Mittwoch, 1. April 2009

30.3.09 Hama

Heute ging es um neun wieder los mit unserem Fahrer Omar und unseren beiden Engländern in dem alten Mercedes. Ein kühler, aber sonniger Tag. Wir alle sind noch müde vom gestrigen Tag und sitzen lange schweigend zusammen. Wir fahren zunächst nach Mysiaf. Die Stadt hat nicht viel zu bieten, scheint es, liegt aber in einer fruchtbaren grünen Gegend. Dort Besichtigung der schönen Burg und wunderbare Aussicht. Die Festung ist ursprünglich byzantinisch, wurde aber im 12. Und 13. Jahrhundert ausgiebig von den Ismailiten restauriert. Dann weiter zum Krak de Chevaliers (Qala’at al-Husn). In der wechselvollen Geschichte ist sie lange ein Johanniterorden gewesen, der ein Etappenziel auf dem Weg von Jerusalem darstellen sollte. Lange war sie ein Bollwerk gegen die Muslimen, denen schließlich aber doch die Eroberung gelang (1271). Die wichtigste Bauphase der Burg war zur Zeit der Kreuzfahrer zwischen 1150 und 1250. Auf der Burg wurde gerade ein libanesicher Film gedreht mit vielen grauenhaft schlecht kostümierten Komparsen und Schauspielern, Pferden, Kamelen, mittelalterlicher Marktszene und einem einzigen Chaos. Dazwischen die Touristen. Man konnt hier kein Fortkommen erkennen. Der arme Regisseur. Beim Rundgang sahen wir ein Turmzimmer, daß mit einem Himmelbett ausstaffiert war, bestimmt für eine Liebesszene o.ä., Die Kissen auf dem Bett hatten ein so unpassend geblümtes Muster als wären sie gerade von einem anatolischen Sofa genommen. Die ganze Dekoration war nur grob angetackert und hing bereits hier und da schief. Dann Mittagessen mit einem schönen Ausblick in die Berge um das Krak: Jede Menge Meze: Humus, frittierter Blumenkohl, gedünsteter Gömec, Zuccini gebraten und angemacht, Auberginensalat püriert, Kartoffeln mit Petersilie, Oliven, Möhren, Cacik, gebratene Aubergine, gemischter Salat, dann gegrilltes Huhn mit Koblauch und Zitrone und Olivenöl sowie Pommes. Dabei Unterhaltung mit Pauli, die an der Kunsthochschule mit Dyslektikern arbeitet. Das war sehr interessant. Ursprünglich ist sie Kunsthistorikerin. Es gibt scheinbar eine auffallende Häufung von Dyslexie bei Studenten der Architektur und von Kunst und Design. Sie meinte, offiziell gehe man davon aus, daß 1/3 der Kunst- und Designstudenten eine Dyslexie haben. Inoffiziell haben wahrscheinlich 2/3 eine und nach ihrer eigenen Erfahrung haben 90% eine Dyslexie. Die Ursache ist letztlich scheinbar eine Kurzzeitgedächtnisstörung, die es erschwert, gelesene und gehörte Wortinformation aufzunehmen. Man hat das lebenslang in dem ein oder anderen Grad, wenn man es denn hat. Habe ein bißchen von mir erzählt und meine, daß ich auch zu der Gruppe gehöre. Mine sicher auch. Das hat mich sehr bewegt und fasziniert, was sie erzählt hat und sie wird weitere Infos schicken. Ich muß dem unbedingt weiter nachgehen. Sind dann durch eine blühende Landschaft zum Meer nach Tartus gefahren. Dort Besichtigung der Kathedrale Notre Dame de Tortosa, in der ein Museum untergebracht ist: Die Sarkophage liegen zum Teil noch in den Holzkisten (schon sehr lange möchte man meinen), in denen sie zum Transport verpackt wurden, schlecht gepolstert und zum Teil zerbrochen, haufenweise Amphoren wie vom Meeresgrund, Funde aus Amrit. Die Kathedrale selber ist sehr schön wenn auch schlicht, innen gotisch, außen wie eine Festung anmutend. Sie wirkt fast umbaut von dieser Hülle.. Besonders gut hat uns die ehemalige Zitadelle gefallen. Hier befindet sich, umgeben von einem Burggraben, die Altstadt, die in und auf die erhaltenen Mauerteile und Gebäude der Zitadelle gebaut wurden. Das ganze wird mit EU-Mitteln zum Teil zu erhalten versucht. Das ganze ist nicht wirklich pitoresk, eher originell und zu einem Erkundungsgang einladend. Haben dort Tee in einem verlassenen Café (bestimmt eigentlich für Männer gedacht) getrunken und danach tobende Kinder beobachtet, die dann alle fotografiert werden wollten und wurden. Dann kurzer Gang zu einem kleinen Hafenteil, offensichtlich mit Booten, die zu der kleinen vorgelagerten Insel Arward fahren. Blick auf den etwas entfernt liegenden geschäftigen Hafen, die Promenade mit den vielen spazieren gehenden Menschen, und die Häuserzeile, die an den Strand grenzt, in wunderbarem Abendlicht. Zwei Frauen bieten uns an, an einem Stand gekochte dicke Bohnen mit Kreuzkümmel und Salz bestreut und darüber Zitrone und Granatapfelsaft zu probieren. Lecker. ,Dann in der Dämmerung und später im Dunkeln angespannte Fahrt nach Hause auf der “Autobahn”. Hier konnte man tagsüber trotz mehrspuriger Straße jederzeit am Rand halten um Erdbeeren an kleinen Ständen zu kaufen. Kamen spät nach Hause, wieder in die Saftbar und mühsames Erstellen der Rechnung im Hotel mit den Mädchen an der Rezeption und Reservierung des Buses für den morgigen Tag.

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