteste befestigte Anlage aus frühislamischer Zeit, die erhalten ist. Ca. 100km ging es durch die karge, meist flache, steinreiche Wüste. Noch lange hinter Palmyra sind unsere treuesten Begleiter durch die Landschaft wehende und im Gestrüpp hängende Plastiktüten und ihre Reste, schwarz, weiß und blau, mal wie ein Ballon, mal wie ein Segel, mal ein Fetzen. Sie sind in dieser Wüste ein ganz eigenes Stilelement für das nach Anhaltspunkten suchende Auge. Die Straße ist erst gut, wird danach aber schlechter. Eine heiße und staubige Fahrt durch das flache Gelände, in dem sich wenig befindet. Ab und zu ein paar Schafe und Nomadenzelte, selten mal ein anderes Auto oder ein Lkw. Die Straße wurde über lange Strecken ausgebaut und repariert und man fragt sich leicht irritiert für wen diese gewaltigen Anstrengungen unternommen werden. Unser Fahrer fährt mit seinem schönen neuen KIA an einer Stelle über ein paar größere Steine, die markieren, daß man hier nicht weiterfahren soll, es rumpelt und knirscht unter dem Auto gefährlich (wenn man das Geräusch hört, weiß man nicht, ob es ab jetzt besser ist weiter vor- oder besser rückwärts zu fahren). Unsereiner hätte jedenfalls bald gebremst und sich neben das Auto geworfen, um nach dem Rechten zu sehen. Aber: Don’t worry. Die Fahrt ging ohne Unterbrechung weiter. Alberto übte aus seinem Vokabelheft Arabisch. Der Fahrer versuchte die gemeinten Worte zu erkennen und verbesserte die Aussprache, die Alberto dann in seinem Heft notierte. Er lernt, wenn er in ein Land reist immer zweihundert Worte der Landessprache, die nützlich sein können und einige kurze Sätze. Das hat uns gut gefallen. Ankunft am Wüstenschloß, das sich in bedauernswertem Zustand befindet, da scheinbar aus Sandstein gebaut. Immer mehr zerfällt alles, an einigen Stellen wurde eine Restauration begonnen, das aber schlecht (z.T mit Beton). Wüßten aber auch nicht, wo man in dem riesigen Haufen Steine und Erde anfangen sollte. Von weitem sehen wir ein Motorrad zu uns herankommen mit zwei Männern, die uns aus der Ferne kommen sahen, und uns nun Tickets für das Schloß verkaufen wollen. Noch zwei weitere Touristen sind da, sonst niemand.. Ziehen nach einer Stunde Besichtigung wieder ab. Auf dem Rückweg sehen wir eine Ansammlung von LKWs am Wegesrand, ein Viehmarkt, ein richtiger Beduinenmarkt. Wir bitten den Fahrer zu halten und trauen uns auf den Markt. Hier sind Beduinen (99% Männer), die ihre Schafe und Ziegen und Hühner verkaufen. Tiere wurden beguckt, befühlt, verladen, hin- und hergezerrt. Frauen sah man kaum, dafür Kinder. Wie gehen umher und fotografieren, werden auch beguckt, aber freundlich geduldet. Es gibt auch einen Stand mit Lebensmitteln, Zigaretten, Waschpulver, Seife, Kräutern, Tee. Mine und ich guckten uns die Sache zaghaft an und werden gleich in das Verkaufszelt hinter die Reihe großer Schüsseln mit Linsen, Bulgur, Reis, Nudeln geladen, wo wir unversehens arabischen süßen Tee bekamen. Wir saßen mit mehreren Männern im Kreis, ein Mann sprach etwas Englisch und es war spannend und schön dort zu sitzen und dem Treiben zuzuschauen. Alberto und unser Fahrer kamen dazu. So hatten wir uns das erträumt, die alten Steine sind nicht das (einzige), was uns wirklich neugierig macht. Alberto hat die Tiere fotografiert und Mine und ich Kinder, die ohne Unterlaß munter vor unsere Linse sprangen und auch alle an die Reihe kommen wollten. Es ist eine so andere Welt. Wir hätten noch ewig bleiben mögen, aber man hat dann irgendwann auch alles genug aufgemischt und geht dann besser, zumindest wenn man nicht mal miteinander sprechen kann und das Lächeln mühsam wird und die Kinder immer übermütiger. Fahrt zurück glücklich durch Staub und Hitze. Danach Mittagspause, Wäsche waschen, Mittagessen Tee mit Alberto und Gespräch über seine endlosen Reisen, Italien, seine 99-jährige schwerhörige Mutter in Mailand und ihre herrische Art, die Mafia (Sizilien), die Camorra (Neapel) und eine dritte ähnliche Verbindung, die uns nicht mehr einfällt.
Danach Gang auf die Burg Qala’at Ibn Ma’n (von Mamluken errichtet), unsere Hausburg hier in Palmyra zum Sonnenuntergang. Die Burg ist wunderschön, der Ausblick von dort auf die Ruinen und die grüne Oase und das Tal der Gräber mit seinen Grabtürmen sowie die umliegende teils flache, teils hügelige Landschaft - sehr beeindruckend. Danach Abstieg von der Burg und vom Berg und Gang nach Hause.

Ein bißchen zu Palmyra:
Palmyra, ehedem Tadmur, wurde bereits im 2. Jahrhundert vor Chr. eine Stadt. Sie war dank ihrer Oase eine wichtige Karawanenstation auf der Handelsroute vom östlichen Mittelmeeer nach Indien. Das Volk von Tadmus sprach Aramäisch. Lange herrschte hier die berühmte Königin Zenobia, die die Unabhängigkeit Palmyras von Rom erkämpfte. Unter ihr dehnte sich das Reich aus bis nach Anatolien und kam zu großer Blüte.

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