Donnerstag, 16. April 2009

6.4.09 Damaskus

Heute ist unser 14. Tag in Syrien, unser Visum gilt laut Paß 15 Tage. Wir lassen uns mit dem Taxi in das Immigration Office von Damaskus bringen, um das Visum zu verlängern. Man läßt uns auf ein Haus deutend aus dem Taxi und wir sehen ungläubig ein etwas schäbiges, unscheinbares Gebäude, eingebettet in wartende Menschen. Wir kämpfen uns mit Nachfragen in den dritten Stock, der unser Anliegen zu bearbeiten scheint. Auch hier alles voller Menschen. Hinter den langen Tresen sitzen Schulter an Schulter rauchende und arbeitende Polizisten. Kein Computer ist zu sehen, dafür Unmengen von Papier, gestapelt, gebündelt, aufgereiht, zum Teil in Säcke genäht, in langen Regalen und ab der Erde aufwärts. Die Beleuchtung ist zwielichtig. Die Menschen mit den Anliegen beugen sich über die Tresen, versuchen, sich Gehör zu verschaffen. Uns sinkt angesichts der Undurchschaubarkeit dieses trubeligen Ortes und seiner Arbeitsweise ein wenig der Mut und wir beginnen zu bedauern, daß wir Pater Eliaas nicht mitgenommen haben, der das angeboten hatte. Wir sehen, daß hier mit vornehmer Zurückhaltung kein Weiterkommen ist. Mine und mir stehen die Haare zu Berge. Mine weist mich a n, irgendeinem Beamten unsere Pässe einfach entgegen zu strecken, was ich tue. “What do you want?”, “Stay one more week.” Ein junger Mann erklärt, daß unser Visum sowieso vier Wochen gilt, obwohl unser Visum im Paß unter Duration nur 15 Tage als Dauer ausweist. Er erklärt, unser Visum verwende noch einen veralteten Stempel/Aufkleber. Da unser Syrienführer von 2006 schon so etwas schreibt und wir von der Aussicht, in dieser Behörde keine weiteren Formalitäten erledigen zu müssen, so ungemein erleichtert sind, sind wir gewillt der Aussage des Beamten zu glauben. Das eine Botschaft allerdings seit Jahren nicht schafft, einen Visumaufkleber zu berichtigen, zieht einige Fragen nach sich. Mine faßt in einigen empörten und markanten Sätzen zusammen, die man hier nicht zitieren kann. Jedenfalls erinnert sie in Syrien viel an die Türkei in den 70er Jahren. Wir schlendern an der nahegelegenen Uni entlang und finden schließlich das Nationalmuseum. Sehr viel ist zu sehen aus den vielen Ausgrabungsstätten Syriens. Endlich versteht man warum dort draußen vor Ort alles so leer und abgegrast ist. Doch hier im Museum ist alles wie eine endlose, irgendwie entseelte Aufzählung, aus dem Zusammenhang genommen, man flaniert an allem entlang, ohne wirklich etwas zu begreifen vom Gang der Zeit. Die Beschriftungen sind dürftig, dazu nur in Französisch und Arabisch. Wenig Fantasie ist auf die Darstellung verwendet. Naja wenigstens ist ein bißchen was gerettet vor den Menschen, die die alten Bauwerke abtragen, um aus den Steinen neue Häuser und Ziegenställe zu machen, vor Grabräubern, die alles ein paar Sammlern verkaufen, der Feuchtigkeit und dem Vandalismus. Gehen dann zu dem von Sinan erbauten Tekkiye Sulaimaniya, einem Komplex aus Moschee und Madrasa. Seit Jahren wird hier alles im Zeichen der syrisch-türkischen Freundschaft gemeinsam restauriert, was aber noch nicht dazu geführt hat, daß man einen Blick hineinwerfen könnte. arbeiten sieht man leider auch niemanden. Mal abwarten...Gehen dann zum ehemaligen Hidjaz-Bahnhof. Später Gang in die Altstadt: Kaufen in einem CD-Laden Raubkopien von CDs der berühmten Sängerin Fairuz und Umm Kulthum und einem dritten Sänger, klassische arabische Musik alles. Zahlen für 3 CDs 75 syrische Pfund (= 1,25 Euro). Als wir abends nach Hause kommen, es wird schon dunkel und es kühlt sich merklich ab, ist keiner zu Hause und wir sitzen lange vor der Tür. Haben wir etwas falsch gemacht und unsere Gastgeber verärgert, etwas mißverstanden? Sitzen wir vor dem falschen Haus (Türschild in arabisch kann man nicht lesen, Hausnummer gibt es nicht, Straßennamen gibt es auch nicht, kein Vorgarten, an dessen Bewuchs man was erkennen kann, die Häuser alle irgendwie ähnlich, wenn man vor ihnen steht und an ihnen hochguckt (zurücktreten ist ja in den Gassen nur eingeschränkt möglich)? Gehen nochmals um den Block, finden nix erfolgversprechenderes. Streiten wieder. Rufen schließlich Pater Eliaas an, der in der Kirche ist. Seine Eltern besuchen den Bruder, kamen dann von Eliaas herbeigerufen. Wir waren verunsichert und durchgefroren und mußten uns unter den “sorrys” der sehr lieben Mutter wieder beruhigen. Abend auf dem Sofa, mit den türkischen Serien und der raren Unterhaltung. Essen (Reis mit kleinen Nudeln und Kartoffeln, dazu Salat und Brot) mit den Eltern.

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