Freitag, 24. April 2009
22.4.09 Dorf
Wir sind heute mit Hüri verabredet, wollen mit ihr in die Berge. Ob sie wohl wirklich ihre viele Arbeit unterbricht und mit uns loszieht? Während wir frühstücken kommt sie tatsächlich, sie habe einen Esel besorgt und andere Vorbereitungen gemacht. Wir sollen für das Picknick nur noch Brot und Zucker für den Tee mitbringen, für alles andere sorgt sie. Wir sind noch nicht fertig und es wird besprochen, daß sie noch eine Stunde in einem ihrer Gärten arbeitet und wir sie dort abholen. Die Leute hier haben in der Regel mehrere Gärten, die in einer der Himmelsrichtungen in unterschiedlicher Entfernung zum Dorf liegen. Ich höre, wie sich Mine und Hüri lange verständigen und sehe sie Richtung Berge zeigen und gestikulieren über rechts, links und die Mitte. Die Beschreibung könnte im Rückblick beinhaltet haben: zum Dorf raus, der Fluß rechts, links der Berg und hoch, das Haus dort drüben und “dahinter” und “ihr seht mich schon”. Wir gehen los. Es fängt an zu regnen und wir stellen uns kurz unter. Später erneute Tropfen ohne Möglichkeit sich unterzustellen. Wir gehen weiter durch endlose Gärten mit Kirschen, Wallnüssen, Maulbeerbäumen, Wein, Äpfeln und rufen nach Hüri und lauschen auf einen Esel und fragen andere Leute in den Gärten nach Hüri. Von Hüri keine Spur. Wir wollen den Fluß queren, der recht viel Wasser führt wegen der Schneeschmelze. Schnell finden wir eine geeignete Stelle und ich springe von Stein zu Stein rüber. Wir versuchen es an dieser und vielen anderen Stellen für Mine mit ausgestreckter Hand und Entgegenkommen und Zureden und “Guck nicht runter”. Mine macht keine Anstalten zum Sprung. Bestimmt sind die Steine (der von dem man abspringt und der auf dem man landet) rutschig und ihre Beine sind viel kürzer als bei mir. Ich sehe Mine mal ratlos, mal sich sammelnd, mal Steine schleppend und in den Fluß werfend als weiteren Halt für einen der Füsse. Auch die richtige Brille wird über den Fluß gereicht, damit das Auge die richtige Entfernung zum Sprung erfassen kann. Ich springe hin und her über den Fluß und versuche weiteres mit Locken und Bestärken und das “Gibt es doch nicht” und “Jetzt spring halt mal”. Es endet in völligem Entnervtsein auf der einen Seite des Flusses bei Mine und auf der anderen Seite bei mir. Ich versuche es weiter mit “Dann spring halt rein in den Fluß” und “was soll schon passieren, außer das du naß wirst”. Ich spüre eine gewisse Ausweglosigkeit und auch leichten Ärger. Ich zeige es noch ein letztes Mal wie es geht, springe leider etwas zu kurz und lande im Fluß, vom Stein nach hinten gerutscht. Ich bin ein bißchen sprachlos und Mine auch angesichts der Entwicklung, die die Ereignisse genommen haben. Gehe aus dem Wasser und öffne die völlig nassen Bergschuhe, um das Wasser auszugießen und die Strümpfe auszuwringen. Bei Mine ist das Eis jetzt gebrochen, sie zieht Schuhe und Strümpfe aus und watet auf die andere Seite. Wir ziehen beide auf der vermeintlich richtigen Seite des Flusses die Schuhe wieder an und gehen sprachlos weiter, Hüri zu finden. Mine stolpert und haut sich das Knie auf. Wir beenden die Suche in einem der Gärten des Onkels, legen uns in die Sonne und essen jeder Brot und schweigen ein bißchen. Ich erinnere mich, wie häufig mich diese rudimentären Wegbeschreibungen von Türken schon in die Irre geführt haben. Oft. Sie sind nie systematisch und geben keine Vorstellung vom Raum und seiner Ausdehnung und den markanten Punkten. Vielleicht reichen sie für Vögel, die von oben das Ziel sehen, schon lange bevor sie davor stehen. Für Menschen sind sie ungeeignet. Gehen dann zurück zum Dorf. Klingeln auf dem Rückweg bei Hüri: sie war bei dem ersten Regen zurückgegangen und wir haben uns verfehlt.
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