Donnerstag, 16. April 2009
9.4.09 Maalula
Frühstück zwischen den auf den Sofas rechts nund links schlafenden Söhnen des Hauses. Die Eltern sitzen uns gegenüber auf dem Sofa. Wir sind die einzigen die essen, wie immer. Die anderen fasten wegen Ostern oder begnügen sich später mit einer Zigarette zum Kaffee. Jeder zu seiner Zeit. Der Fernseher läuft schon. Wenig später herzliche Verabschiedung und gute Wünsche und Küsse, großer Dank unsererseits für die liebenswürdige Aufnahme in der lieben Familie. Pater Eliass bringt uns zum Minibus nach Maalula. In Maalula steigen wir am Thekla-Kloster aus und gehen gleich ins Kloster hinein. Nach einigem Warten auf dem Hof kommt eine Nonne auf uns zu: “Sleep?”. Wir bejahen und sie bringt uns ohne weitere Fragen in ein schönes, sauberes, geräumiges Zimmer mit Balkon. Wir freuen uns, daß alles geklappt hat und wir bleiben können. Einen Preis gibt es nicht, man gibt hinterher eine Donation für das Kloster. Gerne. Ziehen erstmal die lange Unterhose an und noch etwas Langärmeliges zusätzlich, da es doch recht frisch ist. Der Ort liegt auf ca. 1400m. Neben uns im Kloster wohnen drei irakische Flüchtlinge, einer von ihnen, ein älterer Mann, erzählt uns das kurz. Die zwei Frauen, sehen wir meist nur im Morgenmantel über den Flur huschen. Maalula ist wirklich recht malerisch direkt an eine steil aufragende Felswand gebaut. In Maalula ist die Sprache Aramäisch noch nicht ganz ausgestorben. Es gibt am Ort auch ein Sprachinstitut für Aramäisch. Es ist die Sprache, die auch Jesu und seine Jünger gesprochen haben. Außer hier lebt sie nur noch in der Nähe von Midyat in der Türkei, wo wir auch schon waren. Über dem Ort liegt permanent ein Teppich aus religiösen Gesängen, als lausche man einem Gottesdienst. Es muß sich aber doch um eine oder mehrere Konserven handeln, kein Mensch kann doch ewig singen, auch nicht kurz vor Ostern. Wie gucken zunächst die kleine griechisch orthodoxe Kirche des Klosters an, dann die schöne Grotte der Heiligen Thekla voller Ikonen und beleuchtet mit Kerzen. Eine Nonne sitzt da und wacht über den Ort, flechtet kleine Armbänder mit einer besonderen Knüpftechnik. Ein sehr beschaulicher Ort, an dem man gerne verweilt. Gehen dann in den kleinen Ort und finden eine Bäckerei, in der schon zwei alte Männer sitzen und Tee trinken und frisches Brot essen. Das tuen wir dann auch und sind mit allem ausgezeichnet zufrieden. Dann erster Gang durch die verwinkelten und überbauten Gassen des alten Ortes mit seinen vielen Kirchen. Wir kommen nach einem Anstieg am zweiten Kloster des Ortes, dem Kloster des Sergius und Bachus, an. Hier ist eine alte Kirche, die auf den Maueren eines heidnischen Tempels aus dem 4. Jahrhundert errichtet wurde. Die Kirche ist sehr sehr alt, wahrscheinlich ist sie eine der ältesten noch genutzten Kirchenbauten der Christenheit. Nach der Probe des Hausweins (hier haben schon immer viele Christen gelebt und Wein angebaut) im Giftshop gehen wir in das benachbarte Café und trinken Café und essen Kuchen (recht teuer, 450 syrische Pfund). Dabei scheint die Frühlingssonne wunderbar auf uns. Wir gehen an einem Neubaugebiet vorbei durch die trist wirkende Landschaft bis zum Eingang der Theklaschlucht. Wir durchqueren die interessante enge Schlucht, die zum Teil von alten Gräbern gesäumt ist und kommen quasi unter unserem Balkon im Kloster wieder raus. Wollen dann die Haare waschen und sie in der letzten Sonne des Tages trocknen lassen. Im Kloster weiterhin kein Strom, daher liegt alles im Dunkeln. Die Nonnen helfen uns mit ein paar Kerzen aus der Kirche aus und die Aktion kann steigen. Leider mit nur kaltem Wasser. Wieder im Hof des Klosters spricht uns eine Nonne an “Eat?”. Natürlich gerne. Sie bringt uns in den Speisesaal der Nonnen und gibt uns Brot und Oliven und eingelegte kleine Auberginen (erst gekocht, dann viele Stunden gepresst, dann aufgeschgnitten und gefüllt mit Paprika und Wallnüssen und eingelegt in Olivenöl), gebackene Kartoffeln und Aprikosenmarmelade. Es war köstlich. Dann wieder Gang durch einen neueren Teil des Ortes, was wenig bietet für das Auge und die anderen Sinne. Gehen in das einzige Restaurant des Ortes. Hier wie überall Stromausfall. Trinken Tee, Mine raucht Wasserpfeife (Grape), später ein Glas des heimischen Rotweines (geht so) und dazu wieder Möhren mit Zitronensaft drüber und Salz. Tippen dazu endlich mal wieder für unseren Blog, was in Damaskus nicht so möglich war. Gehen nach einem schönen Abend dann zurück ins Kloster. Weiterhin kein Strom. Dusche im Licht einer Kerze und dann ins Bett, wo es einem nur verzögert warm wird.
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